A Night's Howl
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 Part I ~ Ancient Legends

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Feuerchen
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Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Empty
BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Sa Apr 12, 2014 3:25 pm

Jemand sprach zu ihm. Die Worte laut und eindringlich, unvergleichbar mit dem sanften Flüstern seiner Mutter. Die Ruhe in Person, die ihn dazu verleitete, ihr einfach zu folgen und ihn doch darum bat, es nicht zu tun.
Als die Dunkelheit zerbrach, glaubte er, er würde fallen. Seine Finger verkrampften sich, blutig schabten sie über den trockenen Asphalt unter ihm und der jähe Schmerz durchzog ihn gleichzeitig mit dem sehr langsam greifbar werdenden Bewusstsein. Schmerzen waren ein gutes Zeichen. Schmerzen bedeuteten, dass er lebte.
Viel zu überdreht und schrill krachten die Stimmen auf sein Trommelfell wie schwere Hagelkörner. Er konnte einzelne Worte noch nicht voneinander trennen, ihre Bedeutung nicht nachvollziehen, aber er wusste, dass sie sich an ihn richteten. Oder von ihm handelten. Und ihm stellte sich nur eine Frage: Wieso, verdammt? Wieso waren sie überhaupt alle noch hier? Er hätte tot sein können. Tote ließ man zurück. Sonst waren sie ja umsonst gestorben.
Die Gesichter schwammen an ihm vorbei, verschwanden immer wieder zwischen den eigenen flatternden Lidern. Henry, Madeleine, Lexi…Leonora? Wenn sie schon hier war…Hilfe war unterwegs. Nein, Hilfe war bereits da. Und er würde nicht zulassen, dass sie sich in erster Linie an ihn richtete. Der Alpha, der sich selbst retten konnte. Der Alpha, der alle der – wenn er schon zur Hölle fahren musste – alleine am Steuer sitzen würde.
Schwindelig war ihm noch. Und Kotzübel. Mit nichts als reiner Wut im Herzen. Wut über die vergeudete Zeit und Wut über die eigene Schwäche. Wut über den Schmerz, den er nicht bekämpfen konnte. Und Wut über den eigenen Körper, der sich reflexiv aufbäumte. Die Illusion, stark genug zu sein. Und sich dann wieder viel zu hart, viel zu schnell, viel zu leblos wieder zurück auf den Asphalt fallen ließ.
„Gott verdammt“
Müde und trunken entwichen ihm die Worte. Träge auch die Bewegungen seiner Lippen, die mit der Geschwindigkeit seiner Stimme nicht mithalten konnten. Ein unverständliches Lallen entstand. Nur in seinem hämmernden Kopf klang alles richtig. Weil er wusste, was er hatte sagen wollte. Und nicht hörte, was seinen Mund tatsächlich verließ.
Reflexartig packte er Henry am Arm, hatte gehofft, die Haut seines besten Freundes wäre wärmer. Nicht so kalt. Nicht so verschmiert von Ruß und Blut. Er hasste sich dafür, dass er ungefragt Henrys Hilfe benötigte, um sich aufzurichten. Dass er sich einfach am Gewicht des Anderen auf die Beine ziehen musste. Halbherzig und als ein grausames Zeichen der Dankbarkeit, klopfte er Henry sehr sachte auf die unverletzte Schulter.
Er warf einen Blick in die Runde, runzelte die Stirn und kniff die Augen zusammen. Weil sich alles drehte. Gesichter tauchten doppelt und dreifach auf, verschwanden ganz und tauchten in der nächsten Sekunde wieder auf. Blut rann ihm zäh den Nacken herunter, aber er wagte es nicht, die Verletzung zu berühren. Die Gehirnerschütterung lachte ihm so schon erbarmungslos ins Gesicht.
„Leonora“ Der Namen, den er zumindest in seinem Kopf eindringlich und scharf aussprach, hätte letztendlich auch alles Andere bedeuten können. Zunge und Lippen wollten ihm noch nicht gehorchen. Aber, nachdem er sichtlich mit seinem Gleichgewicht gekämpft hatte, wandte er sich der jungen Werwölfin zu. „Hast du noch jemand Anderen mitgebracht?“ (Tu einfach so, als hätte sie das, Vivi. Das wäre so ja auch der eigentliche Plan gewesen ;) )
Aus reiner Gewohnheit fuhr er sich fahrig durch das dichte, schwarze Haar, fluchte leise, als seine Fingerspitzen über das verklebte Blut strichen.
Schmerz. Wie ließ er sich ausblenden wenn Adrenalin keine Option mehr war? Wieder wankte er, ohnmächtig vom Blutverlust. Und dem Drang, seinen Mageninhalt jeden Moment zwischen den umgeworfenen Mülltonnen zu entleeren. Aber Stolz war ein mächtiges Gefühl. Nicht mächtiger als Schmerz. Aber mächtig genug, um die Hilferufe des eigenen Körpers zu ignorieren.
„Schick sie zurück zum Club. Sie sollen alle mitnehmen, die es nach draußen geschafft haben“ Er gestikulierte wirbelnd mit der unverletzten Hand in Richtung des Nachtclubs. Mit jedem Wort erklang seine Stimme verständlicher. Der Plan, um den momentanen Kampf möglichst schnell zu beenden, breitete sich immer weiter vor ihm aus, füllte seinen dröhnenden Verstand mit dem letzten Rest Klarheit, der ihm diese Nacht noch bieten würde.
„Auch die Kunas. Nehmt auch die Kunas mit“ Als sich seine Kiefermuskeln anspannten, das Kinn leicht nach vorne geschoben wurde, hätte man fast meinen können, er sei wieder bei vollem Bewusstsein. „Nehmt alle mit. Ob sie wollen oder nicht“
Einen Schritt wagte er zurück in Richtung Club und hasste sich selbst dafür, dass er nicht würde helfen können. Dass kein Stolz, kein Adrenalin und keine Ignoranz seine Beine je dazu bringen würden, den Club ein zweites Mal zu betreten. Auch wenn ihn die Bilder seiner genüsslich verbrennenden und verblutender Mitstreiter nicht loslassen würden.
Ganz sanft wie den verstörten Hund beim Tierarzt, legte er den Arm erst um Madeleines, dann um Lexis Hüfte, um sie vorsichtig zum Auto zu geleiten. „Steigt ein“ Seine Worte richteten sich auch an Henry. „Steigt ein und macht die Augen zu“
Genau das, was er auch tun musste. Was er tun sollte. Mit dem Wissen, dass er es nicht konnte. Zwischen nachhallendem Geschrei seiner eigenen Rasse, bis ins unmenschliche verzerrt und dem lodernden Feuer, den aufblitzenden Schüssen, die sich auch hinter geschlossenen Lidern auf Ewigkeit abzeichnen würden, blieb kein Platz mehr für Schlaf. Nicht in den nächsten Wochen.
Als er die letzte Autotür zuknallte, nutzte er die kurze Zeit, die er unbeobachtet sein könnte, um dem zerrenden Gefühl in seinem Magen endlich nachzugeben und ihn zwischen den Mülltonnen zu entleeren. Geisterhaft bleich leuchtete sein Gesicht im fahlen Mondlicht, als er sich mit erhobenem Haupt den Mund mit dem Handrücken abwischte, bevor er die Autotür erst beim zweiten Versuch aufbekam und sich dann schwer auf den Beifahrersitz gleiten lassen. Er richtete den Rückspiegel so, dass die Drei auf den Rücksitzen im Auge behalten konnte und sank noch etwas tiefer in den Sitz, weil sein Körper danach verlangte.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Di Apr 15, 2014 3:25 pm

Immer wenn ihre Augenlider sich zum Blinzeln schlossen, hatte Lexi das Gefühl, in ein tiefes Loch zu fallen. Die Schwärze schien für immer anzuhalten und riss das Mädchen mit in eine grausame Welt, in der alle Stimmen um sie herum verstummten und sie völlig alleine war.
Sobald sie ihre Augen wieder öffnete, brachen die Lichter und die Geräusche über ihr herein, bis ihr Gehirn von den unterschiedlichsten und durch ihre Herkunft überzogenen Empfindungen überfordert war und sich ihre Augen abermals schlossen.
Beinahe bruchstückhaft nahm sie so ihre Umgebung war. Das einzige, worauf ihre Augen immer gerichtet waren, war Alec. Die Angst davor, dass ihm etwas geschehen sein konnte, war zu viel, um ihren Verstand darum zu fassen. Als er stöhnte und sich seine Lider endlich flatternd hoben, spürte sie förmlich, wie sich ein enormes Gewicht von ihrem Herzen hob. Sie wollte ihm in die Arme fallen, ihre Liebe beteuern und ihn nie wieder loslassen, doch mit dem Gewicht erhoben sich auf einmal auch alle Geräusche um sie herum zu einem kaum auszuhaltenden Level der Lautstärke. Instinktiv wollte sie ihre Ohren bedecken.
Wieder blinzelte sie. Es schien nur kurz zu sein, und doch, als sich ihre Lider wieder hoben, stand Alec bereits auf wackligen Beinen und gleichzeitig doch so unglaublich eindrucksvoll und tapfer vor ihr. Schwerfällig erhob sie sich und genoss seine kalte Hand auf ihrer Hüfte, als er sie zum Auto führte. Sie ließ sich neben Madeleine in die Sitze des Wagens sinken, vermisste sofort seine beruhigende Berührung. Sobald die Wagentür geschlossen war, lehnte sie ihre Stirn an die Glasscheibe und blickte für einige Sekunden nach draußen, bevor sich ihre Augen wieder schlossen und die lautlose Schwärze sie vollkommen umfing und nicht mehr los ließ. Sie waren alle sicher…
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Sa Apr 19, 2014 1:13 am

