Part I ~ Ancient Legends

Jude überspielte seine insgeheime Freude darüber, dass sie sich zu ihm gesellt hatte, mit einem leichten Schmunzeln. Dass sie wenige Kurse miteinander hatten, konnte durchaus sein. Dennoch wurde er das Gefühl nicht los, dass sie ihm aus dem Weg gegangen war. Aber wer konnte es ihr verübeln? Immerhin war er aus ihrer Sicht einer von den „Bösen“. Vor allem seit er alles über die Vorfälle der letzten Woche erfahren hatte, als er in England gewesen war.
»Es geht nicht nur dir so!« bestätigte er sie mit einem Nicken und grinste leicht über ihr Gekicher. Hatte sie vielleicht auch schon etwas mehr über den Durst getrunken? »Hier gibt es einfach viel zu viele Ablenkungen.« fügte er mit einem allessagenden Seitenblick auf sie hin zu.
»Du hast nichts zu trinken, soll ich dir was ausgeben?« er hatte bereits sein Portemonnaie gezückt, als würde er nur noch darauf warten, was sie trinken wollte.

Sie schenkte ihm ein glückliches Lächeln, auch wenn sie seine Worte nicht weiter überraschten, entsprang ihre vorherige Frage nur an Ermangelung von Themen, die sie beide nicht darauf hingewiesen hätte, das sie sich im Grunde gar nicht unterhalten sollten.
Doch es schien, als hätte Madeleine gefallen an dem Bruch ihrer Grundsätze gefunden. Auch wenn sie es nicht als sonderlich auffallend empfand, so war sie im Grunde doch ein Mensch, welcher sich an Regeln hielt, sie war immer in dem Glauben aufgewachsen, das jede Missachtung, kleinster Regeln ihr Leben nur verkomplizieren würde. Es war schon lange klar, das New York sie verändert hatte und ebenso der befreiende Gedanke, das sie nie wieder einen Weg finden würde, nach Hause zu gehen und sich in ihrem alten Sein zu verlieren.
Gerade als Jude sie noch etwas fragte, richtete sich ihre Aufmerksamkeit auf Alec, der seinen Zorn über Lexis Zustand, keinen Deut verheimlichte.
Ein schlechtes Gewissen drohte Madeleine zu überfallen, es verschlimmerte sich, als ihre Gedanken sich selbstständig machten, und sie unglaublich Froh war, das Jude sie davon abgehalten hatte zu den Toiletten zu gehen. Dort wäre sie Alec direkt in die Arme gelaufen, nüchtern betrachtet, wusste Madeleine das er Lexi niemals etwas schrecklicheres antun würde als ihr, mal wieder, nächtelange Alpträume zu bereiten. Jedoch hielt ihn nicht viel davon ab, aus Madeleine Kleinholz zu machen und als ihr Alphawolf würde er auch keine sonderlichen Konsequenzen daraus ziehen. Eine Gänsehaut fuhr der Werwölfin das Rückgrat hinab, bei dem Gedanken und sie wandte sich wieder dem Kunawolf zu, schien als hätte sie insgeheim Selbstmordgedanken.
Da seine Frage in ihrem Gewirr an Überlegungen untergegangen war, reimte sie sich leicht zusammen, was er gefragt hatte. Dass er etwas fragte, schloss sie aus seiner Miene, und sein gezücktes Portemonnaie verriet den Rest.
„Ja.“ Sie lächelte hohl, um sich aus der Misere ihrer Unaufmerksamkeit zu winden, aber er wartete noch immer.
„Oh, du willst wissen, was ich trinken will.“ Nun war ihr Grinsen ehrlich, und sie fuhr sich durch das dunkle Haar um etwas Beschäftigung zu finden und der Situation nicht ganz ausgeliefert zu sein.
„Ein Campari Soda, bitte.“ Ihr Blick wanderte zu dem Tisch, mit ihren Freunden, auf dem noch ein halbleerer Drink stand, von welchem sie Lexi weggezogen hatte. Vielleicht schaffte sie es diesmal, ihn in Ruhe zu trinken, aber irgendwie wusste sie, dass sich dies als eher schwierig erweisen würde.

Fröhlich brummte die alte Anlage ein Lied, laut genug den laufenden Föhn zu übertönen. Der Ton war etwas metallisch und ein leichtes Rauschen war nicht zu überhören. Das Modell war schon lange überholt und bei weitem nicht auf dem neusten technischen Stand, aber Elena hing an dem Gerät und war zufrieden als sie feststellte, dass die Musikanlage den Angriff auf das alte Hauptquartier des Kunapacks heil überstanden hatte. Die Tatsache, dass sie den aktuellen Song nicht wirklich kannte, hinderte Elena nicht daran, mit einzustimmen, der Beat war catchy und der Refrain simpel genug. Mit Haarbürste und Fingern versuchte sie ihre Haare in eine annehmbare Form zu bringen, während der heiße Luftstrahl sie trocken pustete.
Aus zusammengekniffenen Augen betrachtete sie das Ergebnis, und nickte nachdem sie sich noch einmal kurz mit den Fingern durch die Haare gefahren war zufrieden. Kurz dachte sie darüber nach, die Haare offen zu tragen, doch entschied sich letztendlich doch dafür sie in einem Lockeren Zopf zusammenzubinden. Sie strich noch einmal über die weinroten Shorts, bevor sie das Hemd, dass sie zuvor aus Finns Kleiderschrank entwendet hatte, zuknöpfte.
Sie hatte sich zwar bemüht, das Kleidungsstück unauffällig mitgehen zu lassen, hatte es einfach beiläufig hervorgekramt und mit sich genommen, doch sie bezweifelte, dass es Finn entgangen war. Es würde so oder so keinen Unterschied machen oder sie davon abhalten es zu tragen und um ganz ehrlich zu sein, bezweifelte sie ebenfalls, dass es ihn stören würde.
Den dunklen Blazer warf sie sich nur der Form halber über und falls es später kühler werden würde, doch sie erwartete nicht, ihn diesen Abend viel zu tragen. Mit ein wenig Mascara betonte sie noch die graublauen Augen, trug etwas Lippenstift auf, der sich nur unwesentlich von deren natürlicher Farbe abhob, und verließ nach einem weiteren prüfenden Blick in den Spiegel schließlich das Bad.
Sie nahm ein paar dunkler Brogues von dem kleinen Haufen aus Schuhen, den sie vorrübergehend neben der Zimmertür geparkt hatte. Sie gehörte nicht zu der Sorte Frau, die hunderte von Schuhen brauchte, doch auch bei ihr hatte sich im Laufe der Zeit ein kleiner Berg angehäuft. Sie durchquerte den Raum und ließ sich auf das Bett fallen, zog sich die Schnürschuhe an. Sie würde einen klaren Vorteil gegenüber ihren Geschlechtsgenossinnen in ihren Highheels haben, wenn es darum ging, ohne fürchterlich schmerzende Füße den Heimweg anzutreten.
Sie warf Finn ein breites Grinsen zu, als sie fertig war und erhob sich schwungvoll. "Na, nimmst du mich so mit?", fragte sie mit einem leisen Kichern in der Stimme, während sie auf ihn zutrat, ihre Arme um seinen Hals schlang und sich einen Kuss stahl. Wenige Sekunden später hatte sie sich bereits wieder von ihm gelöst und warf einen prüfenden Blick auf ihre Armbanduhr, um leicht erschrocken festzustellen, dass sie bereits etwas spät dran waren. "Bist du soweit?", fragte sie schließlich, hatte bereits seine Hand in die Ihre genommen, um ihn mit sich zu ziehen, sollte es keine Einwände geben.

