Part I ~ Ancient Legends

Chandley

Dem Älteren durch seine selten gut durchdachten Worte ein so herzliches Lachen und das darauf ehrliche Schmunzeln entlockt zu haben, erfüllte Chandley mit einer ganzen Ecke Selbstbewusstsein. Selbst schon längst wieder lächelnd richtete er sich ein Stück auf und zog dann auch das zweite Bein an seinen Körper, um dann Arme und Kopf auf seinen Knien abzulegen. Gesellschaftlich vielleicht als sofortige Abwehrhaltung gesehen, bedeutete es für ihn nur, dass er sich zunehmend wohler fühlte. Wohl genug, um einfach so zu sitzen, wie er es am Gemütlichsten empfand.
Interessiert hörte er der Erklärung des Anderen zu und nickte ab und zu verstehend. Hätte sich das Hauptquartier nicht in Manhattan befunden, hätte er wahrscheinlich selbst niemals einen Schritt in diesen Bezirk getan. Noch immer fühlte es sich manchmal so an, als hätte er einen überteuerten Laden betreten, in dem selbst eine Wollmaus weit über seinem Budget lag. Jetzt versuchte er, möglichst nichts anzufassen, um dadurch auch garantiert nichts kaputt zu machen. Zum Abschluss dieses Gedankenganges warf er einen knappen, unruhigen Blick auf das Sofa, auf dem er sich platziert hatte. Wie viel das wohl gekostet hatte?
„Du studierst?“ fragte er als Nächstes. Nicht, dass es tatsächlich unerwartet kam. Jude war definitiv im Alter eines Studenten. Er war einfach nur neugierig. Das nächste Jahr würde sein Senior Year an der High School sein und er musste sich irgendwann entscheiden, was er danach mit seinem Leben anfangen würde. Ein paar aufklärende Gespräche mit Studenten waren da immer willkommen. „Was studierst du denn?“

(Sowas von Smalltalk xD)

Nick

Astronomie. Ja, das hatte er definitiv schon einmal irgendwo gehört. Nicht zu verwechseln mit Astrologie. Das verstand sich von selbst. Allerdings hatte Beides irgendwas mit Sternen und Weltraum zu tun und Nick war sich selbst nicht ganz sicher, ob der Fremde gerade dabei war, schwachsinnige Horoskope zu studieren oder schwarze Löcher. Mit halb geöffnetem Mund, ganz so, als hätte er jeden Moment etwas unglaublich Wichtiges zu sagen tippte er mit erhobenem Zeigefinger ein Mal kurz in die Luft zwischen ihm und seinem Gegenüber, nahm bereits einen tiefen Atemzug für die schlauen Worte, die demnächst seine Zunge verlassen würden, runzelte dann jedoch die Stirn und schloss die Lippen wieder, während sein Finger noch ein paar Sekunden lang länger in der Luft verweilte. „Interessant“ log er ziemlich offensichtlich und ließ dann die Hand auch endgültig wieder fallen. Nick konnte wirklich ein grandioser Lügner sein, wenn es darauf ankam, aber es hatte keinen Sinn, Interesse für die obskuren Hobbys eines fremden Werwolfes zu heucheln, wenn das am Ende vielleicht bedeutete, dass er in ein noch viel langweiligeres Gespräch über Sterne und Planeten verwickelt wurde. Vielleicht schätzte der Andere seine Ehrlichkeit ja auch. Manche Leute taten das tatsächliche.
Als sich der junge Mann schließlich aus scheinbar heiterem Himmel als Leo vorstellte, musste Nick leise auflachen. „Das könnte durchaus wichtig sein“ Er nickte wiederholt und schnitt dabei eine kurze Grimasse. „Sollte ich mich am Ende doch dazu entscheiden, dich zu verklagen. Wenn ich es mir Recht überlege, tut mein rechter Zeh doch ein bisschen weg. Womöglich bist du drauf getreten“ Er schnalzte mit der Zunge. „Wenn wir schon mal dabei sein, bräuchte ich dann noch deinen Nachnamen, dein Alter, deine Telefonnummer und – oh – wenn ich mal eben schnell ein Foto von dir machen könnte“ Er formte mit Daumen und Zeigefinger eine imaginäre Kamera vor seinem Gesicht, zwinkerte, als er den unsichtbaren Auslöser drückte. „Bitte lächeln!“
Wieder musste er lachen. „Ich bin Nick“ stellte er sich schlussendlich ebenso vor. Er hatte seine Manieren heute Morgen schließlich nicht komplett im Bett vergessen.

Aurelie

Aurelie war sich durchaus bewusst, dass sich die Meinungen über Freundschaften oder gar Beziehungen mit Menschen unter Werwölfen durchaus spalteten. Für sie hatte sich die Frage nie wirklich gestellt, war sie doch lange Zeit, abgesehen von ihrem Vater, alleine unter Menschen gewesen. Angeblich waren sie schwach und ihr Leben für Einige sogar weniger wert als das eines Werwolfes. Einfach nur, weil ihre Sinne nicht so ausgeprägt waren. Aber Aurelie hatte tagtäglich mit unheimlich talentierten Menschen zu tun, die teilweise mehr drauf hatten, als jeder Werwolf, den sie jemals kennengelernt hatte. Und das ganz ohne angeborene, vorteilhafte Sinne. Reine Willenskraft und hartes Training hatte sie so weit gebracht, wie sie jetzt waren. Das faszinierte die Blonde mehr als alles Andere. Sie war jedoch kaum schockiert oder gar beleidigt über Lexis Reaktion. Sie war normal. Und hätte sie ihre neue Bekanntschaft nicht so schnell ins Herz geschlossen, hätte sie ihr das banale Geheimnis ihrer besten Freunde wahrscheinlich gar nicht erst erzählt.
Sie nickte eifrig, als sich das unweigerliche Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete, das der Gedanke an jedes einzelne Mitglied des Zirkus’ automatisch mit sich brachte. „Oh ja“ bestätigte sie dann auch noch einmal mit Worten. „Ich bin mit ihnen aufgewachsen, weißt du…Als Kind habe ich wahrscheinlich nicht einmal gewusst, dass sie so ganz anders sind, als ich“ Sie zuckte kurz nachdenklich mit den Schultern. „Sind sie am Ende wahrscheinlich sogar überhaupt nicht“ Waren ihre Gedanken einmal erst beim Zirkus gelandet und bot sich gleichzeitig die perfekte Möglichkeit, darüber zu sprechen, ließ sie sich nicht mehr so einfach stoppen. „Ich arbeite beim Zirkus. Und was meine Freunde alles können…übersteigt die Verwandlung in einen Wolf um Einiges“
Ihrer Freude wurde ein kleiner Dämpfer gesetzt, als erneut von Madeleine die Sprache war. Sie hätte damit rechnen sollen, dass das Ganze mit dem Vorfall im Nachtclub zu tun gehabt hatte. Dabei hatte sie Lexi doch eigentlich auf ganz andere Gedanken bringen wollen und jetzt war es wieder zu spät. „Das tut mir Leid…“ murmelte sie und fühlte sich gleichzeitig irgendwie schuldig, diese Frage überhaupt gestellt zu haben. „Ich hoffe wirklich, dass es ihr bald wieder besser geht“
Der Aufzug hatte sich längst in Bewegung gesetzt und war an seinem Ziel angekommen. Die Türen öffneten sich und Aurelie verließ den Fahrstuhl zuerst. „Das schreit jetzt aber wirklich förmlich nach einem Tee“