Eine Hand noch immer auf die unerlässlich blutende Wunde in ihrem Abdomen gepresst, mit weitaus weniger Druck als noch zuvor, hatte Elena die Kugel in ihrer Schulter beinahe vergessen.
Nur vage nahm sie Cassandra's plötzliche Anwesenheit und ihre Bitte bei Bewusstsein zu bleiben wahr. Eine Bitte der sie nachzukommen versuchte, oh wie sie es versuchte, doch der Blutverlust und diese unendliche Kälte, die in ihren Körper sickerte, erschwerte diese Aufgabe.
Ihr Herz flatterte in Höchstgeschwindigkeit in dem verzweifelten Versuch, das verbleibende Blut durch ihren Körper zu pumpen und die lebenswichtigen Organe damit zu versorgen.
Ein weiterer Schuss viel und Cassie verschwand für einen Moment aus ihrem eingeschränkten Sichtfeld und hinterließ das vage Gefühl, dass mehr als nur das offensichtliche nicht in Ordnung war, bevor sie zurückkehrte mit einem regelmäßigen Druck auf Elena's Hand, der sie wie ein Anker im Moment Hielt, für den Augenblick ihr Bewusstsein aufrecht erhielt.
Nach einer Ewigkeit, oder vielleicht auch nur Sekunden, Elena vermochte es nicht zu sagen, war Finn an ihrer Seite.
Ein sanftes Lächeln erreichte ihre Lippen nur schwach und verzerrt, kaum als solches zu erkennen.
Der Impuls die Hand zu heben, erreichte die Muskeln nicht. Das Verlangen ihm über die Wange zu streichen, die Finger durch das blutverschmierte Fell und schlussendlich über die Lippen, an denen ihr Blut klebte, fahren zu lassen, verblieb unausgeführt.
Ihr Atem ging rasch und immer flacher und sie verstand die Worte nicht, die von Finn's Lippen sickerten, und so unendlich traurig klangen. Wie durch Watte hörte sie nur verzerrt und unverständlich seine Stimme, die sie dennoch beruhigten, ihr das Gefühl gaben, dass alles okay war. Wie konnte es anders sein, Finn war an ihrer Seite, die Welt war in Ordnung, während ihr Puls immer schwächer wurde, und ihr Bewusstsein zwischen ihren Fingern davon glitt, ihre Sicht immer weiter verschwamm.
Sie spürte nur vage, wie sie Boden verlor, sich immer weiter davon entfernte, als sie angehoben wurde, an Finn's warmen Oberkörper gepresst seinen kräftig hämmernden Herzschlag gegen ihre Haut spürte, bevor alles endgültig schwarz wurde.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Mi Apr 23, 2014 3:34 pm

(Ihr müsst das nicht alles lesen! xD
Das ist wirklich, WIRKLICH einfach nur zwei random Nebencharas, die einfach alle unsere Charas nacheinander retten. Mehr nicht.)