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(bild gibts ja auch noch)

Eigentlich hätte er damit rechnen müssen, dass aus der Situation – chaotisch wie sie ohnehin schon war – in Zusammenhang mit Alkohol nichts Gutes bei herauskommen konnte. Und wahrscheinlich hatte er das auch. Aber gerade jetzt war die perfekte Gelegenheit gekommen. Mal so grob eingeschätzt, konnte man davon ausgehen, dass es Lexi Probleme bereiten würde, jedes einzelne Detail dieses Abends am nächsten Tag in Erinnerung zu rufen. Wenn sie sich überhaupt an etwas erinnerte, das in den nächsten Stunden passieren würde. Er könnte sich problemlos das nehmen, was sein Körper schon seit Wochen eingefordert hatte, ohne am nächsten Morgen ein Wort darüber zu verlieren. Aber der gleiche Stolz, der ihn bisher von seiner Gefährtin ferngehalten hatte, trat auch jetzt wieder in den Vordergrund.
Trotz des vorherrschenden unwiderstehlichen Geruches, der Lexi ständig umgab, mischte ihre Alkoholfahne doch ein ganzes Stück mit. Wirklich auffallen tat das aber erst, als er sich augenscheinlich tatsächlich der instinktiven Begierde hingab und sich langsam in einen Kuss lehnte, der jedoch niemals stattfand. Er hatte die Augen noch nicht geschlossen, als sich nur noch wenige Millimeter zwischen ihren Lippen befanden und er auch den Rest seines Körpers fordernd gegen den ihren gepresst hatte. Normalerweise hätte es mehr Willenskraft gekostet, als irgendjemand auf dieser Welt zur Verfügung gehabt hätte, sich dieser Versuchung zu entziehen.
Das stellte jedoch kein Problem mehr da, als ihm abermals ihr süßlicher Atem entgegenkam und er sich wie auf Knopfdruck wieder zurückzog. Er trat einen ganzen Stück zurück und klopfte sich das schwarze Hemd ab, als könne er ihren Geruch so irgendwie loswerden. Zwischenzeitlich hatte er ihr Handgelenk losgelassen, griff jetzt aber wieder danach, damit sie ihm nicht davonlief, sollten sie seine nächsten Worte verletzen. Seine Augen waren nichts als kühl, als er sie intensiv musterte. „Weil du mich in diesem Moment anwiderst“ beantwortete er ihre Frage.

(Sorry, Lomy )

(ohje zum Glück ist sie besoffen :D sonst würde sie das Alec niemals verzeiehen^^ Aber jetzt ist sie wie ein Stehaufmännchen, sie lässt sich einfach nicht beirren ;))

Ihre alkoholtrunkenen Augen hatten sich geschlossen, als Alec sich über sie gebeugt hatte. Die Lippen hatten sich bereits gespitzt, als ganz plötzlich die Kälte von frischer Luft an ihren vorher noch davon geschützten Körper stieß. Als sie die Augen wieder öffnete, schien erst einmal alles verschwommen, bis sie entdeckte, dass Alec einen ganzen Schritt zurück getreten war. Was er sagte, nahm sie kaum wahr, doch seiner Miene entnahm sie, dass er keineswegs von ihrem Angebot entzückt war. Abermals schob sie schmollend die Unterlippe vor.
»Lass mich los…« maulte sie mit jammernder Stimme, bevor sie mit ihrer freien Hand ihre Tasche nahm und angestrengt darin herum wühlte, als hätte sie alles vorhergehende vergessen. Ihre Augen hellten sich kurz auf, als sie das Gesuchte fand. Die kleinen Pillen, die Callum ihr irgendwann im Laufe des Abends zugesteckt hatte. Kleine rote Pillen, die ihr den Abend noch zu versüßen schienen. Er hatte nur gemeint, sie solle sie keinem Menschen geben… ha. Also würde sie diese kleine Verführung an irgendeinen Menschen vergeuden.
»Du kannst auch eine haben wenn du willst.« sagte sie geistesabwesend und ohne Alec anzusehen, während sie alle Pillen bis auf zwei wieder in die Tasche fallen ließ. »Die machen dich lockerer!« lallte sie noch dazu und grinste schief, als sie sich eine auf die Zunge legte und ihm die die andere hinhielt.

(Wenn sie nicht betrunken/unter Drogen wäre, hätte Alec das ja auch nicht gesagt ;D)

Mit der letzten Geduld, die er sich noch aus den Fingern saugen konnte, beobachtete er ihr Tun, reagierte überhaupt nicht auf ihre Bitte, ihr Handgelenk von seinem Griff zu befreien. Und wenn das bedeutete, dass er sie festhalten musste, bis er sich sicher sein konnte, dass sie ausgenüchtert war. Aber wann es dazu kommen würde, war momentan noch nicht abzusehen. Denn es war nicht nur Alkohol, das durch ihr System rauschte und mit ihren Sinnen spielte wie mit einer Marionette. Und dieser Einfluss auf ihr Tun und Denken war bereits so groß, dass sie sich offensichtlich nicht mehr bewusst war, mit wem sie hier redete und was sie dar eigentlich tat. Nicht, dass das ein großes Geheimnis gewesen war...
Ohne großartig darüber nachzudenken, schlug er Lexi die Pille aus der Hand und sah ihr nichtmal hinterher, als sie irgendwo unter die Füße eines vorbeikommenden Clubbesuchers schlitterte, wo nicht viel mehr von ihr übrig blieb. Noch immer zeigte sein Blick nichts weiter als Verachtung und er stellte eindeutig klar, dass er mit dieser Droge erst gar nicht in Berührung kommen wollte. Sofort hatte er ihr Kinn mit Daumen und Zeigefinger fixiert und hoffte, dass sie nicht schlucken würde. „Spuck das aus“ orderte er sie an „Und gib mir den Rest. Woher hast du das Zeug?“ Zum ersten Mal ließ er mit beiden Händen von ihr ab, um sich die Nasenwurzel zu massieren und mit einem Seufzer zu kommentieren, was er von der ganzen Situation hielt. Das hier war alles Andere als eine Ablenkung geworden und er wünschte sich insgeheim, dass Henry wieder seinen Weg zu ihm finden würde. Aber er selbst hatte ihn schließlich wortlos stehen gelassen.