Flavio

Nur halbherzig verdrehte Flavio die Augen, während er sich Celios Verteidigung, die weder Hand, noch Fuß vorzuweisen hatte, anhörte. „Erstens liegt das zum größten Teil an deiner Frisur und deinem Zylinder“ konfrontierte er den Zauberer sofort mit den nackten Fakten, die ihm mit Sicherheit längst vertraut war. Es war zudem keine Diskussion, die sich wirklich lohnte. Aber so ganz ungesagt konnte Flavio das trotzdem nicht stehen lassen. „Und wir befinden uns immer noch im Wachstum“ Das war rein theoretisch gesehen vielleicht eine wahre Tatsache, aber die beiden Südländer konnten wohl kaum darauf hoffen, die 1,80 jemals zu überschreiten. Damit waren sie Beide von keiner Größe, mit der man als pubertierende junge Männer wirklich hätte prahlen können und das würde sich auch nicht so schnell ändern.
Wieder wurden die Fahrgäste unfreiwillig zusammengeschoben, weil sie die nächste Station erreicht hatten. Flavio schnitt eine irritierte Grimasse.
„Und Alter ist Kopfsache“ Der dazugehörige Blick, den er Celio gemeinsam mit dieser Aussage zuwarf, war Erklärung genug. Der vermeintlich Ältere verhielt sich schließlich selten erwachsener als Flavio. Wenn es denn tatsächlich überhaupt eine Formel dafür gab, wie sich Erwachsene zu verhalten hatten. „Was hast du noch zu bieten?“
Kurz tastete er seine Taschen nach dem kleinen Zettel ab, als hätte er sich die genauen Uhrzeiten darauf nicht längst ins Gedächtnis eingeprägt. Er ließ es deshalb schnell wieder bleiben und erklärte Celio auch ohne Absicherung durch das kleine Stück Papier „Wir müssen die Nächste raus“
Ein Blick auf das noch immer nicht leerer gewordene Abteil und es graute Flavio schon wieder davor, sich den Weg nach Draußen in die Freiheit zu erkämpfen. „Weil du ja immerhin älter und größer bist, kannst du gerne vorgehen“ Es war nicht so, als hätte Flavio den Weg nicht doch irgendwie alleine geschafft. So ganz sicher, ob er Celio diese Aufgabe überhaupt zutrauen konnte, war er sich auch gar nicht. Aber es war durchaus einfacher, sich von jemandem anders den Weg durchboxen zu lassen. „Dann machst du dich vielleicht doch noch nützlich“

Lexi

Lexis Augen wurden bei der Beschreibung der Menschen, mit denen sich Aurelie abgab, groß. Ein Zirkus? Es hörte sich unglaublich an, doch um ehrlich zu sein hatte Lexi noch nie einen Zirkus gesehen. Natürlich wusste sie, wie das ablief. Auf Kugeln laufende Elefanten, alberne Clowns und von Trapezen schwingende Artisten. Das alles hörte sich für sie eher wie ein Märchen an, als nach einem tatsächlichen Ort, doch Lexi würde dies nie zugeben. Also presste sie die Lippen aufeinander und lächelte leicht.
»Wow und was machst du in dem Zirkus?« fragte sie mit einem Ausdruck von Bewunderung auf dem Gesicht. Die Fahrstuhltüren öffneten sich quälend langsam und endlich befanden sie sich nur noch wenige Meter von der Küche entfernt. Sie beschloss, das Thema Madeleine erst einmal dabei zu belassen. Die Braunhaarige würde in nächster Zeit wohl eher nicht aufwachen und Lexi fühlte sich jedes Mal schlecht, wenn sie darüber nachdachte, dass sie nicht an dem Fußende ihres Bettes saß, darauf wartend, dass sie endlich die Augen öffnete.
Mit hüpfenden Locken trat Lexi also vor Aurelie durch die Tür und steuerte geradewegs auf die Schränke mit den Tassen zu. »Was trinkst du denn für Tee? Ich glaub es gibt ziemlich viele Sorten.« Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, und selbst dann erreichte sie die Tassen in dem Schrank nur mit den Fingerspitzen. Die Zähne knirschend ärgerte sich Lexi über ihre Größe, während sie sich auf die Küchentheke schwang und, auf der Arbeitsfläche kniend, zwei Tassen aus dem Schrank holte.

Jude

Jude beobachtete, wie Chandley sich gemütlicher hinsetzte, wodurch er noch ein ganzes Stück jünger wirkte. Andere Jungs setzten sich normalerweise eher breitbeinig hin, pubertär besitzergreifend. Doch seine Haltung ließ ihn eher verletzlich aussehen. Jude runzelte die Stirn, wandte den Blick wieder auf den Fernseher, als müsse er überlegen, was er eigentlich studierte.
»Ich hab auf dem College eine ganze Reihe an Sachen ausprobiert, aber irgendwann gemerkt, dass ich ganz gut darin bin, für andere Leute zu argumentieren. Deshalb hab ich mich auf der Uni dann für Jura entschieden!«, erklärte er. Jedes Semester an der Universität kostete seine Eltern Zuhause Unmengen an Geld, doch sie konnten es glücklicherweise entbehren.
»Und du gehst noch zur High School, oder?« fragte er. Es war zwar offensichtlich, doch es erschien ihm als die höfliche Reaktion auf Chandleys Frage.

Meena

Meena versuchte, sich nicht von den wilden Gebärden der gerade Erwachten erschrecken zu lassen. Sie blieb so ruhig es ging, während sie darauf wartete, dass Madeleine sich wieder etwas beruhigte. Es musste ein Schock sein, nach so vielen Tagen auf einmal aufzuwachen und das letzte an das man sich erinnern konnte, war ein Massaker. Und natürlich half es auch nicht, dass nur sie, Meena, nun da war, um die Braunhaarige wieder unter den Lebenden Willkommen zu heißen. Immerhin kannte sie sie ja gar nicht.
Selbst als Madeleine Meenas Kleidung gewaltsam griff und sie zu sich herunter zog, blieb ihre Miene ruhig wie klares Wasser. Sie wusste, von wem sie sprach. Alec war der Alpha des Dakabi-Packs, derjenige, der darüber entscheiden würde, ob sie hier bleiben durfte oder nicht. Er war auch ein paar Mal hier gewesen. Kreuzten sich ihre Wege hier aber einmal, war sie schnell aus dem Raum verschwunden. Die Braunhaarige bedeutete ihm offensichtlich etwas und Meena wollte ihn nicht stören. Nun schien es fast ironisch, dass Madeleine gerade jetzt aufwachte, wo er nicht da war.
Furchtlos blickte sie in die animalischen Augen des Mädchens. Natürlich hatte sich Meena das Erwachen anders vorgestellt, ruhiger. Sie hatte sich eine verwirrte junge Frau vorgestellt, vielleicht etwas ängstlich. Doch scheinbar hatte sie dabei ihre Vorstellung maßlos romantisiert, denn es wunderte sie nun überhaupt nicht, dass in dem Blick ihres Gegenübers eine ganze Reihe von Emotionen miteinander spielten. Keine davon schön oder ruhig.
»Du lagst viele Tage lang im Koma.« fing Meena an, spürte aber, dass das bestimmt nicht das war, was Madeleine hören wollte. »Alec geht es gut.« fügte sie deshalb sofort hinten an. »Du bist im Hauptquartier des Dakabi-Packs. Und er ist auch hier, irgendwo.« Natürlich hatte Meena keine Ahnung, wo genau er war. Vermutlich in seinem persönlichen Zimmer oder in einer Besprechung mit irgendjemandem. Doch es ging ihm gut und er war hier und das sollte die junge Frau spüren, also verzog Meena bei ihrer Erklärung keine Miene. Ein sanftes Lächeln benetzte ihre Lippen, die Augen blickten klar und ehrlich in die der anderen, bevor sie ihre Hände behutsam auf die des Mädchens legte, um ihr zu bedeuten, dass sie ihren Sari loslassen sollte.