Mit Mitte 30 glaubte Max, sein Leben endlich sortiert zu haben. Er hatte einen gut bezahlten Job, ein eigenes Apartment im Herzen Manhattans und eine Gefährtin, die ihn nur noch gelegentlich aus seinem eigenen Heim schmiss, wenn sie sich zum wiederholten Male über Kleinigkeiten stritten. Seit ein paar Monaten war er sich längst nicht mehr sicher, ob sie wirklich füreinander bestimmt waren oder eine viel menschlichere Art der Liebe auf den ersten Blick ihre Schicksale zueinander geführt hatte. Vor 10 Jahren hatte er sich noch durch fremde New Yorker Betten geschlafen, ohne Job und ohne Geld. Und jetzt hatte er zumindest das Glück, das Hauptquartier der Dakabis als Rückzugsort nutzen zu können. Eine erhebliche Verbesserung, wie er fand, als er um 3 Uhr morgens das Bett eines der zahlreichen Gästezimmer bezog. Die letzten Tage waren anstrengend gewesen. Seit seine Gefährtin ihr gemeinsames Baby in sich trug, war sie unberechenbar geworden und ein falsches Wort bedeutete eine Nacht auf der Couch…oder gleich drei Häuserblöcke weiter im Hauptquartier. Immerhin konnte er hier den Schlaf nachholen, den er so dringend nötig hatte und war seinem Arbeitsplatz gleichzeitig näher.
Mit einem Seufzen hatte er sich sehr langsam unter die frische Bettdecke geschoben und hatte die Augen daraufhin für gerade Mal dreißig Minuten schließen können, als sein Telefon klingelte. Er hatte mit seiner Gefährtin am anderen Ende der Leitung gerechnet, sich noch vor dem Abnehmen des Hörers auf ihre Stimmungsschwankung vorbereitet. Dass sie ihm sagen würde, wie sehr sie seine Wärme und Nähe heute Nacht vermisste. Oder, dass er mit einer Hand voll Kleingeld zur nächsten Tanke fahren sollte, um ihr dringend einen ganz bestimmten Schokoriegel zu besorgen. Der tatsächliche Grund für den nächtlichen Anruf war eine Ernüchterung und riss ihn brutal aus der Benommenheit des Halbschlafes. Er schmiss das Handy achtlos auf die viel zu weiche Matratze und warf sich die ausgeleierten Klamotten vom Vortag über. Wenn er Pech hatte, würden sie ihm sowieso nicht mehr lange erhalten bleiben.
Er traf bekannte Gesichter auf dem Flur. Alle auf die selbe Art und Weise aus dem Schlaf und aus dem Bett gezerrt wie er selbst. Alle bemüht, leise zu sein, um die im Hauptquartier schlafenden Kinder nicht zu wecken. Obwohl die allgemeine Aufruhr und das Unwissen über den genauen Hintergrund des Vorfalles keine Hilfe dabei waren.
Eingespielt und natürlich waren die Maßnahmen, die routiniert getroffen wurden. Diskussionslos teilte man sich die Aufgaben zu. Einige blieben da, um das Hauptquartier für die Aufnahme mehrerer Verletzter vorzubereiten. Ärzte und Krankenschwestern ihrer eigenen Rasse wurden zusätzlich alarmiert. Der Rest teilte sich auf genug Autos auf, um später genug Platz für den Transport der Verletzten zu haben.
Keine 20 Minuten später stieg Max aus einem silbernen Van aus, den er alleine hergefahren war. Er hatte so dicht wie möglich am Eingang des Clubs geparkt – obwohl es davon mehrere zu geben schien -, um nicht nur sich selbst Arbeit zu ersparen, sondern vor allem denjenigen, die es dringender nötig hatten.
Seinen Alpha hatte er noch nicht sehen können, aber es ging die allgemeine Nachricht um, dass er am Leben war. Aber das linderte kaum den Gedanken daran, dass Max zu 85 prozentiger Wahrscheinlichkeit auch andere Gesichter, die heute Nacht im Club gewesen waren, gekannt hatte. Und, dass er einige davon vielleicht niemals wiedersehen würde. Viel schlimmer noch die Vorstellung, eines dieser Gesichter blass und leblos am Boden vorzufinden.
Der Geruch nach verbranntem Fleisch und Rogues war überwältigend, als er buchstäblich über Leichen ging und sich schwor, ihnen nicht ins Gesicht zu blicken. Obwohl die Anweisungen eindeutig gewesen waren. Es war seine Pflicht, nach jedem noch so kleinen Lebenszeichen zu suchen. Puls und Herzschlag zu überprüfen. Auszusortieren, wen er zuerst mitzunehmen hatte und dabei keinen Unterschied mehr zu machen, zu wessen Pack sie gehörten. Die schweren Gerüche halfen zumindest dabei.
Nicht weit von einem Seiteneingang entfernt – von der Tür war nicht mehr viel übrig, eher ließe sich von einem klaffenden Loch in der Wand reden…wenn die Wand denn noch in ganzen Stücken vorhanden gewesen wäre – entdeckte er die ersten zwei mit Gewissheit Lebenden. (Enya und Jude) Weil er sich noch immer nicht dazu hatte durchringen können, den stark Verletzten, die ihre Augen kraftlos und müde geschlossen hatten, nah genug zu kommen, um sich ihres Zustandes zu vergewissern. Diese Aufgabe würde er den anderen Helfern überlassen. Jetzt stand er direkt vor dem jungen Mann und seiner Begleitung und war froh, dass er ihre Gesichter nicht kannte. Sie rochen nicht nach Dakabipack. Aber das tat keiner hier mehr.
Was auch immer gerade Mittelpunkt ihrer Konversation gewesen war, er unterbrach sie, indem er ihnen energisch die Hand hinhielt, um ihnen im Notfall auf die Beine zu helfen. Letztendlich hatte er ja keine Ahnung, wie weit ihre Verletzungen reichten.
„Wir bringen euch in Sicherheit“ versicherte er ihnen knapp, aber hinter den kurzen, trockenen Worten steckte pure Ehrlichkeit und alleine die Tatsache, dass sie der selben Rasse angehörten, musste jetzt für vollstes Vertrauen stehen. Erst mit einem aufmunternden Lächeln und dem darauf folgenden Gleitenlassen seines Blickes erblickte er auch die Rothaarige, gar nicht weit von den Beiden entfernt (Rachel) und bezog auch sie in seine Worte und Gestik mit ein. Er übergab die drei Schützlinge der Obhut einer weitern Helferin und begab sich auf die Suche nach weiteren Opfern, denen noch zu helfen war. Aber sie mussten sie alle mitnehmen. Wer war er schon, darüber bestimmen zu können, wen es sich lohnte zu retten und wer in einer dreckigen Gasse verenden musste? Er hätte sich die Nasenwurzel massiert, konnte es sich aber nicht leisten, sein Sichtfeld zu verkleinern.
Weil er selbst noch immer nicht dazu bereit war, den Club zu betreten, obwohl von besagten Rogues keine Spur mehr zu sein schien, war er sichtlich froh, anderen, weitaus mutigeren und pflichtbewussteren Helfern großzügig den Vortritt lassen zu können.
Er umrundete das, was vom Club übrig war bis er dem nächsten Schlupfloch begegnete und sich nicht vorstellen konnte, welch bedeutende Rolle die zermürbten Türen und aufgerissenen  Wände für die im Inneren gefangenen Wölfe gehabt haben musste. Was ihn nicht nur entfernt an den abgenutzten Eingang zur Hölle erinnerte, musste für sie das Tor zum Himmel gewesen sein. Buchstäblich. Aus dem Club entkommen zu sein bedeutete nicht auch gleichzeitig, dem Tod entkommen zu sein, wie Max hatte feststellen müssen. Vor zehn Jahren…nein, vor weniger als zehn Jahren…wäre er vielleicht selbst hier gewesen, hätte sich amüsiert bis alles anders gekommen war.
Er schüttelte den Gedanken ab. Hauptsächlich, weil er zwei weitere Werwölfe entdeckte, von denen zumindest einer noch am Leben war. (Finn & Elena) Die junge Frau hing hingegen regungslos in seinen Armen, aber Max vertraute darauf, dass es einen Grund gegeben haben musste, wieso der junge Mann vielleicht sein eigenes Leben riskiert hatte, um sie aus den Trümmern zu tragen. Diesmal verspürte er, wie Enttäuschung sich um seine Brust krallte, weil er auch diese beiden Gesichter nicht kannte. Er glaubte nicht daran, dass der junge Mann das Mädchen leichtfertig aus den Armen geben würde, aber die Hilfe musste er ihm trotzdem anbieten. „Seid ihr okay?“ fragte er überflüssigerweise und deutete dann mit einer schwachen Geste in die Richtung, aus der er gekommen war. „Da hinten stehen Autos und Helfer. Wenn du es schaffst, sie bis dahin zu tragen, seid ihr bald sicher“ versprach er ihm und nickte ihm gleichermaßen aufmunternd, sowie mitfühlend zu. Der Gedanke daran, seine eigene Gefährtin regungslos in den Armen zu halten erfüllte ihn mit so viel Furcht und Trauer, dass er ihn davon überzeugte, den Partner seines Lebens in ihr gefunden zu haben.
Aber das selbe hatte er schon einmal gedacht. Über Amanda. Heute nicht mehr als eine gute Freundin mit dem seltsamen Talent, immer dann aufzutauchen, wenn seine Gedanken gerade zu ihr abschweiften.
Er spürte ihre Hand auf seiner Schulter. Etwas zu rabiat für eine Frau ihrer Größe. Aber es passte zu den kurzen dunklen Haaren und den warmen schokoladenfarbenen Augen, die das lodernde Feuer noch immer reflektierten. „Warst du schon drinnen?“ fragte sie ihn direkt, weil das einfach ihre Art war. Er schüttelte den Kopf und ihre verrußte Haut bewies eindeutig, dass sie bereits mehr Arbeit geleistet hatte, als er selbst. „Dann geh, na los!“ forderte sie ihn urplötzlich sehr eindringlich auf und schubste ihn in Richtung des kleinen Ausganges, aus dem das junge Paar gerade gekommen war. „Die Rogues sind weg und keiner von uns wird es alleine schaffen“ klärte sie ihn auf und war dabei plötzlich sehr nüchtern und sehr ernst geworden.
Im nächsten Moment hatte er schon keine andere Wahl mehr, als ihr zu folgen. Im Club waren mittlerweile mehr Helfer, als Verletzte. Taschenlampen blendeten ihn. Teilweise so heftig, dass er beinahe über verkohltes Holz oder gar die verbrannten Überreste eines Menschen…oder Wolfes stolperte. Manchmal musste Amanda ihn am Arm festhalten, damit er nicht fiel und in diesem Moment fühlte er sich viel zu elendig und schwach, um jemals Familienvater zu werden. Wäre er vor circa einer Stunde hier gewesen…hätte er nicht überlebt.
„Da!“ Amanda deutete auf ein weiteres Häufchen Elend, das sich gar nicht mehr weit vom Ausgang zusammengekauert hatte. Er erkannte rote Haare, die matt im Licht Amandas Taschenlampe glänzten. Einen blonden Jungen – viel zu jung für einen Nachtclub…oder die Gesamtsituation – und die pechschwarzen Haare, die, wie er beim näheren Herantreten erkannte, zur Alphawölfin des Kuna Packs gehörten. Cassandra…Jones. Das war ihr Name. Und aus irgendeinem Grund hatte Max das Bedürfnis, ihn auszusprechen. Ihr dadurch vielleicht das Stückchen Vertrautheit zu geben, das ihnen allen an einem Ort wie diesen fehlte. „Cassandra“ sagte er laut und deutlich, bevor er sich zu den drei Gestalten niederkniete. Die Alphawölfin und ihre rothaarige Begleitung schienen schwer verletzt und er war sich schon gar nicht mehr sicher, ob seine Stimme überhaupt zu ihnen durchdrang. Dem blonden Jungen schien es hingegen noch relativ gut zu gehen. Deshalb wandte Max sich an ihn, als er fortfuhr und gleichzeitig mit einer Hand ein paar der Helfer zu sich winkte.
„Kannst du dabei helfen, die Beiden sicher nach draußen und in eines der Autos zu bringen? Wir werden dir dabei helfen. Schaffst du das?“ Sein eindringlicher Blick ging in der Dunkelheit von Rauch und aufgewirbeltem Staub verloren. „Wir sind vom Dakabi Pack“ klärte er zum ersten Mal auf, obwohl zumindest ihm der Geruch noch anhängen musste. Aber mit Cassandra in der Nähe…hatte er das Bedürfnis, sich zu erklären. Auch wenn sie im Prinzip keine andere Wahl mehr hatten, als sich von ihnen helfen zu lassen. „Und wir bringen jeden in Sicherheit“ schloss er, den Tonfall so trocken, dass kein Zweifel mehr bestand, dass es sich dabei um einen Befehl von Oben handelte.
Amanda war längst weitergezogen, um weder Zeit, noch Leben zu verlieren. Sie glaubte schon, niemanden mehr zu finden, als sie den Wolf und den blonden Jungen sah, deren Körper so fest aneinander gepresst waren, als glaubten sie, die reine Anwesenheit des jeweils Anderen könnte ihnen das Leben retten. (Cade & Caleb) „Hey ihr zwei…“ sagte sie behutsam und musste feststellen, dass die Beiden älter zu sein schienen, als sie aussahen. „Seid ihr okay?“ Trotzdem klang ihre Stimme, als spreche sie mit einer Kindergartengruppe. „Ich bringe euch in Sicherheit, ja?“ Sie lächelte kläglich und unterdrückte den Drang, ihre Hand nach ihnen auszustrecken. Blut quoll nur aus einer Wunde des Jungen in Wolfsgestalt, dem anderen schien es noch relativ gut zu gehen. „Aber ihr müsst aufstehen. Schafft ihr das?“
Gerade war sie sich nicht sicher, ob ihre Worte zu den Beiden durchdrangen, als sie eine Stimme nicht weit entfernt vernahm. „Ich hab noch eine gefunden!“ rief man ihr zu und sie bedeutete den Beiden, an Ort und Stelle zu bleiben. Als sie gemeinsam mit dem anderen Helfer und einem jungen, zierlichen Mädchen im Arm (Ricky) zurück zu den beiden Wölfen kehrte, waren sie bereits wieder auf den Beinen. Sie schienen das Mädchen zu erkennen und ignorierten ihre eigenen Verletzungen tapfer, um den Kopf des Mädchens mit Küssen und zaghaften Berührungen zu bedecken, während sie neben ihnen herliefen. Jetzt, wo sie Beide in menschlicher Gestalt waren, erkannte Amanda, dass es sich nicht nur um Bekannte, Freunde oder gewöhnliche Verwandte handelte, sondern dass sie Zwillinge waren und aus irgendeinem Grund zerrte die Erkenntnis als schweres Gewicht an ihrem Herzen. Einer von Beiden brauchte zusätzliche Unterstützung beim Gehen, obwohl er leichtfüßig so tat, als wäre es nicht so und Amanda blickte ihnen hinterher, bevor sie sich zum nächsten Ausgang begab.
Sie begegnete nur noch anderen Dakabis, die die Opfer behutsam, aber so schnell wie möglich nach draußen trugen und kam zu spät, um ihnen jetzt noch zu helfen. Außerdem tat die frische Luft draußen gut. Direkt vor der zerfetzten Tür standen zwei zum ersten Mal bekannte Gesichter und sie war erleichtert, dass Matt und Holle zumindest noch gerade stehen konnten. Sie war längst müde geworden, die immer gleichen Worte zu wiederholen. Und das war so unwahrscheinlich unfair gegenüber den Opfern, dass sie sich selbst dafür hätte schlagen können. „Könnt ihr mitkommen?“ fragte sie die zwei mit vor Sorge gekräuselter Stirn. „Da hinten stehen Autos, wir bringen euch und alle Anderen ins Hauptquartier“ Sie lächelte halbherzig.  
Hier draußen liefen die Anderen mit Decken und notdürftigen erste Hilfe Materialien herum. Max tauchte kurz nach ihr wieder aus den Trümmerhaufen aus. Mit leeren Händen. Drinnen war getan, was getan werden konnte. Gar nicht weit von Matt und Hollie entfernt lag ein blonder Junge, den sie bisher ein oder zwei Mal im Pack gesehen hatte. Müdigkeit, pure Erschöpfung und die eigenen Verletzungen schienen ihn übermannt zu haben, aber er war am Leben und rührte sich noch schwach, als sie sich niederkniete, um ihn hochheben zu können. Er war leichter, als sie gedacht hätte, obwohl ihm jegliche Fähigkeit verloren gegangen war, sein Gewicht durch Körperspannung möglichst zu verringern. Seine Augenlider flatterten und erst schien es ihr, als wolle er sich wehren. Sie hörte ihn Matts und Hollies Namen murmeln und spürte, wie sich sein Körper entspannte, als er die Beiden erblickte. „Sssh, wir bringen sie alle in Sicherheit“ murmelte sie zum hoffentlich letzten Mal, als sie ihn in eines der Autos verfrachtete und die Türen daraufhin im Chor zugeschlagen wurden, bevor sich die Motorengeräusche in der bald endenden Nacht erhoben und sie ihre wilden Versprechen von Sicherheit endlich wahrmachen konnten, als sie gemeinsam am Hauptquartier ankamen und der Stress von Vorne begann, weil die Verletzten in die vorbereiteten Betten getragen werden mussten, von denen aus darüber entschieden wurde, um wen sich als erstes gekümmert werden musste. Aber das, stellte Amanda erleichtert fest, wäre nicht mehr ihre Aufgabe. Sondern die der Ärzte und Krankenschwestern.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Mi Apr 23, 2014 6:47 pm