(da wäre ich mir nicht so sicher ;) Sowas ähnliches hat er immerhin auch schon mal im nüchternen Zustand zu ihr gesagt^^)

Dass Alec ihr die Pille aus der Hand schlug, quittierte Lexi mit einem trotzigen Seufzer, zuckte allerdings gleich darauf die Schultern. Sie hatte ja noch genug, und wenn er keinen Spaß haben wollte, war er selbst Schuld.
»Aua!!!« maulte sie gleich darauf, als er sie eher grob am Kiefer packte. Bei dem Wort rutschte ihr aber tatsächlich die Pille von der Zunge und landete lautlos auf dem Steinboden. Als er sie wieder los ließ, rieb sie sich mit finsterem Blick die Wangen. »Ich hab die von einem Freund!« murmelte sie daraufhin auf seine Frage. Wie kam es, dass sie ihm alle Fragen beantworten wollte? Der Druck um ihr Handgelenk war fort. Mit einer befreienden Geste schwang sie ihre Arme und hatte scheinbar schon wieder ihren Missmut vergessen. »Ich geh tanzen!« kündigte sie an und machte sich bereits mit großen Schritten auf den Weg zur Tanzfläche.

Madeleine schien abgelenkt zu sein. Ob es daran lag, dass sie bereits etwas getrunken hatte, oder dass sie nicht mit ihm hier sein wollte, konnte er nicht sagen. Er betrachtete sie noch ein wenig zu lange, bevor er sich dem Barkeeper zuwandte und das verlangte Getränk bestellte. Es dauerte nicht lange, bis der Drink vor ihnen stand.
»Auf was trinken wir?« fragte Jude schmunzelnd, als er sein Glas erhob, darauf wartend, dass sie mit ihm anstieß.

Selbstverständlich ließ er Lexi erst gar nicht weit kommen. Er hatte sich von dieser Konfrontation nicht den Abend ruinieren lassen, um sie jetzt abrupt fallen zu lassen. Mit nur wenigen Schritten hatte er sich in ihren Weg geschoben und schubste sie recht grob wieder zurück gegen die Wand.
Einen Finger hielt er ihr buchstäblich unter die Nase, als er die Lippen erneut zu einem schmalen Strich gepresst hatte und die nächsten Worte im Stile eines bedrohlichen Knurren seinen Mund verließen. „Hör zu, ich kann es nicht verhindern, dass du und ich trotz aller Umstände unweigerlich miteinander verbunden sind, aber wenn du dich tatsächlich fragst, wieso ich dich nicht ‚will’…“ er sprach diesen Satz mit einer Bitterkeit aus, der Bände sprach, dass manchmal eigentlich alles in ihm nach ihr verlangte, sein Verstand seinem Körper aber das verweigerte, was er instinktiv wollte. Beenden tat er ihn jedoch nicht. „Ich bin dein Gefährte und nicht dein Babysitter. Das Letzte, was mir gefehlt hat, ist ein instabiler Teenager, der meine ständige Aufmerksamkeit braucht“ Entgegen seiner eigenen Erwartungen und all dem, was in ihm brodelte, war seine Stimme tadellos ruhig geblieben. Und mit diesem Satz wandte er sich bereits halb von ihr ab. Er wünschte sich wirklich, dass er seinen eigenen Worten folge leisten könnte und sie einfach ihrem Schicksal heute Nacht überlassen konnte. Ob es nun an einer Überdosis oder in den armen einer anderen skrupellosen Person enden würde. Aber das würde ihm nicht möglich sein, weswegen er ihr seine nächsten Worte bitter vor die Füße spuckte. „Trotzdem werde ich dich nicht in deine völlige Blamage, oder Schlimmeres, laufen lassen“ Es war ein Versprechen, über sie zu wachen, obwohl seine Aussprache gleichzeitig so klang, als hätte er sie endgültig aufgegeben.

Das Lächeln in ihrem Gesicht, sprach von solcher Selbstverständlichkeit, das es kaum zu verraten schien, dass es nur an Chandley gerichtet war. Als kleines Dankeschön dafür das er hier war. Sie betraten den kleinen Club über denselben Weg, den auch Alec gewählt hatte. Hollie führte Chandley an den wartenden Menschen vorbei und warf dem Türsteher ein hinreißendes Lächeln zu. Zog eine sachte Schnute um die Zeit zu vertrödeln, in der er ihnen den Weg räumte.
Die Rothaarige hatte keine Probleme die enge Treppe hinabzusteigen oder mit hohen Stöckeln zu kämpfen, da sie sich heute für flache Schuhe entschieden hatte, mit ebendiesen vollführte sie einen kleinen Hops von der letzten Stufe.
Mit großen Augen hielt Hollie nach dem großen, blonden Werwolf Ausschau, als sie ihn in der Menge entdeckte, schleifte sie den Jungen noch einige Schritte mit sich, ehe sie von ihm abließ und zu Matt lief. Sie schlang ihre Arme um die breiten Schultern und schmiegte glücklich ihre Wange an seine.
Das war ihre Begrüßung, welche keine weiteren Worte brauchte und völlig normal für sie war.