Kris

Ihre Fröhlichkeit fand in ihm schwachen Wiederhall durch ein sanftes Lächeln. Kris wandte sich Enya zu, ein schöner Rücken konnte auch entzücken, jedoch war das nicht gerade Kristophs Schokoladenseite. „Kristoph.“ Stellte er sich vor und nickte ihr noch immer lächelnd zu.
„Ich bin kein Gentleman!“ erklärte er mit neutraler Miene, biss sich auf die Unterlippe, sah wieder in den Spiegel, konnte sich doch noch ein Grinsen abringen. „Und für die Wahrheit solltest du dich nicht geschmeichelt fühlen. Dein Lachen stet dir um vieles besser.“
Ein schiefes Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln.
„Was machst du denn so alleine, in diesem Gang vor einem dreckigen Spiegel?“ fragte er und kam in die Hocke, reichte Enya seine Hand um ihr aufzuhelfen.

Madeleine

Mit den Worten der Fremden überkam sie eine Welle der Erleichterung und sie löste langsam ihren Griff um den Stoff. Ihre Knöchel hatten sich bereits weiß gefärbt. Nur schwer fand sie in einen ruhigen Rhythmus für ihren Atem.
„Gut.“ Hauchte sie das Wort, als wolle sie sich selbst beschwichtigen, doch noch immer fuhr ihr Blick durch den Raum als würde sie verfolgt, ängstlich, als würde jeden Moment etwas aus den Schatten springen und sie mit sich hinab in das Feuer einer wartenden Hölle ziehen.
Madeleine konnte den Blick der braunen Augen nicht ertragen, welche sie bedachten als wäre sie nicht ganz richtig im Kopf. Sie wusste selbst, dass sie sich wie eine Verrückte aufführte, dafür brauchte sie nicht eine zweite Person die ihr das bestätigte.
Fahrig strich sie sich das Haar aus dem Gesicht.
„Geh weg, du nervst mich!“ ihre Stimme war ruhig, ohne Vorwurf, sachlich. Die Anwesenheit einer Fremden die sie in diesem Zustand sah und sie wie ein Kind beschwichtigen wollte, ihr aufzeigte wie dumm sie sich verhielt, war das letzte was sie jetzt brauchte.
Würde nicht dieses heiße Feuer in ihr wüten, wäre sie wohl vor sich selbst erschrocken. Sie zeigte eine völlig neue Seite, eine die es vor dem Biss des Rogues nicht gegeben hatte.
Madeleine schlug  die unzähligen Decken zur Seite die sie zu erdrücken schienen, seit Tagen an dieses Bett fesselten.
Erst als sie harsch aus dem Bett steigen wollte und ungemütlich stürzte wurde ihr bewusst wie schwach sie in den letzten Tagen geworden war.
Bestürzt starrte sie mit Tränen in den Augen auf ihre zitternden Hände. Wie sollte sie in diesem Zustand ihren Alpha beschützen, was war sie als solch erbärmliches Häufchen Elend schon für das Dakabi-Pack wert?
In ihrer Wut und Verzweiflung stieß sie ein animalisches Knurren aus und schlug mit ihren Fäusten auf den Boden ein.

(Am liebsten würd ich einfach schreiben:
»Ok«, sagte Meena und verließ das Zimmer.
:D Bin echt schlecht darin, mit solchen Leuten umzugehen und ich glaube sogar, dass genau das meine eigene Reaktion wäre! ^^)

Meena

Meena beobachtete bestürzt, wie sich die junge Frau, die sie sich so stark und schön vorgestellt hatte, in ein animalisches, verwirrtes Wesen verwandelte. Beinahe bösartig erschien ihr Blick und ihre Gebärden waren unkontrolliert. Meena war kurz davor, tatsächlich den Raum zu verlassen, als Madeleine sie eher unhöflich dazu aufforderte. Nicht zuletzt, um jemanden zu rufen, den Madeleine kannte, vielleicht sogar den Alpha. Doch sie richtete sich gerade auf, als die Braunhaarige versuchte, aufzustehen.
Meena wollte noch einen Ruf der Warnung ausstoßen. Sie war noch nicht kräftig genug. Nach diesen vielen Tagen, ans Bett gefesselt, mussten sich ihre Muskeln erst einmal wieder daran gewöhnen, gefordert, gebraucht zu werden. Doch da war es schon zu spät. Das Mädchen lag am Boden und während sie auf ihn einschlug, als wäre er Schuld an allem, was ihr wiederfahren war, stand Meena ratlos daneben.
Sie hatte keine Angst vor Madeleine, doch sie hatte Angst um sie. Wenn sie nun auf sie zugehen würde, ihr helfen würde, würde sie diese Hilfe dann dankbar annehmen? Ihrem Erwachen und ihrem bisherigen Verhalten zu urteilen eher nicht. Dennoch trat Meena langsam um das Bett herum, als würde sie sich einem wilden Tier nähern. Anstatt ihr allerdings ihre Hände hin zu halten, setzte sie sich vor ihr im Schneidersitz auf den Boden und wartete, bis sie sich einigermaßen beruhigt hatte. Erst dann erhob sie leise die Stimme.
»Ich will nicht behaupten, ich könnte verstehen, wie es dir gerade geht…« fing sie an und senkte den Kopf im Versuch, den Blick der jungen Wölfin aufzufangen. »Aber ich bin hier, um dir zu helfen. Es ist sicher nicht einfach, hier aufzuwachen und auf jemanden zu treffen, den man noch nie gesehen hat. Wenn du willst, kann ich jemanden holen, den du kennst!«, bot sie an. »Vielleicht den Alpha?«, fügte sie vorsichtig hinzu. »Er war oft hier, während du geschlafen hast. Und auch viele andere!« Meena hoffte, dies würde Madeleine etwas aufmuntern. Dass sie wusste, dass es nur ein unangenehmer Zufall war, dass genau jetzt, zu dem Zeitpunkt ihres Erwachens, nur Meena da war, eine Wölfin, die sie ja noch nie gesehen hatte.

Aurelie

Nur ganz insgeheim irgendwo tief in ihrem Unterbewusstsein versteckt hatte Aurelie auf genau diese Art von Frage gehofft. Sie war wirklich nicht die Art von Person, die einfach so den ganzen lieben Langen Tag aus dem Nähkästchen plauderte, aber hatte man erstmal ein Gespräch mit ihr begonnen, das über die gewöhnlichen Höflichkeitsfloskeln hinaus ging, fand sie am Ende doch immer eine passende Gelegenheit, den Zirkus zu erwähnen. Dann begannen ihre Augen zu leuchten, ihre Wangen zu glühen und ihre Stimme ein ganzes Stück heller zu klingen. Sie war – kurz um – in ihrem Element. Auch hier unten am Boden…und nicht ganz oben an der Decke des Zirkuszeltes.
„Oh...ich bin am Trapez“ Sie lächelte voller Stolz. „Wenn du willst, kann ich dich ja vielleicht mal mitnehmen“ Beinahe hätte sie sich die Hand vor den Mund geschlagen. War der Vorschlag okay gewesen? Nicht zu aufdringlich? Sie hatten sich doch gerade erst kennengelernt... Freunde nahm sie für gewöhnlich gratis mit in die Vorstellung…für den Umsatz des Zirkus’ war das wenig hilfreich und sie konnte sich jetzt schon Flavios Unmut darüber vorstellen. Ihr Vater wäre sicher auch nicht begeistert...
„Der Zirkus gehört meinem Vater“ klärte sie dann noch zusätzlich auf, wo ihre Gedanken gerade sowieso schon auf ihn zu sprechen gekommen waren.
In der Küche ließ sie sich sofort auf eine Eckbank am Fenster fallen und zog die Beine zu sich heran. Sie war nur ein kleines bisschen überrascht, dass Lexi doch so forsch and die Schränke heranging und musste im nächsten Moment schon wieder darüber lächeln. „Gibt’s irgendwas mit Vanille oder Kirschen? Oder vielleicht sogar Beides?“