Meena und Josi wurden von Leonora alleine zurückgelassen, doch es blieb ihnen garnicht viel Zeit, sich darüber zu wundern oder zu ärgern. Während Josi Meena ein leeres Zimmer zeigte, wurde die große Tür des Hauptquartiers zum ersten Mal geöffnet und mit einem lauten Knall zugeschlagen.
Die beiden schauten sich fragend an, denn die zu ihnen herauf schallenden Stimmen waren nicht die von Leonora. Alle klangen gehetzt, verwirrt, einige schrien und Meena glaubte sogar ein sterbend anmutendes Stöhnen zu vernehmen.
Von da an ging alles recht schnell. Die Haustür blieb die ganze Nacht offen, ständig traten Werwölfe aller Packs ein und aus. Schon aus dem oberen Stockwerk konnte Meena das Blut riechen. Sie griff Josi bei den Schultern und befahl ihr, oben zu bleiben, wie sie es auch bei Kindern ihres ehemaligen Packs machen würde. Doch Josi war nicht halb so gut erzogen wie die indischen Jungen und Mädchen und so dauerte es nicht lange, bis sie hinter Meena die Treppen hinab gesprungen war.
Sterbende, Verletzte und nicht ansprechbare Wölfe wurden in die Eingangshalle getragen. Befehle wurden gerufen, Hilfe wurde erbeten. Es war alles ein heilloses Durcheinander.
Bis man sich darauf geeinigt hatte, die stark Verletzten in einen einzelnen Raum zu verfrachten, in den aber zuerst noch Betten getragen werden mussten, war die Eingangshalle bereits so voll mit nach Rauch stinkenden Werwölfen, dass ich kaum noch jemand bewegen konnte.
Ab da schien die Organisation aber zu fließen. Leicht Verletzte wurden entweder in ihre Zimmer gebracht (Dakabi) oder in Gästezimmer geleitet (Kuna und andere) oder wurden gebeten, bei der Verarzten der Schwerverletzten mitzuhelfen. Diese wurden in den größten Raum im Dakabi-Pack gebracht, wo Klappbetten, Sessel, Kissen und Matten den Boden verdeckten. Eilige Helfer liefen zwischen den Reihen hin und her, die Gespräche und das Stöhnen verschmolz zu einem Summen, das an einen Bienenstock erinnerte.
Meena versuchte so gut wie möglich zu helfen, niemand hinterfragte hier ihre Herkunft, jeder war nur froh um das heilende Wissen, das sie mitbrachte.
Auf Josi wiederum achtete kaum jemand. Mit erschrockenem Gesichtsausdruck durchwanderte sie die Gänge, ab und an wurde ihr etwas in die Hand gedrückt, sie solle helfen, jemandem etwas bringen oder irgendetwas Nützliches tun. Irgendwann rollte sie sich auf einem Fensterbrett zusammen und wurde von der lange überfälligen Müdigkeit übermannt.
Als das Morgengrauen die Gänge in einen unheimlichen Glanz tauchte und sich vor den Fenstern der Dunst einer grausamen Nacht lichtete, lag Josi noch auf dem Fenstersims, während Meena immer noch emsig mit blutigen Tüchern in den Händen umher lief. Sie hatte die ganze Nacht gearbeitet und die Müdigkeit machte ihre Bewegungen langsam und unsicher. Doch sie würde noch lange weiterhelfen, wenn es nötig war. In dem Schwerverletztenraum waren die Nacht über noch einige Werwölfe gestorben und um jedes Leben wurde unter den Helfern getrauert, egal welchem Pack sie angehörten. Während einige der Schwerverletzten schon wenige Stunden später beinahe geheilt waren, besserte sich der Zustand einiger anderer überhaupt nicht. Die Sorge über jene stand allen Werwölfen ins Gesicht geschrieben, während sie alle stumm ihren Tätigkeiten nachgingen. Es war sehr still im Hauptquartier. Lautlose Füße schlichen von Bett zu Bett, darauf bedacht, niemanden zu wecken. Ab und zu erklang ein Husten oder ein leises Stöhnen. Selten mussten sich die Helfer absprechen, was zu tun war und dabei den Rat eines Arztes erfragen.
Doch die Sonne interessierte sich nicht für den fehlenden Schlaf der Werwölfe. Sie verdrängte den Mond, der das Massaker stumm beobachtet hatte, obwohl er doch als Freund der Gestaltenwandler galt, und presste ihre Strahlen mit aller Kraft durch die milchigen Fenster, bereit, alle zu wecken, dich sich ihrem Rhythmus unterworfen haten.
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Nasu
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Mi Apr 23, 2014 10:05 pm