Man sagt, wenn man die Liebe seines Lebens trifft, bleibt die Zeit stehen - und das stimmte. Jedenfalls wenn man dem äußerst angetrunkenen Mädchen glauben schenkte, dass Matt seit etwa einer halben Stunde eben dies zu erklären versuchte. Er war sich jedoch nicht ganz sicher, ob sie mit der "Liebe ihres Lebens" ihn meinte, oder aus welchen Gründen auch immer lediglich das Bedürfnis empfand, diese Erfahrung mit ihm zu teilen. Um dies zu erfahren, hätte er vermutlich aufmerksamer zuhören müssen, doch seiner Meinung nach war es nobel und aufopferungsvoll genug, dass er erst nach etwa zehn Minuten des unzusammenhängenden Geschwafels abgeschaltet hatte und sich erst nach einer knappen halben Stunde davongeschlichen hatte. Zugegeben, die Tatsache, dass sie ihn nach den ersten beiden Versuchen recht schnell wiedergefunden hatte und scheinbar nahtlos an ihren Monolog anknüpfte, hatte ihren Teil dazu beigetragen. Für den Moment jedoch konnte er sie nirgends mehr entdecken und hatte die leise Ahnung, dass einer der Sicherheitsleute ihr ein Taxi bestellt hatte, war sie doch sichtlich angetrunken.
Sein Blick, der in der Zwischenzeit immer wieder zum Eingang glitt, hatte derweil noch keine Spur von Hollie und Begleitung entdecken können. Doch er war zugegebenermaßen damit beschäftigt, die verschiedenen Menschen und Werwölfe im Club zu beobachten, während seine Gedanken immer wieder abdrifteten, sich bewusst aus irgendwelchen Schwierigkeiten heraushielt.
Nach dem ersten, war nun auch das zweite Bier, das Matt hauptsächlich bestellt hatte, um etwas in der Hand zu haben, beinahe ausgetrunken. Eine glückliche Fügung, wäre sonst sicherlich etwas verschüttet worden, als Hollie wie aus dem nichts neben ihm auftauchte und ihn drückte. Die Flasche wechselte die Hand, um den anderen Arm um Hollies Hüfte zu schlingen, ihr einen sanften Kuss auf die Wange zu drücken. Er wusste nicht genau, wann es angefangen hatte, aber schon seit langem waren diese wortlosen Zeichen der Zuneigung zu ihrer Begrüßung geworden. Eine Seite an ihm, die niemand sonst hervorzubringen vermochte, doch Hollie war schon immer besonders gewesen, nicht grundlos war sie für ihn zu einer Art kleiner Schwester und doch so viel mehr als das geworden. Er drückte sie noch ein weiteres Mal mit einem breiten Grinsen, ehe er, ohne sie vollkommen loszulassen an ihr vorbei blickte und den jungen Werwolf musterte, den Hollie bis hierhin hinter sich hergezogen hatte.
"Du musst Chandley sein", vermutete er, die Frage in seinen Worten nur leise. "Freut mich, dich kennenzulernen." Bei diesen Worten streckte er die Hand in Richtung des Fremden aus und bedachte ihn mit einem freundlichen Lächeln, das vermutlich nicht ganz so ehrlich gemeint wäre, hätte es sich um den Cousin jemand anderes gehandelt.

Cassandra zog die Tür hinter sich zu, nestelte noch kurz an ihrer Handtasche und wäre nun auch zum vereinbarten Treffpunkt losgegangen - wenn es da nicht dieses Problem gegeben hätte, welches ihr auch erst jetzt in den Sinn kam: Es wurde kein Treffpunkt vereinbart. Auf ihrer Stirn bildeten sich kleine, nachdenkliche Falten und sie gab ein kurzes 'Hmmm...' von sich. Was sollte sie jetzt machen? Hier warten, oder zu Lou gehen? Oder wäre es doch praktischer unten an der Tür zu warten? Denn diese nach draußen zu benutzen, darum würden die Anderen nicht herumkommen, wenn Lou sie nicht mit seiner Eigenart, Fenster nach draußen zu nehmen, angesteckt hat. Doch noch während sie auf dem Ansatz Kehrt machen und zur Tür losgehen wollte, nahm sie Schritte wahr, welche lauter wurden und schließlich verriet ihr auch der Geruch um wen es sich handelte. Bei seinem Kompliment bildete sich ein Lächeln auf den Lippen der Schwarzhaarigen und die Alphawölfin deutete einen dieser altmodischen Knickse an. Dann jedoch ging sie auf Lou zu, umrundete ihn einmal und musterte ihn so aus allen Blickwinkeln bevor sie wieder vor ihm zum Stehen kam und einschätzend nickte. "Das Kompliment kann ich nur erwidern. Du siehst auch gut aus" meinte sie schließlich. "So, wer kommt noch mit? Und wollen wir dann mal los?" fragte sie weiter, da sie ohne ihn ja praktisch nicht wusste wo hin. Fragend sah sie ihn an und wartete auf eine Antwort.

Jederzeit, in jedem Moment, ganz egal ob sie bei ihm war oder nicht, verkörperte sie für ihn die vollkommene Schönheit. Bereits bevor bei ihnen buchstäblich der Blitz eingeschlagen hatte und ihren Gefühlen füreinander eine neue Bedeutung gab, hatte er schon immer die Schönheit in seiner besten Freundin erkannt.
Seufzend empfing er ihren köstlichen Kuss, wie selbstverständlich wanderten seine Finger über ihren Rücken.
Ob er sie so mitnahm?
Viel lieber würde er sie wieder zurück mit ins Bett nehmen. Fest verschränkten sich seine Finger um ihre und hielt sie zurück, schob seinen Arm hinter ihren Rücken um sie bei sich zu behalten.
Glücklich roch er an ihrem Haar als er ihr einen Kuss darauf drückte. Verspielt zupfte er an dem Hemd, das er hoffte, von ihm war.
„Mir wäre es ja um einiges lieber, dich nicht mit der Welt teilen zu müssen.“ Ein breites Grinsen zeigte sich in seinem Gesicht.
Er nickte zur Seite, um zum Aufbruch zu fordern. „Aber es schadet ja nicht, auch mal anzugeben.“
Finn trat einen Schritt vor und beugte sich leicht vornüber. „Eine so feine Lady, wie du sollte nicht zu Fuß gehen müssen.“

Man sagt, wenn man die Liebe seines Lebens trifft, bleibt die Zeit stehen - und Chandley hoffte eindringlich, dass es stimmte. Denn es wäre ein weitaus angenehmerer Grund für die quälend langsam vergehende Zeit, die momentan lediglich von seiner eigenen Nervosität ausgelöst wurde. Was er eben noch dank Hollie locker hatte überspielen können, entgleiste nun in schwitzige Hände und einem insgesamt verlorenen Ausdruck im Gesicht.
Der Ausdruck ‚das fünfte Rad am Wagen’ zu sein bekam für Chandley zum ersten Mal so richtig Bedeutung, als er als völliger Außenseiter beobachtete, wie Hollie ihren besten Freund begrüßte. Ihr kleines Begrüßungsritual sah jedoch so eingespielt und natürlich aus, dass es ihm das Herz erwärmte und er keine Zeit hatte, sich selbst darum zu bemitleiden, dass er sich in diesem Moment quasi in Luft auflösen könnte und niemand würde es bemerken.
Aber dieser trostlose Gedanke hielt sowieso nicht lange an, denn die Zeiten der Unsichtbarkeit waren vorbei. Hollie würde das nicht zulassen und als Werwölfe waren sie doch alle eine Einheit, oder nicht?
Er unterzog Matt erst eines genaueren Blickes, als dieser ihm seine Hand entgegenstreckte, aber er war noch nie dazu in der Lage gewesen, den ersten Eindruck an Äußerlichkeiten festzumachen. Er fühlte sich grundlos an Ort und Stelle festgefroren. Vielleicht, weil er mit sich selbst darüber debattierte, ob ein Händeschütteln die richtige Begrüßung war, wenn man so schwitzige Hände hatte wie er in diesem Moment. Zu seiner Verteidigung hatte er immerhin noch niemanden Anderen der New Yorker Wölfe kennengelernt und er hatte das dringende Gefühl, dass er auf Hollies besten Freund einen besonders positiven Eindruck zu machen hatte.
Letztendlich blieb ihm jedoch nichts Anderes übrig, als die Geste zu erwidern, obwohl sein Zögern sicher nicht unbemerkt geblieben war. Etwas zu langsam nickte er als Bestätigung, fühlte sich seltsam, weil er zu Matt aufsehen musste. Obwohl er eigentlich grundsätzlich kleiner als die meisten Männer war. Vor allem, wenn es sich dabei um Werwölfe handelte.
Ein kurzer Blick zu ihren beiden Begleiterinnen, bevor er doch den Mut zusammenkratzte, etwas zu erwidern. „Matt“ murmelte er leise, obwohl er die Bestätigung nun wirklich nicht brauchte. „Ich gebe mir Mühe, dich nicht zu provozieren“ Das Kichern, das ihm in der Kehle hing, schluckte er runter, sodass es für einen Moment tatsächlich so wirkte, als hätte er Angst vor dem größeren Wolf.