Chandley

Nicht eine Sekunde lang gab Chandley vor, nicht beeindruckt von Jude’s Studiengangwahl zu sein. Er versuchte es nicht einmal, um ehrlich zu sein. Obwohl Jurastudenten eben diesen Gesichtausdruck und den kurz danach ausgestoßenen Wortlaut wahrscheinlich des Öfteren zu sehen und hören bekamen. Es war einfach der eindeutige Ruf, der diesem Studiengang anhaftete, der für das allgemeine Volk schwer zu ignorieren war.
„Oh…“ kam es deshalb ganz leise aus seinen halb geöffneten Lippen. „Und wie lange schon?“ Vielleicht sollte er sich dieses Gespräch mit Jude in Erinnerung behalten…es war immer nützlich, einen Anwalt im Bekanntenkreis zu haben. Nicht, dass Chandley tatsählich glaubte, jemals in eine Situation zu geraten, in der er tatsächlich einen brauchen könnte. Aber man konnte doch nie wissen. Das Leben in New York konnte hart sein.
„Ja, genau. Ich habe bald mein letztes Jahr in der Schule…ein bisschen nervös bin ich ja…“ Er rieb sich den Hinterkopf, wusste nicht wirklich, warum er das jetzt tatsächlich laut gesagt hatte. „Die Schule ist so viel größer als meine alte Schule“ Obwohl das schlussendlich für ihn eigentlich nur Gutes bedeuten konnte. Man fiel so viel weniger auf.

Alice

Die Stadt New York entwickelte sich als äußerst lebendig, was im Grunde genommen nicht anders zu erwarten war , doch der überaktive Verkehr auf dem Gehweg überrumpelte Alice etwas, weshalb es öfters vorkam, dass sie mit einigen Leuten zusammen stieß. Als würde sie ihre Ankunft von Weitem ankündigen wollen, hörte man bei jeder Gelegenheit von ihr: "Verzeihung! Oh, Entschuldigung. Oh! Das wollte ich nicht, mein Fehler! Verzeihung, Verzeihung, Entschuldigung!" Und als wäre das alleine nicht genug, stachen ihre roten Haare deutlich hervor, als wäre ihr Leben ein einziges Anime und sie würde den Hauptcharakter spielen, der sofort als jener zu identifizieren war. Ich glaube, als Werwolf wäre ich weniger aufgefallen. , dachte sie sich leicht gestresst, als sie bereits ein Mädchen - der erste Mensch, der etwas anderes tat, als sie an der Schulter zu rempeln oder genervt Beschwerden äußerte - auf sie zutrat und Alice freundlich begrüßte. Gott sei Dank, es gibt doch noch Menschen, die noch etwas anderes können, als fies drein zu blicken oder zu schimpfen, kam ihr durch den Sinn, ehe sie ihre neue Bekanntschaft mit einem breiten Lächeln begrüßte. Das Erste, was die 18-Jährige bemerkte, war der Geruch nach Werwolf, der ihr in die Nase stieg. Ein Werwolf also! Sie war einen Schritt näher ihren Bruder zu finden, es mag wahrscheinlich absurd klingen solche Hoffnungen bei den kleinsten Anhaltspunkten zu bekommen und das noch dazu nach so langer Zeit, doch Alice war kein Mensch, der schnell aufgab. Sie wollte ihn endlich sehen, sich entschuldigen ihn womöglich indirekt verjagt zu haben...
Das Mädchen vor ihr hatte kurze, dunkle Haare und dunkelbraune Augen, doch ehe Alice ihre Gedanken weiter führen konnte, erfuhr sie sogleich, weshalb sie das Mädchen direkt angesprochen hatte: Sie suchte nach dem Alpha beziehungsweise wie man an ihn heran kam, weshalb sie sich bei Alice erkundigte, drauf hoffend diese als Einheimische zu wissen.
"Nein, ich bin hier erst heute Morgen eingezogen", antwortete sie auf die erste Frage und verzog entschuldigend ihre Miene, bevor sie ihren eisblauen Blick auf das Gebäude hinter der Dunkelhaarigen warf. "Und ich habe auch leider keine Ahnung, wie man zum Alpha kommt...", setzte sie fort, was vielleicht überflüssig hinzuzufügen war, da das durch ihre erste Aussage von vornherein auszuschließen war. Aber, naja, besser überflüssige Antworten liefern, als Fragen unbeantwortet zu lassen, jedenfalls dachte so die Rothaarige.
Es wäre nur ratsam diesen gefragten Alpha aufzusuchen, schließlich könnte ihr Bruder einem Rudel beigetreten sein, jedenfalls war es das, was sich Alice erhoffte, schließlich war das ihr einziger Anhaltspunkt. Und New York war nicht gerade klein... Etwas verzögert bemerkte sie, dass sie immer noch inmitten des Gehweges standen und sie alle anderen hören konnten, doch wie es den Anschein hatte kümmerte sich niemand sonderlich darum, was die Zwei sprachen oder gar für Worte benutzten. Die augenscheinlich äußerst beschäftigten Leute um sie herum hatten ihre Blicke geradeaus gerichtet und setzten ihren Weg zielstrebig und in Eile fort, da blieb keine Zeit Gespräche anderer zu belauschen oder gar Fetzen jener aufzuschnappen. Naja, umso besser.
"Aber ich bin auch auf der Suche nach ihm...", setzte Alice hinzu, war jedoch ratlos, wie sie zu ihn finden sollten. Zwar war der fremde Wolfsgeruch hier präsent, aber die Fremde vor ihr würde sie wohl kaum um Rat fragen, wenn das Wolfsrudel im Gebäude zu finden war, auf das sie eben zuvor gedeutet hatte.
"Oh, übrigens, ich bin Alice!", stellte sie sich schließlich mit strahlender Miene vor. "Freut mich, dich kennen zu lernen, ach, tut mir Leid, dass ich das erst jetzt sage, aber ich weiß bei diesem Tumult gar nicht mehr, wo mir der Kopf steht", gestand sie und schüttelte leicht lachend den Kopf.

Madeleine

Die dunklen Augen hafteten sich auf das Mädchen, nahmen jede Bewegung auf, jedes Rascheln des Stoffes, das Wandeln der Schatten in der Bewegung.
Madeleine hob das Kinn und erwiderte den Blick unverhohlen. Gab den Worten einer völlig Fremden kaum Beachtung, nur als Alec erwähnt wurde, lächelte sie leicht. Doch es erreichte ihre Augen nicht, welche noch immer auf die Inderin mit ihrem würzig fremden Geruch und den falsch ausgesprochenen Worten gerichtet waren.
Blablabla… Alec.
Es war wohl am besten wenn sich Madeleine selbst davon überzeugte sie es ihrem Alpha ging.
„Wenn du mir helfen willst, hol mir eine Krücke.“ Madeleine nickte zur Seite um das Mädchen anzuweisen sich zu beeilen. Als sie sich nicht sofort bewegte räusperte sich Madeleine und fügte ein heiseres „Bitte.“ Hinzu.
Ohne sich weiter mit der anderen zu befassen, zog sich Madeleine wieder auf das Bett, kam ächzend zu sitzen.
Sie blinzelte verwirrt, als sich ein kleiner Blutfleck auf dem schneeweißen Verband ausmachte.
Wenn ihre Verletzungen noch immer nicht verheilt waren, konnte sie kaum so lange geschlafen haben wie es die Inderin vermuten ließ. Bedeutete dies, das Alec ebenfalls noch verletzt war? Sich um Geschäftsangelegenheiten kümmerte, während sie seelenruhig geschlafen hatte.
Verärgert spannte sie den Kiefer an und spürte wie die kurz verebbte Hitze wieder ihren Körper ausfüllte und sie am liebsten schreiend etwas zerfetzt hätte.
Die Rage erfüllte sie so sehr, dass sie keinen Sinn hatte um ihre Veränderung zu bemerken oder sich gar für ihr Benehmen zu genieren.
(wenn das meenas reaktion wäre, dann ist das halt so
ist ja ein raffle und wenn sich nicht alle charas verstehen muss man das auch akzeptieren.
Das Madeleine nachdem sie aufwacht kacke drauf ist, war schon vorher geplant und jetzt trifft es deinen chara und nicht feus)