Es war nicht der Tod der sie in seine Krallen zog, nicht die erdrückende Müdigkeit oder die Suche nach Frieden.
Was Madeleine erwartete war dunkel, finster und schrie nach Blut. Pumpte sich durch die Bahnen ihres Körpers, erfand neue Wege ihren Geist zu quälen. Zerfetzte vor ihrem Auge bekannte Gesichter. Zerschnitt das höhnische Lachen ihres Vaters, nachdem sie sich weinend in den kühlen Sitz des Wagens drückte. Erdrosselte die monotone Stimme ihrer Mutter, die nicht aufhörte über den Zustand ihrer Blumen zu philosophieren, auch wenn ihre Stimme versiegte.
Ihre letzten Worte vergingen, in Gedanken an ihre Blumen, nicht ihrer Kinder.
Da waren sie, Philipp und Florenz mit blutenden Tränen die ihre zu Grimassen verzogenen Gesichter benetzten.
„Nein!“ schrie sie, konnte nicht aufhören. Wollte die Dämonen in die Flucht schlagen.
Immer und immer wieder schlug ihr Kopf gegen eine Tischkante, stoppte auch nicht nachdem das silberne Haar in höllisches Rot getaucht war. Nach Madeleine lechzte, ihr zu hauchte und sie auf seine Seite rief.
Sie wollte sich gegen es wehren, doch sie wurde festgehalten. Zu schwach, noch immer das schwache, erbärmliche Mädchen. Nichts hatte sich geändert, auch wenn ihre Familie keinen Schatten mehr auf sie warf, tot, begraben unter ihren Füßen, umwandern ihre dunklen Geister sie und lähmen ihren Geist.
„IHR MONSTER! ABSCHAUM!“ brüllt sie, will sich aus ihrem Körper befreien, die Sünden dieser Welt zurück lassen und fliehen, doch es lässt sie nicht.
Wieder diese widerlichen Stimmen, die sich in ihr Ohr legen, danach dürsten sie zu zerstören.
„Beruhig dich, beruhig dich doch!“
Es wollte sie einlullen, sie trügen um sie dann zu zerfressen, so wie Alec. Wann hatten sie Alec erwischt. Was hatte sie nun noch. Keine Familie, kein Rudel. Die Dunkelheit kam näher.
Doch es war keine dunkle Höhle, die sie behütete, es war der stinkende Rachen des Teufels, und sie näherte sich ihm immer mehr, mit jeder Person, die sie vernichteten.
Josephine, wie sie vor ihr stand, die großen blauen Augen, sahen zu Madeleine hoch.
Anschuldigend, bevor ein Schwall von Blut ihren kindlichen Mund verwischte.
Stumm schrie sie ihre Verzweiflung hinaus, sank auf ihre Knie und betrachtete ihr Hände, bekrallte Hände, mit dem Blut des Kindes verschmiert umschlossen sie gierig dessen Herz.
Wie gleißende Blitze erhoben sich die Zähne über ihr und umschlossen sie, tobender Lärm der hinter ihren Schläfen kreischte.
Sie waren alle tot, ob Mensch oder Kuna, alle bestraft, dafür das sie Madeleine begegnet waren. Henry starb, weil er ein treuer Freund war und immer auf der anderen Seite von Alec stand.
Lexi lag sterben in ihren Armen, versuchte verzweifelt unter all dem erstickenden Blut, Worte zu finden.
Blutrot wie ihre Lippen, zeigten sich nun Judes. Ihr Gift hatte Tribut gefordert und er endete mit leeren Augen.
Es machte nicht halt, sein Ziel war es ihre gesamte Rasse auszulöschen und am Ende, am Ende würde sie sich zu ihnen ins Grab legen. Neben Cassie, Alec, die kleine Josie und die blonden Locken Lexis, die in der Dunkelheit nicht mehr leuchten würden.
Begraben unter dem Blut ihrer Familie, Florenz mit ihren blutjungen Jahren die ihre Träume nie wahr werden ließ. Philipp der es nie geschafft hatte seine Ängste zurück zu lassen.
„Sie leidet unter dem Gift dieser Biester, seht zu, das sie nicht loskommt… wenn nicht sich selbst… jemand anderes.“
Eine erschreckende Kühle legte sich über das brennende Feuer in ihrem Herzen und sie wurde in einen tiefen Schlaf gerissen, der unruhig und voller schrecklicher Visionen war.
Ihr zerschundener Körper kämpfte in dem Morgenrot gegen das Gift. Wechselte in einem Kampf von Heiß und Kalt. Ihr Atem verlor sich in einem Chaos von Rhythmen unter der Angst vor sich selbst.
Doch die Kräuter fesselten sie an das Bett und versteckten das Scheusal in ihr vor der Welt.
Behüteten die übrigen Wölfe vor dem erweckten Ungeheuer in ihr.
Nur das Morgenrot erzählte wispernd von den blutigen Träumen.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Do Apr 24, 2014 6:14 pm

Erst Stille. Schwärze um sie herum. Dann plötzlich Stimmen. Es ist laut. Aber warum? Die Dunkelheit lichtete sich, wie ein Nebel in der Morgenröte. Aus Schwarz wurde Violett, Rot hinter dem Fleisch ihrer Augenlider. Ihre Augen rollten in den Höhlen hin und her, doch sie konnte sie nicht öffnen. Als wären ihre Wimpern an die Wangen geklebt worden, als wäre die Bewegung zu anstrengend für die ausgelaugten Muskeln.
Ihre Glieder waren schwer. Die weiche Matratze umfing ihren Körper und erschien ihr beinahe wie ein Gefängnis, aus dem sie sich nicht befreien konnte. Treibsand, der sie immer weiter hinein zog, ohne, dass sie etwas dagegen unternehmen konnte.
Jede noch so kleine Bewegung, das Zucken ihres kleinen Fingers, ein Augenrollen oder das Knirschen ihrer Zähne benötigte eine enorme Kraftanstrengung. Aber warum? Die Verwirrung bildete eine kleine Falte zwischen ihren Augenbrauen.
Die Lautstärke der Stimmen stieg an, als würden sie näher kommen. Doch Lexi hatte noch immer zu wenig Kraft, ihre Augen zu öffnen. Die Lider waren wie zementiert.
Sie spürte, wie etwas aus ihrem Arm gezogen wurde. Eine Nadel. Der kurzzeitige Schmerz ließ sie zusammen zucken.
»Sie ist wach.« hörte sie eine weibliche Stimme sagen. »Soll ich eine neue Infusion einleiten?« Schwere Schritte, die näher kamen. Das Bett ruckelte. »Nein, sie ist soweit, aufzuwachen. Ihre Verletzungen waren nicht allzu schwer.« erklang eine weitaus tiefere Stimme. »Bleib solange bei ihr.« Die Schritte entfernten sich wieder.
Das Zuhören bereitete Lexi Schwierigkeiten. Die Anstrengung darüber drohte sie zu übermannen, als sie versuchte, ihre Augen zu öffnen, um ihre Umgebung endlich vollkommen wahrnehmen zu können. Stöhnend hoben sich die Lider einige Millimeter. Das einfallende Licht blendete sie, als würde sie direkt in die Sonne blicken und mit dem Licht blitzten kaum auszuhaltende Schmerzen durch ihren Schädel. Erschrocken über den Effekt, den die geöffneten Augen mit sich brachten, schloss sie diese wieder, nur um sie wenige Sekunden später wieder blinzelnd zu öffnen. Die Wimpern flatterten, als sie versuchte, sich ein Bild ihrer Umgebung zu machen.
»Wo bin ich.« wollte sie fragen, doch ihre Stimme war rau und krächzend. Die Worte schienen ihren Weg durch ihre Stimmbänder mit ausgebreiteten Messern zu nehmen, bis das Gesprochene in lauten Husten unterging. Als sie fertig war, beugte sich eine ältere Frau über sie. Ihre fürsorgliche Miene zeigte Mitleid. Mitleid? Warum? War ihr etwas passiert?
Unwillkürlich drehte sie den Kopf, nur um neben sich noch zwei weitere Betten auszumachen. Wer darin lag, konnte Lexi nicht erkennen, um den Kopf des einen waren weiße Bandagen gewickelt. War sie in einem Krankenhaus?
»Wie geht es dir?« wollte die alte Frau nun wissen. Mit gerunzelter Stirn wendete Lexi ihren Blick wieder auf die Dame. Sie musste über die Frage lange nachdenken. Wie ging es ihr? Schlecht. Die Kopfschmerzen ließen nur langsam nach und ihre Kehle fühlte sich an, als würden Goldgräber dort nach ihren Schätzen graben. Aber sie wusste nicht, warum. Warum fühlte sie sich so?
»Was ist passiert?« stellte sie stattdessen ihre Gegenfrage und diesmal schafften es alle Wörter aus ihrem Mund, wenn auch eher schlecht artikuliert.
»Es gab einen Angriff der Rogues auf den Club, in dem du gestern Nacht warst.« Die Frau suchte nach Anzeichen der Erkenntnis auf Lexis Gesicht, doch die Augenbrauen zogen sich nur noch mehr zusammen.
»Ein Club? I-ich verstehe nicht.« Sie schüttelte ihren Kopf, spürte, wie die Bilder vor ihren Augen mit der Bewegung verschwommen. Die weiße Wand über ihr strahlte sie höhnisch an, erhellt von der Sonne, die sie geweckt hatte.
Die alte Frau schaute nun zum ersten Mal etwas unsicher und blickte sich um, als wäre sie auf der Suche nach etwas. »Was für ein Club?« fragte Lexi noch einmal mit etwas stärkerer Stimme und hob ihren Oberkörper mit Hilfe ihrer Ellbogen hoch.
Die Frau drückte Lexi vorsichtig, aber bestimmt wieder zurück in die Kissen. »Du kannst noch nicht aufstehen.« Dann stand sie auf und ging um das Bett herum zur Tür. Sie rief einen Namen, den Lexi nicht kannte und wenig später stand ein Mann in einem weißen Umhang im Türrahmen. Die beiden tuschelten und Lexi musste sich anstrengen, etwas zu verstehen. »… Kopfverletzung … Hippocampus beschädigt … Erinnerung … deshalb …« Sie versuchte, sich wieder aufzurichten, um besser hören zu können, doch in dem Moment drehte sich die Frau wieder zu ihr um und kam mit dem Mann zu ihr. Er fing an, mit ruhiger Stimme auf sie einzureden. »Lexi,« woher kannte sie ihren Namen? Wer waren diese Leute? Was zur Hölle war passiert und wo war sie? Tausend Fragen schwirrten in ihrem Kopf umher, als sie zunehmen panischer wurde. »Lexi, du warst gestern Abend in einem Club, zusammen mit anderen Werwölfen, unter anderem Alec und Madeleine.« Alec? Madeleine? Diese Namen sagten ihr nichts. »Um ca. 2 Uhr haben Rogues den Club angegriffen. Dabei sind viele Werwölfe gestorben und noch mehr verletzt worden.« Wild begann sie, ihren Kopf zu schütteln und murmelte leise vor sich hin. »Nein, nein, nein. Das kann alles nicht sein. Ich träume. Ich träume. Ich träume..« unbeirrt fuhr der Mann aber fort. »Wir haben viele retten können. Du hast nicht lange geschlafen, aber weil wir deine Verletzung als nicht mehr lebensgefährlich eingestuft haben, haben wir die Infusionen gestoppt. Du solltest bald in der Lage sein, aufzustehen.« Er hob seine Hände, als wolle er noch etwas sagen, doch aus seinem Mund kamen keine weiteren Wörter. Lexi schüttelte weiterhin ihren Kopf, bis er brummte und der Schmerz wieder stärker wurde.
Die Frau lehnte sich nach vorne und ergriff das Wort. »Lexi, wir glauben, dass ein Stoß gegen deinen Kopf deinen Hippocampus verletzt hat und du dich deshalb nicht an gestern Nacht erinnern kannst. Was ist das letzte, das du noch weißt, bevor du hier aufgewacht bist?«
Die Frage ließ ihr panisches Kopfschütteln aufhören, als sie versuchte, sich zu konzentrieren. Doch dort, wo sie suchen wollte, war nur Schwärze. »I-ich weiß es nicht! Ich weiß es nicht!« Flüsterte sie. Mit einem leeren Ausdruck in den Augen hob sie die Hände und raufte sich durch die blonde Mähne. Rieb die Haare an ihrer Kopfhaut, als würde dies alle ihre Probleme lösen, während der Arzt und die Krankenschwester sich ratlos ansahen.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Do Apr 24, 2014 6:54 pm