Lou fand es persönlich unangenehm, sich direkt für ein Kompliment zu bedanken und schenkte Cassandra stattdessen nur ein Lächeln, das eigentlich alles aussagte, ohne schwer zu lesen zu sein. Anstelle einer Antwort auf ihre Fragen, zog er sich geschickt sein Handy aus der Hosentasche und tippte schnell eine sms ein, bevor er es wieder wortlos zurück in seine Tasche gleiten ließ.
Erst dann rieb er sich die Hände und wandte sich wieder seiner Begleitung zu. Was zunächst vielleicht unhöflich gewirkt hätte, wurde nun wenigstens erklärt und somit gerechtfertigt. „Eigentlich sollten wir hier noch irgendwo auf Finn und Elena – oder Elefinn, wie ich sie gerne nenne –„ Ein knappes Zwinkern seinerseits. „treffen, aber nach allem, was ich weiß, könnten sie auch schon längst auf dem Weg sein“ Er zuckte mit den Schultern. „Aber ich habe Finn gerade geschrieben, dass sie nachkommen sollen, falls sie noch…“ Wieder konnte er sich ein neckisches Zwinkern nicht verkneifen. „anderweitig beschäftigt sind“
Damit bot er Cassandra seinen Arm zum Einhaken an und machte sich auf den Weg. Normalerweise war seine bevorzugte Methode, sich fortzubewegen querfeldein über die Dächer. Und mittlerweile hatte er sich auch gut genug mit den Dächern New Yorks vertraut gemacht. Aber vor allem Cassandra war nun wirklich nicht im richtigen Aufzug, um einen Parkourlauf aus diesem Abend zu machen.
Doch er hatte immerhin ebenfalls recherchiert, dass die Verbindung öffentlicher Verkehrsmittel wirklich gut war und sie nur wenige Minuten fahren mussten, um an ihrem Ziel anzukommen. Davon mal abgesehen, dass die Haltestelle quasi direkt vor der Tür ihres neuen Hauptquartiers war. „Und wann warst du das letzte Mal in einem Nachtclub?“ fragte er quasi aus heiterem Himmel, während er sie vor die Tür geleitete.

Mit schief gelegtem Kopf sah sie ihren Begleiter an. Dieser schenkte ihr noch für einige Augenblicke ein Lächeln, ehe er auf ihre Frage hin sein Handy zückte, mit einigen schnellen Bewegungen eine SMS schrieb und sich dann wieder ihr zuwandte - diesesmal mit einer Antwort. Scheinbar wären sie zu viert gewesen, jedoch schienen Finn und Elena, den Spitznamen den Lou ihnen gegeben hatte klang schon ziemlich absrud, 'verhindert' wie er es auch so schön umschrieb. Cassandra nickte nur und musste auch nicht mehr lange warten, bis Lous nächste Reaktion folgte: Er bot ihr ganz altmodisch und gentleman-like ihr seinen Arm zum Einhaken anbot. Die Alphawölfin grinste nur über seine Geste, erwiderte sie aber und hakte ihren Arm bei seinem ein und folgte ihm somit durchs Hauptquartier, ehe sie den Eingang erreichten und nach draußen traten, wobei Cassandras Schritte nun nicht mehr so hallten wie in den Fluren des Quartiers. Ein weiterer Vorteil ihres neuen Heimes war der, dass er in relativ guter Lage zu den öffentlichen Verkehrsmitteln stand wie Cassandra feststellte, als sie die Treppen zur U-Bahnstation hinunter stieg. Unten angekommen merkte die Schwarzhaarige den Temperaturunterschied schon, allerdings war er nicht so groß, dass sie gleich fror oder etwas ähnliches. Wie sie es schon immer als kleines Kind getan hatte, und es sich auch nicht mehr abgewöhnen konnte, stellte sie sich bis an den markierten Bereich und sah nach links und rechts in die dunklen Tunnel, wartend, dass ihre 'Mitfahrgelegenheit' eintraf.

(Iwie... schreib ich nur Mist... ~.~ Mir fällt aber auch nichts besseres ein. D: Sorrey...)

Sie hatte die Tanzfläche schon fast erreicht, die Hüften schon zum Schwingen angesetzt, als sie grob wieder zurück gegen die Wand gedrückt wurde. Alec ließ sich nicht abschütteln. Seine vielen Worte verwirrten sie, bereiteten ihr Kopfschmerzen. Erschöpft schloss sie ihre Augen. Die langen schwarzen Wimpern kitzelten ihre Wangen.
So viele Worte, Sätze, ganze Texte. Sein Gesprochenes vermischte sich mit der lauten Musik bis zur Unkenntlichkeit. Nichts ergab mehr Sinn. Als sie die Augen wieder öffnete, hatte Alec drei Augen und zwei Nasen. Gemeinerweise hatte er auch zwei Münder. Wie konnte jemand so vielen Lippen widerstehen? Das Geschehen hinter seinem Gesicht verschwamm, bis nur noch dicke, bunte Schlieren um seinen Kopf durch die Luft wirbelten.
Verwirrt blinzelte Lexi mehrmals, spürte, wie ihre Beine langsam einknickten. »Alec…« murmelte sie, als sie sich mit einer Hand an den Kopf langte und versuchte, gerade stehen zu bleiben. Aber auf einmal erschien ihr der Boden so gemütlich. Wollte sie sich nicht einfach nur hinsetzen? Das wäre doch schön. Der Boden war ein Teppich. Alles war kuschelig. Kuschelig warm. Viel Kuschelig wärmer als Stehen. Ihre Füße taten weh. Mit einem Seufzer gab sie ihren wackeligen Beinen nach und beobachtete wie in Zeitlupe, wie der Boden immer näher kam.