(Ja klar, aber meena ist halt nicht so. Hab sie ja nicht wie ein Abbild von mir geschrieben, sondern als eine andere Person ;) Das wäre halt meine Reaktion gewesen... Außerdem wärs ja auch doof, wenn sie einfach raus geht, dann hätten wir ja beide nix mehr zu schreiben mit den beiden...)

(ok, nur weil du geschrieben hast das meena ok sagt und geht.)

Finn

Finn, einfach nur Finn ohne Elena. Kein wir, ein ich. Er.
Finn hatte solche Angst vor dem Verlust ‚Elefinns‘ gehabt. Ohne ‚ele‘ wäre es auch vorbei mit Finn gewesen.
Seine Ängste hatten sich nicht bewahrheitet und sich nur in Alpträumen gezeigt. Elena ging es wieder gut, besser als Finn der am liebsten jede einzelne Sekunde mit ihr verbracht hätte, doch sie brauchte ihren Freiraum, musste genesen, sich von dem Beinahe Tod erholen.
Er rieb sich den Nasenrücken und prustete gelangweilt. Elena war mit ihrer Genesung beschäftigt, wo Finn nicht dabei sein durfte, Finns Gedanken waren mit Elena beschäftigt und sein Körper tat gar nichts.
Schlafen. Essen. Durch die Gänge wandern. Sich von Elena abwimmeln lassen.
Die grauen Augen musterten die hohe Decke, die Arme hinter dem Kopf verschränkt machte er große Ausfallschritte die nur vor Langeweile trieften.
Er sehnte sich nach ihrem Warmen Rücken an seiner Brust, doch als sie aufgestanden waren. Hatte sie sich deutlich ausgedrückt, darin hatte sie ja nie große Schwierigkeiten.
Sie ließ sich nicht von Finn in einen goldenen Palast sperren und diese Tatsache machte ihn noch wahnsinnig. Wahnsinnig nach ihr. Der Duft ihres Haares, der Klang ihres Lachens und die kleine Falte auf ihrem Nasenrücken wenn sie sauer auf ihn war.
Das ganze hörte sich in Finns Gedanken wie ein Stalker an und das war er wohl auch. Sollte er ihren Kindern also eine Prägung folgendermaßen erklären: Du bist verrückt nach der anderen Person, willst alles wissen, sie immer sehen, sie immer um dich haben (fast immer). Kurz um, du wirst zu einem vorzeige Stalker.
Finn schüttelte den Kopf, redete sich gut zu. Es war ganz normal sich nach solch einem Erlebnis Sorgen zu machen.
Sein Geist freute sich das er von dem sinnlosen Geplänkel befreit wurde als Finn Leo und einen Fremden ausmachte.
Der Braunhaarige grinste zufrieden und lief auf die spießige alte Brillenschlange zu und klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken, so das sein Buch abermals zu Boden fiel.
„Hey Thompson, ne Freundin gefunden?“  damit spielte er auf das gelockte Haar des Fremden, welches um sein Gesicht fiel.
„Hi ich bin Finn.“ Stellte er sich vor, den einen Arm um Leos Schultern gelegt, streckte er die andere dem Fremden entgegen.
Finn schlang seinen Arm etwas feste um Leo, während er weiterhin das Engelslöckchen ansah fragte er Leo ob er denn Elena irgendwo gesehen hätte.

Enya

Enya musste erneut kichern, nachdem Kris sich selbst als Gentleman ausgeschlossen hatte. "Das zu bewerten liegt aber bei mir, nicht bei dir.",sagte sie und zwinkerte ihm verspielt zu. Trotzdem ergriff sie seine galant gereichte Hand, die seine Aussage Lügen strafte und kam schwungvoll zum Stehen. Obgleich sie um einiges kleiner als er war, ließ sie sich nicht von ihm einschüchtern. Sein Akzent war seltsam, genau wie ihrer, auch wenn sie diesen nicht einzuordnen wusste. Auch wollte sie nicht zugeben, wie sehr sie sich über die Ablenkung freute. Untypischerweise hatte sie die letzten Stunden in zurückhaltener Ernsthaftigkeit verbracht und ihre ganzes Wesen sträubte sich gegen diese unpassende Einstellung. Sie wollte lachen, leben, tanzen und die schrecklichen Ereignisse und ihren beinahe Todes vergessen. Ihre Großmutter hatte ihre immer gesagt, dass das Leben den Tod viel zu oft begrüßte, als dass man lange an dem Vergangenem festhalten sollte. Der Neuankömmlich wirkte sehr ernst, trotz seiner charmanten Art und Enya hatte plötzlich den Wunsch, ihn aus seiner Reserve zu locken. Ihr freundliches Lächeln wurde eine Spur verschlagener und plötzlich griff sie nach seiner weichen, kühlen Hand. Wortlos zog sie ihn hinter sich her, hinein in eins der großen leeren Zimmer, die auf der Etage lagen. Sonnenlicht fiel durch die großen Fenster herein und ließ den Staub durch die Strahlen tanzen. Ja. Tanzen. Tanzen hatte der Irin schon immer geholfen, ihren Kummer zu vergessen. "Lass uns tanzen!", rief sie eifrig und ließ ihrem Gegenüber keine Möglichkeit zum Protest. So abwegig und seltsam die Situation auch schien- das wilde Wirbeln und Stampfen ihrer kleinen nackten Füße auf dem federnden Laminat des Bodens war ansteckend und befreiend zugleich. Zumindest für die Wölfin. Man konnte sich ihrer Energie und Überschwänglichkeit nur schwer entziehen.

Kris

Er tat ihren Kommentar zu seiner wahren Berufung nur mit einem belustigten Schnauben und lässigen Schulterzucken ab.
„Wohin so eilig, schöne Zarewna? (YAY! :D)“ er sah sich in dem verlassenen Zimmer um. Die Möbel waren vorsorglich mit Laken verhüllt, das Sonnenlicht fand nur schwer durch einen Spalt seinen Weg herein. Wie ein Scheinwerfer bestrahlte die trübe Sonne den tanzenden Kobold. Kris verschränkte überrascht die Arme und lachte herzhaft auf. Diese Amerikaner waren wohl doch nicht alle so spießig und verschroben wie das Jungblut von Alpha.
Sie tanzte, nicht lasziv um ihn zu verführen, noch schüchtern.
Enya tanzte um des Spaßes Willen, um ein Gewicht abzuschütteln. Traurigkeit, Verlust und Schock.
Mit einem breiten Grinsen schüttelte Kristoph wiederwillig den Kopf, die kleine gefiel ihm, so ein verrücktes Huhn. Aus einem unerfindlichen Grund schien ihm jedoch diese Situation passender als die am Gang. Das Mädchen erschien nun natürlicher. Kris traute ihr zu, jeden Tag eine Überraschung bereit zu haben und sogar ihre engsten Vertrauten zu verblüffen.
Lachend nickte Kris.
„Gut, lass uns tanzen.“
Kris klatschte in die Hände und begann recht halbherzig und unsicher zu singen, er stimmte ein Volkslied aus Kriegstagen an, was ihm angemessen erschien zu den vergangenen Tagen.
Der Takt war Schwungvoll und mitreißend, trotz Kristophs tiefer stimmte.
Er trat zu dem Mädchen und fing sie auf, wirbelte im Takt seines Liedes herum.
Das Lieder erzählte von einem Mädchen das im Krieg zurück blieb und sich nach ihren Liebsten sehnte.
Ein Adler trägt ihre Briefe und soll sich beeilen.
Kristoph grinste breit, während er immer weiter sang und mit Enya im Kreis tanzte.