Eine knappe, unruhige Stunde Schlaf stand Alec zur Verfügung, um seinen Körper von den schlimmsten Verletzungen regenerieren zu lassen und wahrscheinlich, um die nächsten Tage damit zu überstehen. Völlige Erschöpfung hatte ihn tief in den Autositz gefesselt und auch dann nicht geweckt, als zwei Personen nötig gewesen waren, um ihn in sein eigenes Zimmer zu tragen und die Verletzungen dort als oberste Priorität zu behandeln. Sein buchstäblich von dem harten Aufprall erschütterter Verstand musste sich erst sammeln, war noch nicht fähig dazu, die grausamen Bilder der Nacht wiederauferstehen zu lassen. Als er so weit war, zerrten die anklagenden Gesichter der Gefallenen an seinem Verstand und rissen sie mit einem stummen Schrei aus dem Schlaf.
Das Gefühl war vertraut, das absehbare Ende einer jeden Nacht. Die Haare klebten ihm verschwitzt und verrußt in der Stirn. Ein undenkbar unpassender Moment, sich Gedanken über einen Friseurbesuch zu machen und trotzdem schoss ihm der bizarre Vorsatz durch den Kopf. Seine angeschossene Hand war professionell und sorgfältig durch Schienen und Gips rekonstruiert worden, aber ihre Heilung würde sich noch über mindestens zwei Tage hinziehen. Seine andere Hand, hingegen, so wie der Rest seines Körpers waren nur noch oberflächlich von zart verkrusteten Kratzern und Schnitten übersäht. In ein paar Stunden würden sie zu feinen Narben verblassen und irgendwann gar nicht mehr zu sehen sein. Nur wirklich tiefe Verletzungen hinterließen Narben. Nur vergessen ließen sie sich nicht so schnell.
Blaue Flecken von Prellungen hatten sich seltsam gelblich verfärbt und waren schon bald nichts mehr als eine schmerzhafte Erinnerung. Mit der gesunden Hand untersuchte er die beiden Orte, an denen eine Kugel ihn gestreift hatte und konnte auch hier erleichtert feststellen, dass sich die Wunde komplett geschlossen hatte.
Die Symptome einer Gehirnerschütterung hielten ihn noch immer im Griff, aber er konnte sie ignorieren. Weil er es musste.
Das Panoramafenster in seinem Zimmer war komplett abgedunkelt und er versicherte sich zum ersten Mal, dass er tatsächlich alleine war. Draußen übernahm irgendjemand Anderes die Führung. Draußen funktionierte alles ohne ihn.
Tat es das wirklich?
Mit schweren, plötzlich sehr sperrigen Gliedmaßen schwang er sich aus dem Bett, musste sofort mit dem Schwindel kämpfen, der ihm die Sicht für eine Sekunde raubte. Und mit der Tatsache, dass er sein Gewicht noch immer nicht auf sein gebrochenes Bein verlagern konnte. Gips war unnötig für die meisten, sauberen Knochenbrüche ihrer Rasse. Stattdessen wurde eine leichtere Form der Schiene und Stütze verwendet, die zwar sportlicher aussah, Alec jetzt aber mindestens genauso im Weg war wie Krücken und ein Gipsverband es gewesen wären.
Mit einem Knopfdruck öffneten sich die Jalousien automatisch und Alec bereute die Entscheidung, die grellen Strahlen der gerade erst aufgegangenen Sonne zu begrüßen, sofort.
Eine heiße Dusche wäre jetzt genau das Richtige. Aber er hatte sich schon viel zu lange um sich selbst gekümmert. Erst musste er über den Stand der Lage informiert werden.
Es war hohe Kunst, sich nur mit einer Hand anzukleiden und aus reinem Frust ließ Alec ungewohnt viele Knöpfe des schwarzen Hemdes offen, schlüpfte in eine augenscheinlich ungebügelte Hose und zerknautschte auch das Hemd bei dem Versuch, es sich unordentlich in die Hose zu stopfen. Den Blick in den Spiegel ließ er aus, weil er sich ziemlich sicher war, dass er genau so aussah, wie er sich fühlte. Die Müdigkeit würde sich in tiefen Augenringen auf ungesund bleicher Haut abzeichnen. Die strähnigen Haare wären Zeuge davon, dass er vom Club ins Bett und jetzt vom Bett in den Flur gestolpert war, ohne zwischendurch Zeit für persönliche Hygiene einzuschieben. Der Zustand seiner Kleidung erübrigte den Rest.
Die verletzte Hand hielt er stützend an die Brust gepresst, als er seine Zimmertür öffnete und sofort von dem aufgebrachten Geschehen im Flur empfangen wurde. Es roch nach Desinfektionsmittel und schlechtem Essen. In nur so kurzer Zeit hatte sich sein Hauptquartier in ein provisorisches Krankenhaus verwandelt. Aber alles schien richtig zu laufen. Jeder hatte eine Aufgabe, niemand blieb untätig und sobald man ihn entdeckte hatte er zwei der Helfer an seiner Seite kleben, die gar nicht erst versuchten, ihn dazu zu überreden, sich wieder zurück ins Bett zu begeben. Dahin, wo er – zugegeben – hingehörte.
„Wie viele haben wir verloren?“ fragte er und biss knirschend die Zähne zusammen, weil sich die Beiden daraufhin einen verschwörerischen Blick zuwarfen. Amanda war eine von ihnen, der Name des jüngeren Mannes neben ihr wollte ihm ärgerlicherweise nicht einfallen.
„Wir wissen es noch nicht“ eröffnete Amanda ihm letztendlich, entschuldigend gestikulierend, fast schon ängstlich, dass er sie für ihr Unwissen verurteilen würde. Dabei hatte er gar nichts anderes erwartet.
„Seit wir hier sind, haben wir niemanden mehr verloren“ lenkte der junge Mann schnell ein und Alec konnte noch immer keinen Namen an seinem Gesicht festmachen. „Wir haben die Verletzten nach Zugehörigkeit der Packs auf die Zimmer verteilt“
„Damit sie vielleicht neben bekannten Gesichtern aufwachen“ unterbrach Amanda ihn und lächelte ganz stolz. Aber für solche Sentimentalitäten hatte Alec keine Zeit.
„Wir konnten nicht alle einem Pack zuordnen“
Das war tatsächlich eine kleine Überraschung, aber Alec schüttelte die Irritation darüber ab.
„Gut. Danke“ Alec signalisierte alleine durch den knappen Tonfall, dass man ihn jetzt wieder alleine lassen konnte, aber nur der junge Mann schien den stummen Hinweis zu verstehen.
Amanda blieb an seiner Seite und musterte ihn kritisch. „Geht’s dir gut?“
Was für eine dämliche Frage. Natürlich nicht. Scheiße. Scheiße ging es ihm. Mit nichts als Tod und Trauer im Nacken und der damit zusammenhängenden Arbeit vor den Füßen. Papierkram wegen der Gefallenen, Trauerfeiern, eventuelle Gespräche mit Menschen und der Polizei, um die Sache abzudecken, Organisation der nächsten Schritte, die im Kampf gegen die Rogues eingeleitet werden mussten…und dazwischen musste die eigene vollständige Regeneration Platz finden.
„Es muss“ meinte er knapp und ließ sich dann von Amanda zu den jeweiligen Zimmern der Personen bringen, die vor wenigen Stunden noch an seiner Seite gewesen waren.
Noch schliefen sie alle, als Alec sich über den genauen Zustand drei ganz bestimmter Personen erkundigte und, weil er selbst nichts für ihre Heilung tun könnte, außer, die verantwortlichen Ärzte und Krankenschwestern mit Anweisungen herumzukommandieren, von denen er keine Ahnung hatte. Die Zeit, die ihm dadurch blieb, verbrachte er mit einer sehr schnellen und notdürftigen Dusche, schaffte es aber auch beim zweiten Anlauf nicht, seine Kleidung in der gewohnt ordentlichen Manier anzuziehen.
Nur eine Spur weniger durchzecht aussehend verließ er sein Zimmer ein zweites Mal, beauftragte ein paar Helfer, ihm wichtige Informationen zu liefern, die er würde die spätere Abwicklung der Formalitäten brauchte.
Er wusste mittlerweile, dass Cassandra hier war. Und, dass er früher oder später mit ihr reden musste. Darüber, wie ihre Zusammenarbeit in der Zukunft aussehen würde. Woher die scheinbar packlosen Wölfe kamen war noch unbekannt. Er wusste außerdem, dass Madeleine gebissen worden war und sich ihr Zustand schneller verschlechterte, als dass er sich verbesserte. Er hatte angeordnet, Madeleine, Henry und Lexi in ein gemeinsames Zimmer zu verfrachten. Nur solange bis sie aufwachten, natürlich. Damit Alec nicht von Zimmer zu Zimmer laufen musste. Damit er keine Prioritäten setzen musste. Damit er genau hier, auf diesem Sessel, der im selben Raum wie die drei Betten stand und ein guter Beobachtungspunkt für sie alle drei war, sitzen bleiben konnte.
Der Kopf immer schwerer werdend, die Gedanken sich loslösend, die Sorge plötzlich so federleicht und unbekümmert, dass er ganz unerwartet einen Weg zurück in den Schlaf fand, noch bevor eine der drei aufgewacht war.