Lou hatte gerade Mal genug Zeit gehabt, sich nach Informationen zu Abfahrtszeiten umzuschauen und festzustellen, dass diese zumindest vor Ort nicht vorhanden waren, als er das entfernte Grollen der U-Bahn entnahm und diese nur kurze Zeit später direkt vor ihnen Halt machte. Obwohl sie die Einzigen geblieben waren, die an dieser Haltestelle dazu stiegen, war die U-Bahn gefüllt genug, um keine freien Sitzplätze mehr zur Verfügung zu haben. Wenigstens mussten noch ein paar andere Pechvögel stehen und ihr Bestes geben, sich nicht von dem unruhigen Rattern des etwas älteren Models einer U-Bahn von den Füßen werfen zu lassen.
Lou blieb irgendwo mittig stehen und hielt sich an einer Stange über ihm fest. Er begutachtete Cassandra und grübelte für einen Moment darüber nach, ob sie in ihren Schuhen genug Halt haben würde, um nicht auf den Knien auf dem schmutzigen Boden der Bahn zu landen, war sich dann aber ziemlich sicher, dass sie der Gleichgewichtssinn eines Werwolfes schon genug beschützen würde.
Aus Mangel eines Ticketautomaten, hatten sie sich nie eins besorgt und dessen war Lou sich durchaus bewusst. Er wusste nicht zu Einhundert Prozent, wie es um Cassandra stand, aber er hatte in seinem Leben schon weitaus größere Verbrechen begangen, als schwarz zu fahren und seine Recherchen hatten ergeben, dass sie ohnehin nur eine Station weiter fahren mussten.
Auf etwa der halben Strecke, empfand Lou es doch als arg still zwischen ihnen und ließ deshalb plötzlich die Stange über ihm los. „Guck mal, ohne Hände“ meinte er grinsend und erhob eben diese Hände knapp unter seinem Gesicht in die Luft. Konzentriert sah er zu Boden, bevor er auch noch ein Bein hob und Cassandra so erwartungsvoll ansah, als verlange er nach einem Applaus ihrerseits.
„Ich wette, das kannst du nicht“ forderte er sie gerade heraus, bevor die Bahn mit einem Ruck zum Stehen kam und er sich gerade noch wieder geschickt an der Stange festkrallen konnte, bevor es ihn von den Füßen riss. Er unterdrückte den Drang, einen Klimmzug zu vollführen, sondern stieg stattdessen aus, wie es sich gehörte und orientierte sich innerhalb weniger Sekunden. Obwohl es nun wirklich nicht mehr schwer war, den Nachtclub zu finden.
Nur eine Straßenecke weiter und sie befanden sich am Hintereingang des exklusiven Clubs. Lou hatte die Schlange am vorderen Eingang gesehen und das hier war ihm definitiv lieber. Vor allem mit einer so hübschen Dame an seinem Arm.
Die Musik und die Vielzahl an unterschiedlichen Gerüchen waren sofort so dominierend, dass Lou als aller erstes Blickkontakt mit Cassandra suchte, um sie ja nicht zu verlieren. Am Handgelenk zog er sie näher zu sich, um direkt in ihr Ohr sprechen zu können. „Willst du was trinken?“ Denn ihn beschlich das Gefühl, dass man es hier nur mit genug Alkohol auf die Dauer aushalten konnte. inHH

Er hatte sich bereits abgewandt und hätte wohl eigentlich auch nicht mehr auf Lexis Worte reagiert, hätten sie nicht so furchtbar erschöpft geklungen. Und da er instinktiv wusste, was geschah, befand er sich in nur dem Bruchteil einer Sekunde bereits wieder an ihrer Seite und hatte sie aufgefangen, bevor sie unsanft Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hatte. Sanft setzte er sie so auf dem Boden ab, dass es den Anschein erwirkte, sie war nur eine von vielen Alkoholleichen, die ein Nachtclub des Öfteren mit sich brachte.
Seine Nerven lagen blank, als er sich direkt vor seine vermeintliche Gefährtin hockte und sich dabei die Nasenwurzel massierte. Sie brauchte Wasser, doch er konnte sie hier mitten im Flur nicht alleine lassen. Sanft tätschelte er ihre Wange, um sie zumindest bei Bewusstsein zu halten. „Lexi“ knurrte er nicht gerade einfühlsam. Gnade Gott demjenigen, der ihr die Pillen gegeben hatte. Und wieso war sie überhaupt dumm und naiv genug gewesen, diese auch noch zu nehmen?
Etwas fester nun schüttelte er sie an den Schultern. „Lexi, wach auf. Ich bringe dich an die frische Luft“ Dass er sie dort höchstwahrscheinlich in der Luft zerreißen sollte, sobald sie wieder zu sich kam, war ein kleines und feines Detail, dass sie sich zwar sicher selbst denken konnte, jedoch unerwähnt blieb und so seine Sorge um sie erstmal primär im Vordergrund stand.

Lexi. Lexi. Lexi. Wortfetzen bahnten sich ihren Weg zu den verschleierten Gedanken des Mädchens. Nach draußen? Warum? Luft? Sie hatte hier Luft. Wozu nach draußen gehen?
Flatternd öffneten sich ihre Augenlider wieder. Farben tanzten vor ihren Pupillen, während sie unkontrolliert in der Augenhöhle hin und her wankten, sich auf nichts fokussieren konnten. Grelle Lichter und Blitzgewitter irritierten ihr sonst so gutes Augenlicht. Das plötzliche Schütteln – ein Erdbeben? – verwirrte sie nur noch mehr.
»Alec?« fragte sie abermals und streckte ihre Arme aus, bis ihre dünnen Finger den Stoff seines Oberteils gefunden hatten und ihn mit überraschender Kraft zu sich her zogen. Sobald er nah genug war, dass Lexi seine drei Augen ausmachen konnte – drei Augen? Wann war ihm ein drittes gewachsen? – ließ sie ihn wieder los und ließ die Hände schlapp auf den Boden fallen. Eine zertretene Scherbe bohrte sich in ihren Handrücken, doch der kurze Schmerz ließ ihre Pupillen sich nur für einen kurzen Moment weiten, bevor sie es wieder vergas und Alec mit dumpfer Abwesenheit anschaute.