(I was never here)

Matt
Auch wenn es eine selbstverständliche und unumstrittene Gewohnheit war, hatte Matt in diesem Augenblick schlicht nicht die Energie, Alec aktiv auf die Palme zu bringen, und musste somit, zumindest bis sein Kaffee bereit war, auf passive Methoden zurück greifen. Es war durchaus hilfreich, dass allein seine bloße Präsenz schon einen Teil dazu beitrug. Aber er würde auf die Wirkung des Kaffees warten müssen, um es wirklich zu genießen. Den Kühlschrank noch leerer zu essen, als er es bereits war, war beinahe unmöglich. „Da scheint mir jemand zuvor gekommen zu sein“, brummte er als Antwort, seine Stimme tief und unbeeindruckt von Alecs Tonfall und der mitschwingenden Drohung. Alec hatte auf ihn noch nie einen beeindruckenden oder furchteinflößenden Eindruck gemacht, und hatte ihn somit, im Gegensatz zu dem Großteil des restlichen Packs auch nie sonderlich ernst genommen, was ihm den – wohlverdienten – Ruf einbrachte, der einzige Wolf des Packs zu sein, der sich unentwegt in Kämpfe mit dem Alpha stürzte. Unsinnige und substanzlose Kämpfe, die keinen anderen Grund als die natürliche Abneigung der beiden füreinander hatten.
Er nickte vage in Cassandra's Richung, als Art der Erwiderung auf ihren Gruß. Er hatte nichts gegen sie persönlich, kannte er sie schließlich nicht mehr als als Alpha des anderen Packs, und sie schien weitaus angenehmer als Alec, auch wenn er gestehen musste, dass er das aneinandergeraten mit Alec durchaus genoss. Seine Abneigung gegen Authorität kam in Cassandra's Fall ebenfalls wenig zu tragen, da er nicht mit ihr als Alpha zu tun hatte und die Tatsache, dass man auch Alphas anderer Packs mit etwas mehr Respekt engegentrat, ließ ihn kalt. Aber dennoch war sie ein Alpha und somit bereits in eine Schublade verfrachtet worden.
Mittlerweile war genug Kaffee durch die Maschine gelaufen, um für eine Tasse auszureichen, aber Matt hatte sich entschlossen, darauf zu warten, dass die Kaffeemaschine fertig wurde, während er noch immer in die vage Richtung der beiden Alphas starrte, unbeteiligt als hätte er nicht bemerkt, dass er unwillkommen war und etwas unterbrochen hatte, auch wenn es durch das uncharakteristische zusammensitzen der Alphas und der Stille die bei seinem Eintreten eingebrochen war, deutlich genug war.

Tory

Tory machte ein enttäuschtes Geräusch, bevor sie die Miene des anderen Mädchens sah und winkte schließlich schnell ab. „Ah, keine Sorge, das wird schon noch.“ Als ihr Gegenüber verlauten ließ, dass sie erst an diesem Morgen angekommen war, hellte sich Tory's Mimik auf. „Wenn das so ist: Herzlich Willkommen in New York City, der Stadt, die niemals schläft“, verkündete sie, die Arme ausgebreitet, als wolle sie die ganze Stadt umfassen und in ihre Begrüßung mit einschließen. Sie kratze sich am Hinterkopf. „Um ehrlich zu sein bin ich auch erst ein paar Tage oder so hier!“ Ihr Blick wurde für einen Moment etwas abwesend, als müsse sie nachdenken, ob es wirklich erst ein paar Tage waren, bevor sie die Rothaarige wieder ansah. „Vielleicht können wir ja gemeinsam versuchen, den Alpha zu finden?“, schlug sie vor, erfreut über die Aussicht, vielleicht etwas Gesellschaft bei dieser Unternehmung zu haben. Sie schaute erneut über die Schulter zu dem gigantischen Gebäude. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass das die Richtige Adresse ist. Aber ich bin nicht sehr weit gekommen.“ Sie hielt kurz inne. „Ich war irgendwie abgelenkt und hab mich verlaufen.“
Die Menschen um sie herum nahmen keine Notiz von ihrem Gespräch. Das Einzige, worum sie sich kümmerten und worüber sie ihre Unzufriedenheit grummelnd zum Ausdruck brachten, war die Tatsache, dass die beiden Mädchen noch immer mitten im Weg standen.
„Oh, richtig, wo sind meine Manieren? Ich bin Tory“, stellte sie sich mit ebenso breitem Grinsen vor, während sie ein paar Schritte aus der Menge raus machte, in der Hoffnung, dass ihre neue Bekanntschaft folgen würde. „Was bringt dich nach New York, wenn ich fragen darf?“

(sorry it's rather short)

Lexi

„In den Zirkus mitnehmen?“ wiederholte Lexi mit großen Augen und blickte Aurelie über die Schulter an. Momentan traute sie sich ja kaum aus ihrem Zimmer, sie konnte sich an nichts von der Außenwelt erinnern. Eine Gänsehaut lief ihr über den Rücken, als sie daran dachte, auch nur eine Zehenspitze aus der Tür des Hauptquartiers zu setzen. Sie räusperte sich, um ihre erstickte Stimme wieder etwas euphorischer klingen zu lassen. »Ich war noch nie in einem Zirkus.« presste sie schließlich hervor, da das inzwischen das geringere Übel zu enthüllen war. Nachdenklich zog sie die Augenbrauen zusammen und wandte sich wieder dem Regal zu, auf dessen Augenhöhe sie wenigstens alles sehen konnte. »Vielleicht, wenn sich hier alles ein bisschen gelegt hat!« murmelte sie, bevor sie die Türen schloss und von der Arbeitsfläche hüpfte.
»Kannst du Wasser kochen?« sie deutete auf den Wasserkocher im Eck der Küche, bevor sie vor dem tiefen Eckschrank, in dem sich alle Teesorten befanden, in die Knie ging und ihre Hände tief hinein streckte. Sie kannte nicht alle Teesorten, die es hier gab und die Inderin und Leonora hatten aus Indien auch noch eine ganze Menge neuer Teearten mitgebracht, von denen die Schottin noch nie etwas gehört hatte. Schließlich fand sie tatsächlich einen Tee mit der Aufschrift: „Beruhigender Kirsch-Vanille-Traum für die Sinne“. Triumphierend erhob sie sich wieder und hob die Packung in die Höhe. »Tadaaa!«
Mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht griff sie noch nach zwei Teeeiern, bevor sie vorsichtig damit begann, sie mit der Kräutermischung zu befüllen.