(Lexi ist zwar schon wach, aber ich wusste sonst nicht, wie ich den Post beenden soll, weil ich keine Lust auf Drama hatte und ich nicht wusste, an wessen Bett Alec jetzt als erstes hocken sollte D:
Und wenn sie sich eh nicht mehr an Alec erinnert, kann es ihr ja auch egal sein, dass er im selben Raum irgendwo auf nem Sessel schläft xD)
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Do Apr 24, 2014 7:25 pm

Die hilfesuchenden Blicke der Beiden, die am Ende ihres Bettes standen, wandten sich beinahe gleichzeitig zu einer in der Ecke des Raum sitzenden Person, die Lexi bisher noch gar nicht aufgefallen war. Es war ein Mann. Er hatte schwarze Haare, die aber eher zerknautscht in sein Gesicht hingen. Seine Kleidung war zwar sauber, aber verknittert und unordentlich angezogen. Trotzdem schaffte er es irgendwie, dass es gewollt und durch seine atemberaubende Ausstrahlung beinahe gut aussah. Seine Gesichtszüge sahen aus, als hätte er wochenlange nicht geschlafen, tiefe Augenringe umrahmten seine geschlossenen Augen und schwarze Streifen überzogen seine Wangen.
Lexi warf ihm aber nur einen kurzen Blick zu, denn ihre Verwirrung darüber, wie ihr Körper auf seinen Anblick reagierte, ließ ihren Kopf wieder beinahe zersprengen. Am Liebsten würde sie aufspringen und ihm auf den Schoß hüpfen, ihren Kopf in seiner Schulterbeuge verbergen oder seinen Herzschlag hören. Und sie wusste nicht warum.
Stumm raufte sie sich die Haare, bis sich lose Strähnchen um ihre Finger wickelten und die Zirkulation so lange abschnürten, dass die Spitzen unter den Nägeln bereits blau wurden. Sie zog die Beine fest an ihren Körper und drehte sich auf die Seite, starrte auf einen unsichtbaren Punkt an der Wand, während sie wieder Schritte hörte.
Der Arzt rüttelte Alec sanft an der Schulter. »Alec, Lexi ist wach.« sagte er ruhig und hoffte, seinen Alpha dadurch nicht zu erschrecken.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Do Apr 24, 2014 8:06 pm

Er war nur kurz eingenickt. Hatte kaum Zeit gehabt, in die entspannte Tiefschlafphase zu rutschen und dort zu verweilen. Weil seit der letzten Nacht irgendwie alles so verwirrend schnell ging. Viel zu schnell für seinen angeschlagenen Verstand, um alles zu erfassen. Ruhelosigkeit zog und zerrte von allen Seiten an seinen Gliedmaßen und es glich einem Wunder, dass er überhaupt die Augen hatte schließen können. Die kurze Zeit der Entspannung waren Gold wehrt und sein Körper würde ihm vielleicht später dafür danken.
Die Erschütterung kam unerwartet, aber sofort kam die sanfte Stimme des Arztes – wieso konnte Alec sich nicht mehr an die Namen der verschwommenen Gesichter seiner Wölfe erinnern? – und brachte Aufklärung über die plötzliche Aufruhr, in die man ihn versetzt hatte. Noch einmal hallte ein Schuss durch seinen Kopf. Noch einmal versteiften sich seine Muskeln und stellten kurz darauf fest, dass sie zu schwach waren. Noch einmal durchlebte er Schmerz, Schuld und unerschütterlichen Kampfgeist in nur dem Bruchteil einer Sekunde bis es ihm langsam dämmerte, wo er war. Mit wem er hier war. Und wer ihn so grob unhöflich aus dem Schlaf gerissen hatte.
Aus gutem Grund aber. Und obwohl er die Hand des erschrockenen Arztes im ersten Moment reflexartig wie eine lästige Fliege weggeschlagen hatte, nickte er ihm jetzt dankbar zu. Das hatte er schließlich verlangt. Ihn zu wecken, sobald sich irgendeine Regung zeigte. Ob positiv oder negativ.
Sein Blick schweifte durch den Raum. Henry war stabil. Und mit weniger hätte er sich auch nicht zufrieden gegeben. Mit weniger hätte er die Ärzte ihrer Unfähigkeit wegen aus dem Pack geschmissen. Madeleines Zustand war kritisch. Immer noch. Sie war gebissen worden. Den Satz, den er für sich selbst wiederholen musste. Sie war gebissen worden, als er nicht da war. Sie war gebissen worden, als er den Rogue hätte zerreißen müssen. Sie war gebissen worden, weil er nicht gut genug auf sie geachtet hatte.
Weil der Arzt sich von ihm abgewandt hatte, erlaubte er sich, zittrig auszuatmen. Nur ein Mal war er an Madeleines Bett getreten. Kurz bevor er sich hier niedergelassen hatte. Er hatte sich angehört, was der Arzt zu sagen hatte und hatte es dann sofort wieder vergessen wollen. Im Koma. Madeleine lag im Koma. Er konnte mit ihr reden, sie anflehen, bei ihm zu bleiben, sie um Rat und ihre Hilfe bitten…aber sie würde nicht antworten. Er wusste es. Er hatte es versucht. Ganz kurz nur. Ihren Namen geflüstert. Erst leise, die Worte zaghaft mit den Lippen geformt. Dann lauter. Bis er sie fast an den Schultern gepackt hätte, um sie eigenhändig wachzurütteln. Wütend auf sich selbst und den Rogue, der ihr das angetan hatte. Er hatte sie gefragt, ob sie okay war, hatte ihr so lange leise und heimlich, wie ihr gemeinsames Mantra, erst Heilung und dann die ganze Welt versprochen. Wenn sie nur aufwachen würde. Wenn sie es nur überstehen würde. Hatte dabei ihre Hand genommen und sie gedrückt bis die eigenen Finger verkrampften.
Erst dann hatte er sich niederlassen können und den halbherzigen Schlaf gefunden.
Und Lexi? Lexi war jetzt wach. Das hatte man ihm gerade gesagt. Sein Blick blieb auf ihr hängen. Vor nur kurzer Zeit hatte er sie noch in den Armen gehalten. So nah wie sie ihm selten gewesen war. Er hatte gegen seinen Willen dafür gekämpft sie sich zu verlieren und insgeheim gewusst, dass er sich nicht verziehen hätte. Sie waren aneinander gebunden und er konnte es nicht verhindern. Die eine Niederlage, die er sich sein Leben lang eingestehen musste.
Es gab so viel gegen das er sich wehren musste. Übelkeit und Schwindel als Nachfolge der Gehirnerschütterung, das gebrochene Bein, das immer noch um Aufmerksamkeit buhlte, als er sich von dem Sessel erhob…dass er sich bei aller Liebe nicht dagegen wehren konnte, ihr zumindest jetzt beizustehen. Solange sie es nötig hatte. Bis sie sich wieder aus dem Staub machen konnte. Wie er es sich nur oberflächlich von ihr erhoffte.
„Lexi…“ murmelte er und blieb am Bettrand stehen. Groß und Steif, die Schultern nur um wenige Zentimeter gesenkt und damit schon ein seltener Anblick für diejenigen, die ihn gut kannten. „Alles in Ordnung?“ Hätte man ihm genau jetzt diese Frage gestellt, hätte er demjenigen links und rechts eine verpasst und ihm eigenhändig gezeigt wie in Ordnung er war. Aber er musste die Antwort wissen. Und musste sie von ihr hören.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Do Apr 24, 2014 8:17 pm