Nur widerwillig ließ er es zu, dass Lexi ihn zu sich zog. Und das auch nur, weil er sich eine Reaktion von ihr erhoffte, die vielleicht einen Teil seiner akuten Probleme lösen würden. Aber dem war nicht so und sobald er das feststellte, lehnte er sich wieder zurück, folgte ihrer Hand mit seinem Blick und ergriff sofort ihre Hand, als er die rote Flüssigkeit sah, die aus ihrer Handfläche quoll.
„Lexi“ knurrte er abermals, konnte aber noch immer keine Reaktion von ihr hervorlocken. Ohne weitere Umschweife, schob er seine Arme unter ihren Rücken und ihre Kniekehlen, sodass er sie mit Leichtigkeit in seine Arme heben konnte.
Diejenigen, die nicht zu viel Alkohol im Blut hatten – was um diese Uhrzeit noch nicht übermäßig viele Leute waren – machten ihm Platz, als man ihn mit der halb bewusstlosen Lexi im Arm sah und er hatte keinerlei Schwierigkeiten, den Club durch den Hintereingang zu verlassen, wo er Lexi vorsichtig auf der Treppe ablegte.
Mit einem Fingerschnippen holte er einen hier draußen stehenden Raucher zu sich heran und bat ihm im unhöflichen Befehlston um ein Glas Wasser. Der fremde Wolf, der definitiv nicht zum Dakabi Pack gehörte, musste seine grobe Unhöflichkeit wohl seiner Sorge um Lexi zuschreiben, denn nach wenigen Sekunden kam er tatsächlich wieder mit dem gewünschten Glas Wasser angetanzt und Alec fand nicht einmal die Zeit sich zu bedanken.
Wieder und wieder tätschelte er Lexis Wange, rüttelte an ihren Schultern und hielt ihr schließlich das Wasser an die Lippen, in der Hoffnung, eine Reaktion zu erhalten.

(aww er ist ja fast fürsorglich :D)

Sobald Alec sich wieder nach hinten gelehnt hatte und somit aus ihrem begrenzten Sichtfeld verschwunden war, hatte Lexi die Augenlider wieder geschlossen. Sie spürte Bewegung. Immer noch das Erdbeben?  Als sie ihre Augen vorsichtshalber wieder öffnete, tanzten nur Farben, Formen und Gestalten vor ihrem Auge. Sie alle tanzten auf der Decke, nicht auf dem Boden. Wie waren sie an die Decke gekommen? Bemerkten denn die Menschen nichts?
Bis sie merkte, dass ihr Kopf kopfüber hing, war plötzlich alles still und dunkel. Die Bewegung hielt an und ein unbequemer Untergrund machte dem federleichten Gefühl von vorher Platz. Als sie nach einigen Minuten ihre Augen wieder schwerfällig öffnete, wurde ihr etwas Hartes an die Lippen gedrückt. Ein Glas. Zumindest das wusste sie noch. Etwas Kühles lief ihren Hals hinunter. Seufzend hob sie ihre Hände, wollte das Glas selbst halten, da ihr jetzt gerade das Wasser über die Mundwinkel überlief und über ihr Kinn auf ihr hübsches Kleid tropfte. Doch ihre linke Hand fühlte sich rutschig an. Als sie sie in ihr Sichtfeld bewegte, sah sie rot. Blut? Wo kam das her?
Ihre rechte Hand verlangte doch gierig nach dem Glas, bewirkte mit der Hektik allerdings nur, dass das Wasser in noch raueren Mengen über den Glasrand schwappte und dunkle Flecken auf ihrem Kleid hinterließ. Das war traurig. So traurig. Das arme Wasser, das jetzt niemals ihre Lippen benetzen würde, niemals seinen Sinn erfüllen würde. Voller Trauer spürte sie, wie dicke Tränen aus ihren Augenwinkeln quollen, über ihre geröteten Wangen rollten und sich am Kinn mit dem Wasser vermischten. Verzweifelt blickte sie empor und entdeckte Alec über sich. Sie wollte etwas sagen, aber ihre Zunge wollte ihr nicht gehorchen. Als wäre sie ein toter Fisch lag sie in ihrer Mundhöhle und bewegte sich keinen Zentimeter.

(An der Decke tanzende Gestalten. xDD Ich glaub die Pillen muss ich mir auch mal besorgen. xDD)

Zügig stiegen Lou und Cassandra in die herannahende und kurz darauf zum Halt gekommene U-Bahn, da bereits nach einigen Augenblicken rote Lichter an den Türen und sirenenartige Signale den baldigen Wiederverschluss der Türen und die Abfahrt signalisierten. Erst als sich ihre Mitfahrgelegenheit wieder in Bewegung setzte und sich schon im nächsten Tunnel befand realisierte die Schwarzhaarige, dass sowohl sie wie auch Lou kein Ticket gekauft hatten und nun schwarz fuhren. Und just in dem Moment begann sie nervös auf ihrer Unterlippe herum zukauen und ihren Blick gelegentlich durch die Menge der Fahrgäste schweifen zu lassen um frühzeitig eine Fahrkartenkontrolle erkennen zu können. Dass eine Stille zwischen Lou und ihr herrschte, bekam sie so auf Anhieb gar nicht mit. Erst als sie aus dem Augenwinkel heraus bemerkte, dass er sich bewegte, wandte sie ihm wieder ihre ganze Aufmerksamkeit zu. Als er seine Hände von der sicheren Haltestange entfernte und dann auch noch ein Bein dazu nahm konnte sie nicht anders als zu grinsen und den Kopf zu schütteln. Gerade wollte sie etwas auf seinen aberwitzigen Kommentar erwidern, als die Bahn scharf bremste und der braunhaarige Wolf gerade so die Stange neben ihm wieder ergreifen und sich so vor einem Sturz bewahren konnte. Auch die Alphawölfin musste sich festkrallen und ihre Füße ein klein wenig anders positionieren um nicht dem nächstbesten Sitzenden auf den Schoß zu fallen. Als die Bahn anhielt und die Türen sich öffneten beugte sie sich ein Stück zu Lou und grinste ihn an. "Hätte ich das versucht hätte das bestimmt eleganter ausgesehen" antwortete sie ihm neckend und stieg dann mit der Masse aus. 

Nur wenige Minuten von der Haltestelle aus brauchten die Beiden ehe auch schon der dröhnende Bass und ein blinkendes Lichtschild sowie die Schlange am Eingang des Clubs in ihre Blick- und hörreichweite kam. Jedoch gingen Lou und Cassandra nicht auf den 'normalen' Eingang an der Vorderseite zu sondern suchten gezielt nach dem Hintereingang. Als ihr die Gerüche entgegen schlugen und der Bass und die Musik lauter wurden spürte sie, dass Lou sie am Handgelenk etwas näher zu sich zog und sich schlußendlich an ihr Ohr beugte. Der Atem des Braunhaarigen kitzelte etwas an ihrer Ohrmuschel, jedoch nickte sie ihm zur Antwort und öffnete dann die Tür ehe sie mit ihrem Begleiter eintrat. Im Inneren des Clubs war es etwas dunkler, was auch nicht durch die Vielzahl der bunten Lichter ausgeglichen wurde, voller und dementsprechend stickiger. Die verschiedensten Gerüchte tummelten sich hier drin und deswegen steuerte Cassandra zielstrebig, mit Lou an der Hand, die Bar an. Mit einer Geste machte sie den Barkeeper auf sich aufmerksam, beugte sich leicht über den Tresen und rief dem Mann "Einen Caipirinha bitte" entgegen. Der Mann nickte nur und schien ihren Getränkewunsch verstanden zu haben, denn sofort machte er sich daran das Getränk zusammen zu mischen. Die Schwarzhaarige ließ ihn dabei aber nicht aus den Augen, wer wusste schon ob nicht jemand auch nur einen kleinen Augenblick der Ablenkung dazu nutzte eine Zutat beizufügen die in dem Getränk nichts zu suchen hatte. "Willst du auch was?" fragte sie dann Lou, ebenso nahe an seinem Ohr und sah ihn dann fragend an.