Jude

Jude lächelte im Hinblick auf Chandleys Reaktion. Derweil kam ihm sein Studiengang weder besonders schwer, noch besonders leer vor. Zugegebenermaßen glaubte Jude aber, dass die Leichtigkeit, mit der er das Studium überwand, mit seinen übermenschlichen Fähigkeiten zusammenhing. Es fiel ihm einfach leichter, Dinge im Kopf zu behalten. Jura hatte nichtsdestotrotz noch den Ruf, ein unglaublich schwerer Studiengang zu sein, den nur wenige beendeten.
»Noch ein Jahr!« erwiderte Jude und legte den Kopf nachdenklich schief. »Wenn das hier allerdings so weitergeht, werde ich wohl verlängern müssen.« seine Handbewegung schloss alles um ihm herum mit ein, doch Chandley sollte klar sein, dass er damit die momentane Situation mit den Rogues meinte. Sein Studium stand an zweiter Stelle. Das Pack war immer wichtiger.
Jude lächelte zumunternd, lehnte sich nach vorne und legte dem Jüngeren eine Hand auf die Schulter. »Dieses Jahr wird ein Klacks für dich!« sagte er, ohne auch nur einen Hauch von Zweifel in seiner Stimme. Dann lehnte er sich wieder zurück und legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen entspannt. »Weißt du schon, was du danach machen willst?« fragte er, ohne aufzublicken.

((Es folgt: Ein Schreibkrampf. Es überkam mich, es musste raus. Wichtig ist nur der letzte Abschnitt- für Feu. Das davor- ein Experiment.))
Alexander
“Bist du schon einmal so richtig schlaflos gewesen?
Kennst du dieses Zittern in den Händen? Dieses Frösteln, weil der Körper langsam aufgibt, aber egal, was du tust.... du kannst nicht schlafen. Nach jeder Erschöpfungsphase folgt eine Schaffensphase, abgelöst wiederum durch Übelkeit.
Was bleibt, wenn die Sonne aufgeht ist ein fahler Geschmack im Mund und ein klammes Gefühl in den Gliedern.
Bist du schon einmal so richtig schlaflos gewesen?
….
Es gibt da einen Roman. Er heißt „Schlafes Bruder“.
In dieser Geschichte verliebt sich ein sozial isolierter Junge in ein viel zu gutes Mädchen. Als er alt genug ist, zu begreifen, dass er sie ficken will, nun, da will ihr Bruder sie aus Eifersucht an einen anderen verheiraten. Der Junge, der mittlerweile ein Mann ist, geht daran zu Grunde, weil er glaubt- naja... dass seine Liebe, die er schon so lange empfindet, nicht echt sei.
Um der Sünde zu entgehen, entscheidet er sich dazu nie mehr zu schlafen. Denn der Schlaf, so denkt er, sei der Bruder vom Tode. Und wenn man tot ist, oder schläft, nun.... dann liebe man nicht mehr. Und wie könnten seine falschen Gefühle denn echt sein, wenn er dann noch- ruhig schlafen könne.
Er stirbt, dieser Mann, weil er Tollkirschen frisst, um nicht einzuschlafen. Doch er stirbt in dem Wissen, dass seine falsche Liebe echt war. Er denkt sogar, sie war das echteste, was er jemals gefühlt hat.

Als ich es zum ersten Mal las, da konnte ich noch schlafen, doch jetzt.... sieh' mich an.
Ich schlafe nie wieder.
Denn der Schlaf, und das ist die einzige Wahrheit, ist tatsächlich der Bruder vom Tode.

Und wenn ich dem Schlaf entgehe, so entgehe ich sicherlich auch dem Tod.“

Seine Worte verloren sich in dem großen Raum. Und verstummten, ohne Antwort. Was zurückblieb, war dieses ganz besondere Schweigen, was nur jene Wesen kannten, die das Ende kannten.

Sie roch nach Minze, kaltem Rauch und Blut. Ihr aschblondes Haar bordete, wie schmutziges Wasser, über die Bettkante. Ihre blasse Hand sah aus, als wolle der Todeskrampf nicht aus ihr weichen. Die grünen, großen Augen starrten leer in den Spiegel, der gegenüber des schmalen Bettes stand und es waren Tränen und Schock in ihnen- der Blick, den die meisten Menschen hatten, wenn sie gezwungen waren ihre Maske abzulegen. Ihr Makeup war ganz verwischt- und unter roten Schlieren blitzte ihre weiße Haut hervor, die aussah, wie Papier- aschfahl, brüchig und trocken.
Er strich ihr die  Haare aus der Stirn mit einer Zärtlichkeit, die sonst nur Liebende aufbrachten. Blut haftete in ihnen und sie war mittlerweile schon so lange tot, dass es ganz klebrig und klumpig geworden war- es knackte leise, als seine Finger es aufbrachen, um seine Hand zu befreien.
Er saß neben ihr, auf der Bettkante und atmete tief durch. Der ruhige Blick verzerrt zu einem fassungslosem Starren. Er hasste die Menschen so sehr, wie er ihr Blut und ihre Lebendigkeit liebte.
Wie in Trance streichelte er über ihre Wange, zeichnete die eigene Spur nach.
Der Tod war würdelos, er war es immer. Es gab keinen guten Tod. Das wusste er.
Drum hatte er sich dagegen entschieden, jemals zu sterben.
Es klopfte.
Nur mühsam löste der Vampir seinen Blick von seinem Opfer. Es war ja sonst nicht seine Art, sie mit ins Nest zu bringen. Es war ja sonst nicht seine Art, sie so zu töten. Doch diese Frau hatte etwas Besonderes an sich gehabt, etwas rastloses und verlorenes. Sie hatte ihn an jemanden erinnert, doch an wen, das wusste er nicht mehr.
Er führte schon so lange Krieg, dass er es immer wieder vergaß auf diejenigen zu achten, die es nicht taten. „Herein.“, er richtete sich auf und spürte, wie sich das Gesicht wieder zu jener ruhigen Maske verhärtete, die alle hier kannten. „Sir....“, eines der Halbblüter trat herein. Der Tag hatte also wieder begonnen. Sie hüteten ihre Zentrale am Tage, weil die der Sonne furchtloser entgegentreten konnten, als die Jäger. „Eine Frau wartet im Foyer auf sie.“, er schluckte nervös. Sein Blick blieb an der Leiche hängen, dann erst richtete er sich in der blutverschmierten Maske Alexanders. „Sie ist ziemlich wütend.“, seine Stimme zitterte. So hatte er den großen Anführer wohl noch nicht gesehen.
Seufzend erhob sich Alexander von der Bettkante und streckte sich. „Und sie sagt es ist dringend.“
Alexander streifte sich das beschmutzte Hemd von den Schultern. „Das ist alles? Ein Name? Eine Rasse? Frauen, die dringend etwas wollen, gibt es genug auf der Welt...“, sagte er und wusch sich das Gesicht. „Sie sagte keinen... aber ich glaube... sie ist Franzosin, Sir. Und eine von uns... Euch.“
Alexander hob das schmale esicht aus den Händen und langsam glitt sein Blick zu dem Halbblut. „Franzosin?“, nur mit Mühe entglitt ihm nicht die Fassung. Die einzige Franzosin, die es wagen würde, seine Höhle zu betreten, war diese Colette.
Hübsch, brutal, faszinierend, ganz anders, als es Franzosen sonst waren. Und wenn sie wütend war, dann würde Alexander sich das doch nicht entgehen lassen. „Soso....“, er lachte leise in das Handtuch, mit dem er sich abtrocknete.
„Sag ihr, ich bin unterwegs und....“, das Halbblut hielt ein in seiner Bewegung. Ihm war die ganze Situation sichtlich unangenehm. Zurecht. Eigentlich hatte jeder die Anweisung, ihn nicht zu stören. „... sorg' dafür, dass diese Reste wegkommen.“, er deutete mit dem Kinn auf das tote Mädchen. Ein Nicken als Antwort, dann wurde es wieder dunkel in dem großen Raum.