(Und was wolltest du mir mit 'inHH' mitteilen feu? xDD)

(Ach komm, darauf willst du doch hinaus, Lomy xD Glaub aber nicht, dass ihr Verhalten keine Konsequenzen hat xD)

Vergesslichkeit war nun gar nicht seine Art und trotzdem war Lexis verletzte Hand für einen Moment nicht nur aus seinem Sichtfeld verschwunden, sondern ebenfalls aus seinen Gedanken. Das währte jedoch nicht lange und sobald die ersten Tropfen des Blutes tiefrote Flecken auf ihrer Kleidung hinterließen, sog Alec scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. Sie war ein Werwolf. Innerhalb wenigen Stunden würde von dem Schnitt nichts weiter als eine feine Narbe zu sehen sein. Aber das änderte nichts daran, dass eine Verletzung die nötige Behandlung brauchte.
Etwas zu harsch packte er nach ihrem Handgelenk, umschloss es so fest mit seiner Hand, dass er ihr sicher beinahe den Blutfluss abdrückte. Als ihm das bewusst wurde, lockerte er seinen Griff so weit, dass Lexis Hand nur noch locker in der seinen lag und er einen genaueren Blick auf den tiefen Schnitt werfen konnte. Wortlos befreite er das Glas aus ihrer Hand und tröpfelte ein wenig Wasser über die Wunde. Während er ihr das Glas mit einer Hand reichte, fischte er mit der Anderen ein Taschentuch aus der Hosentasche und presste es fest auf die Blutung. Er krümmte Lexis Finger zu einer Faust und gab ihr zu verstehen, dass sie das Taschentuch fest auf der Verletzung gepresst halten sollte.
Er war so auf diese knappe Behandlung fokussiert gewesen, dass er nicht mitbekommen hatte, was sich in Lexis Gesicht abgespielt hatte. Als er die glänzenden Tränen erblickte, die ihre Wangen benetzten, war er beinahe überrascht. Im negativen Sinne. Immerhin bedeutete es, dass sie halbwegs bei Bewusstsein war.
Wieder alles Andere als zärtlich hielt er ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger fest und zwang sie, ihm direkt ins Gesicht zu sehen. „Hör auf zu heulen. Das passiert mit dem Kind, das Süßigkeiten von Fremden annimmt“ wies er sie zurecht, klang dabei aber nur halb so harsch, wie die Worte gemeint waren.

(Zu Alec kann man aber auch garnicht durchdringen… Schrecklich!^^)

Ein Stich in ihrer Handfläche, rötlich gefärbtes Wasser, das auf ihre Beine tropfte. Als sie ihren Blick wieder auf ihre Hand richtete, war diese bereits zu einer Faust geformt. Ein Taschentuch lugte zwischen ihren Fingern hervor.
Bevor sie ihren Kopf wieder abwenden konnte, hatte Alec sie bereits am Kiefer gepackt.
»Ich hab aber gar keine Süßigkeiten gegessen!« erwiderte sie mit verzweifeltem Gesichtsausdruck, die Lippen durch Alecs Griff zu einem Fischmund zusammen gepresst und die Augen groß und rund. Die Tränen hatten bereits wieder aufgehört, über zu quellen. Das Wasser war vergessen.
Doch von welchen Süßigkeiten sprach Alec? Lexi versuchte, den Abend so gut es ging zu rekonstruieren. Doch obwohl sie sich nicht an alles erinnerte, wusste sie ziemlich sicher, dass sie keine Süßigkeiten genascht hatte.
»Du tust mir weh!« murrte sie mit leisem Widerstand, hob ihre freie Hand – das Wasserglas hatte sie auf der Treppe abgestellt – und drückte damit gegen Alecs starken Griff. Minute für Minute schien ihr klarer Verstand wieder zurückzukehren. Wenn auch sehr langsam und stockend. Doch immerhin war sie jetzt geistesanwesend genug, um sich mit dem Taschentuch, das durch ihre Finger durch blickte, den Großteil der Tränen auf ihren Wangen weg zu wischen.

(Da hatte meine Tastatur wohl einen Anfall von Tourette xD)

Ganz so hatte Lou es sich aber nicht vorgestellt, seiner Begleitung einen Drink auszugeben. Dem britischen Gentleman in ihm gefiel es ganz und gar nicht, dass Cassandra es selbst in die Hand nahm, sich ihr Getränk zu bestellen. Aber er war nicht Alphamännchen genug, um gerade noch einen Hechtsprung zwischen Cassandra und Tresen zu machen und diese Form der Emanzipation zu verhindern. Vielleicht war das auch okay, wenn man einer Alphawölfin etwas spendierte.
Wenigstens konnte er sein Portemonnaie noch rechtzeitig aus seiner hinteren Hosentasche fischen und es demonstrativ auf den Tresen klatschen, damit Cassandra nicht auch noch auf die Idee kam, ihren Caipirinha selbst zu finanzieren.
Mit einer flüchtigen Handbewegung und nur wenigen Worten bestellte er sich selbst ein Bier und bezahlte die völlig überteuerten Getränke, die direkt im Supermarkt weitaus günstiger gewesen wären. Aber es war nicht so, dass er in der Vergangenheit nicht genug Geld verdient hatte, um sich einen sorglosen Abend zu leisten.
Sobald die beiden Getränke vor ihm abgestellt wurden, nahm er den Caipirinha und reichte ihn seiner Begleiterin. Kurz darauf streckte er ihr auch sein eigenes Bier entgegen, diesmal aber, um ihr zuzuprosten. „Auf einen ranglosen und packfreien Abend“ meinte er lächelnd und suchte daraufhin den Club nach einer freien Sitzgelegenheit ab. Gerade wollte er die aussichtslose Suche abblasen, da erhoben sich ein paar Leute gerade von ihren Sitzen und begannen langsam, sich ihre Jacken anzuziehen.
Er tippte Cassandra wie ein aufgeregtes kleines Kind an und deutete auf die nun bald freien Sitzplätze. Seine Intention war eindeutig, trotzdem lehnte er sich abermals zu ihr herüber und rief „Oder möchtest du lieber tanzen?“