„.... und jetzt schlaf gut, Jolene“, raunte er leise, als er ein Hemd aus dem Schrank nahm.  
Der weiße Stoff glitt über seine Arme. Er spürte es kaum, richtete den gestärkten Kragen und ließ die oberen zwei Knöpfe offen.  Colette störte ihn so früh, mitten am Tage- sie musste nicht förmlich werden.
Das Sakko ließ er zusammengefaltet auf dem Stuhl liegen. „... aber vergiss nicht, was ich dir erzählte.“
Bevor er ging, gab er ihr einen Kuss auf die Stirn. Und als die Tür hinter ihm zugefallen war, da hatte er bereits ihren Namen vergessen. Heute Abend, da war er sicher, würde er auch ihre Augen vergessen haben.

Wie sie dort stand, dieser pelzbesetzte Anachronismus. Und doch hatte er vergessen, wie schön sie war. Man sah ihn ihr an, diesen unbändigen Stolz. Es war das vorgeschobene Kinn, der Widerspruch des weichen Gesichtes mit den harten, alten Smaragdaugen, es war ihre groteske Albtraumaura, in einem Gemisch, das Feuer zum einfrieren brachte.
Alexander erblickte und erkannte sie, als er die Treppe zum Foyer herunterkam, auf dem Gesicht dieses eingemeißelte, professionelle Lächeln- ganz schief war es, so als würde die eine Seite seines Gesichtes immer Lächeln, wären die andere ganz ernst blieb.
Sie kam unpassend,  aber das war er von ihr gewohnt. „Colette!“, schnurrte er, als er sich in Hörweite wähnte. „Wie lange ist das her, sieben, zehn, fünfzehn Jahre?“, er blieb vor ihr stehen und verschränkte die sehnigen Arme vor der Brust. „Du störst, aber das wundert dich sicher nicht.“, er ließ seinen Blick über sie wandern. Schamlos taxierte er die vertraute Person. Sie war wirklich aufgebracht, kein Wunder, dass der junge Vampir innerlich an ihr zerbrochen war. Sie warf mit ihrer Energie geradezu um sich. Wahrscheinlich hatte er etwas angestellt, auch wenn Alexander noch nicht ganz klar war, was. „Was willst du hier? Hab ich dich eingeladen, wenn ja- war nicht persönlich gemeint.“, er hob eine Augenbraue. „Warum verängstigt du meine junge Brut, hm?“

Aurelie

Aurelie nickte mehrfach und mit vielleicht einem zu großen Ausmaß an Euphorie, als Lexi ihre eigene Wortwahl höchstwahrscheinlich rhetorisch wiederholte. Sie hatte das Bedürfnis, der Blonden mehrfach bestätigen zu müssen, dass sie ihr Angebot tatsächlich genau so gemeint hatte, auch wenn es vielleicht etwas forsch geklungen haben musste. Zurückziehen würde sie es sowieso nicht mehr. Wieder lächelte sie, warm und zuversichtlich, konnte dann aber bei aller Liebe nicht verstecken, wie sehr es sie schockierte, dass Lexi noch niemals einen Zirkus von Innen gesehen hatte. Was für ein trauriges, trostloses Leben das doch gewesen sein muss. Ohne die lustigen Clowns, die cleveren Tiere und die geschickten Artisten.
Ihr Schock verwandelte sich also in ein nur entfernt trauriges Lächeln. „Dann wird es aber Zeit“ schlug sie dafür umso enthusiastischer vor. Wenn es nach ihr ginge, hätte sie ihre neue Freundin sofort bei der Hand gepackt und hätte sie in die heutige Vorstellung geschleppt. Sie war sich sicher, dass selbst Lexi diese trostlose Welt und ihre momentane Situation dann in einem anderen Licht sehen würde. Allen Optimismus beiseite war Aurelie sich außerdem nicht sicher, ob sich die Situation hier im Pack in absehbarer Zukunft bessern würde. Wahrscheinlich nicht. Aber das sprach sie nicht laut aus. „Ich glaube, du würdest dich besser fühlen“ fügte sie dann noch etwas leiser hinzu, bevor sie von der gemütlichen Eckbank kroch, um den Wasserkocher zu füllen, wie man es hier gesagt hatte.
„Man vergisst die Welt einfach“ Sie musste die Stimme wieder leicht heben, um das rauschende Wasser zu übertönen, bevor sie den Hahn wieder zudrehte, die Klappe des Wasserkochers schloss und ihn mit dem Umlegen eines einzigen kleinen Schalter zum Laufen brachte.

Chandley

Ganz ungewollt scannte Chandley das Gesicht seines Gegenübers, war sich dessen Attraktivität durchaus bewusst, und versuchte hauptsächlich dessen Alter auf die Zahl genau zu schätzen. Wenn er im letzten Jahr seines Studiums war, dann hatte er ihn vielleicht zu jung geschätzt. Vielleicht war er aber auch überaus begabt in dem was er tat. Auch das hätte Chandley nicht überrascht. Der junge Brite wirkte intelligent und selbstbewusst, ohne dabei einschüchternd zu sein. Das gefiel Chandley irgendwie. Es entspannte und beruhigte ihn und er konnte noch etwas tiefer in das Sofa sinken.
„Herzlichen Glückwunsch“ stieß er dann ehrlich lächelnd hervor und hob die Augenbrauen dabei so enthusiastisch wie möglich. Der Aufregung wurde dann aber doch ein kleiner Dämpfer gesetzt und er nickte langsam. „Hoffentlich passiert das nicht…“ murmelte er, meinte dabei sowohl die ungewollte Verlängerung des Studiums, als auch die Situation in den Packs. Chandley wusste, dass er sich um diese Angelegenheiten zu sorgen hatte, fühlte sich dem Pack aber einfach noch nicht zugehörig. Indem er sich mit einem Wolf des Kuna Packs anfreundete, machte er wahrscheinlich auch einen Schritt in die falsche Richtung. Im Moment lag seine oberste Priorität darin, Hollie in Sicherheit zu wissen…und um auch Hollies psychisches Wohlergehen zu sichern, gehörte wohl auch Matts Sicherheit dazu.
Ganz instinktiv zuckte er vor Judes Berührung zusammen, war darauf einfach nicht vorbereitet gewesen, entspannte sich aber schnell wieder mit einem seichten Lächeln. In Texas hatten die Menschen keine Berührungsängste. Chandley war es gewohnt, von netten älteren Ladies im Supermarkt auf die Schulter oder die Wange geklopft zu bekommen. Chandley war es allerdings außerdem gewohnt, lachend in eine Mülltonne geschubst zu werden. Er hatte Jude einfach nicht so kontaktfreudig eingeschätzt. Der vornehme britische Akzent vermittelte irgendwie immer eine automatische Distanz.
Dann waren seine Gedanken jedoch anderweitig beschäftigt, als er über Judes Frage nachdachte, die er sich selbst schon so oft gestellt hatte. „Ich…bin mir nicht ganz sicher“ gab er schließlich nach längerem malträtieren der Unterlippe zu. „Ich hab das Gefühl, es gibt nichts, was ich wirklich gut kann…ich meine, besser als Andere“ Seine Stirn legte sich in kleine Fältchen. „Aber irgendwie gefällt mir der Gedanke, Lehrer zu werden…“ Nicht für die älteren Schüler. Teenager machten ihm Angst, obwohl er selbst einer war. Und er konnte sich keine Zukunft vorstellen, indem sie das nicht taten. „Oder Erzieher“ fügte er noch schnell hinzu.