Das eigene kleine Mantra, das sie sich gedanklich vorgesprochen hatte – „Das alles ist nur ein Traum. Nur ein Traum. Und ich werde jeden Moment aufwachen und all diese schrecklichen Gedanken werden einfach verschwinden.“ – wurde unterbrochen von der tiefen Stimme eines Mannes. Es war nicht der Arzt. Aber die Stimme kannte auch ihren Namen. Warum kannten alle hier ihren Namen? Sie drehte sich langsam auf den Rücken, sodass sie ihm ihr Gesicht zuwenden konnte. Es war der Mann aus dem Sessel. Der mit den schwarzen Harren, mit der wahnsinnigen Ausstrahlung. Und wieder hatte sie das beinahe schmerzende Gefühl, ihm nah sein zu müssen. Wollte ihre Arme um seinen Bauch schlingen, ihn nie wieder loslassen.
Verwirrt zogen sich ihre Augenbrauen wieder ein Stück zusammen, als sie dem Drang wiederstand, ihm näher zu sein. Ihr Blick wanderte von seinen Beinen, über seine Hüfte mit dem unordentlich in die Hose gesteckten Hemd, seinen Oberkörper, bis hin zu seinem Gesicht. Aber sie kannte ihn nicht. Seine Gesichtszüge kamen ihr nicht im Geringsten bekannt vor.
»Woher kennt hier jeder meinen Namen?« fragte sie krächzend und unsicher, zog noch fester an ihren Haaren, bis einige von ihren blonden Locken in ihren kleinen Händen lose landeten. »Wer bist du?« fügte sie beinahe lautlos hinzu. Ihre Augen waren ängstlich, groß und rund auf die seinen gerichtet.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Do Apr 24, 2014 8:53 pm

Gedächtnisverlust? Das hatte man ihm nicht gesagt. Oder vielleicht doch. Vielleicht war seine Auffassungsgabe nur noch nicht zu seiner vollsten Zufriedenheit zurückgekehrt. Irgendwem oder irgendetwas musste er ja die Schuld in die Schuhe schieben. Bloß nicht die eigenen Fehler eingestehen. Nicht so, dass die Außenwelt es bemerkte.
Seine Stirn legte sich in Falten und ein Gedanke formte sich sehr, sehr langsam. Sie wusste nicht mehr, wer er war. Einfach so ausgelöscht. Vielleicht unwiderruflich. Er musterte sie sehr lange. Vielleicht eine Spur zu lange, zu eindringlich, aber der Gedanke wollte nicht verschwinden. Was war eine Prägung wehrt, wenn sie nur noch für einen der beiden Parteien existierte? Wie stand es um die Regeln, wenn er nur sich selbst durch das Ignorieren dieser Naturgewalt der Liebe verletzte? Musste er ihre Erinnerung wirklich um jeden Preis zurückgewinnen?
Der Kiefer spannte sich sichtbar an, tiefe Schatten durch ausgehöhlte Wangen waren sichtbarer denn je, als er die Zähne hart zusammenbiss, irgendwie auch eine kleine Linderung der hämmernden Kopfschmerzen.
Sehr langsam zog er einen harten Stuhl zu sich heran und ließ sich steif darauf nieder, beugte sich etwas vor, damit er nur im Flüsterton mit ihr sprechen konnte.
Andererseits sah sie so unschuldig aus. So anders, als er sie kennengelernt hatte. Verängstigt, fast schon. Obwohl sie sich doch an nichts erinnern konnte. Hatte sie Angst vor ihm? Hatte sie nicht vielleicht sogar allen Grund dazu?
Er sog die Luft scharf zwischen den Zähnen ein und fuhr sich rastlos durch die Haare. Nicht nervös. Nur endlos genervt von der niemals enden Aufgaben, die er sich selbst auferlegte und es nicht mal bereuen konnte.
War ihm jemals aufgefallen, wie schön sie war? Er hatte keine Zeit und keinen Platz im Leben, um Banalitäten zu bewundern. Aber sie kam ihm zum ersten Mal wirklich hübsch vor. Frei von jeglicher gezwungener körperlicher Anziehung, um die er niemals gebeten hatte. Einfach nur sie, als Werwölfin, die im Glauben war, ihn nicht zu kennen und ihn deshalb mit neuer Unschuld ansah.
„Aber dein Name ist doch Lexi, oder?“ hakte er nach. Die Stimme zwar rau wie rau wie Schmirgelpapier aber trotzdem Ruhe und Kraft versprechend. So wollte sie nicht zu dem großen, dunklen Mann passen, aus dessen blassen Lippen sie entkam. Gehörte einfach nicht zur steifen, von Schmerzen beeinträchtigten Körperhaltung und schon gar nicht zu den verhärteten Gesichtszügen.
„Daran erinnerst du dich noch“ mutmaßte er, während sein Blick flüchtig über ihre Hände glitt, dann aber zu stolz war, sie tatsächlich zu ergreifen. „Ich bin Alec“ Spätestens jetzt hätte er sie nehmen können, um sich vorzustellen. Aber so formell mussten sie nicht sein. „Woran erinnerst du dich sonst noch?“ Die Besorgtheit in seiner Stimme war routinierter Nüchternheit gewichen und er hatte die Lippen wieder hart aufeinander gepresst.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Do Apr 24, 2014 9:46 pm

Alecs Auftauchen aus seiner Bewusstlosigkeit veränderte schlagartig die Stimmung, die auf der Gruppe, in der dunklen Gasse, lag. Trotz seines des benommenen Blickes und der noch schwachen Stimme, mit der er sich an Leonora wandte, gewann er einen Großteil seiner Autorität zurück, als hätte er in dem Moment, in dem er die vom Rauch geröteten Augen aufschlug, eine Art Alpha-Schalter umgelegt. Natürlich hatte Leonora den wenigen verbliebenen Dakabi Bescheid gegeben. Sie wusste, dass in dieser Situation jeder jedem helfen würde. Den Kuna und auch all den anderen Wölfen, darunter das neue Pack, welches erst vor kurzem in der Stadt angekommen zu sein schien; sie alle waren gleich in diesem Moment; vergessen war die Rivalität, wenigstens für den Augenblick, da sich eine Rasse gegen einer anderen zusammenschließen musste. So gesehen hatte der hinterhältige Angriff auf die Wölfe in dem Nachtclub doch eine einzige, nunmehr positive Seite- sie würde die Feindlichkeit zwischen den Kuna und den Dakabi für den Moment beenden.
Die junge Wölfin war nicht blind, sie wusste, dass Alec zu der Minderheit von Wölfen gehörte, denen die Kooperation mit dem anderen Pack missfiel. Vielleicht könnte diese Nacht ihn wenigstens dazu bringen, seine vorschnelle Entscheidung, Cassandra samt ihrem Rudel aus dem Hauptquartier zu werfen, zu überdenken.
Andererseits… Der Tod Makinis war selbst an Leonoras Rationalität nicht spurlos vorüber gegangen. Das Bild der liebevollen, verblichenen Werwölfin blitzte als hinderliche Erinnerung vor dem inneren Auge der Wölfin auf, als diese den anderen half ins Auto zu steigen. Nur Alec fasste sie nicht an. Sie wusste, es hätte seinen Stolz verletzt, hätte sie ihm auf den Beifahrersitz des schwarzen Geländewagens geholfen. Stattdessen warf sie immer wieder verstohlene Seitenblicke zu; schien ihn fast aus der Entfernung zu bewundern, wie er, trotz allem, was passiert war und trotz seines Zustandes, noch so viel Respekt ausstrahlen konnte.
Geistige Stärke, wo die Körperliche vom schier endlosen Terror dieser Nacht aufgebraucht war. Als alle im Auto saßen oder viel mehr lagen, lief die die Dunkelhaarige um das Auto herum und setzte sich ohne viele Wort hinter das Steuer. Es gab nicht viel zu sagen. Nur die Erleichterung die durch ihren Körper wogte, ließ Leonora bemerken, wie angespannt sie wirklich gewesen war. Ihre Finger krampften sich nicht länger um das Lenkrad. Sie wollte nur noch zurück zum Hauptquartier. Die Erschöpfung die mit dem Abklingen des Adrenalins eingetreten war, verdrängte sie.
Auf ihrem Weg, nahmen ihre geschärften Sinne andere Wölfe auf der Straße wahr, die ebenfalls auf das selbe Ziel zukamen und als die Wölfin den Wagen zurück in die Garage des Gebäudekomplexes lenkte, bemerkte sie das rege treiben, welches sich um den Eingang des großen, nun hell erleuchteten Gebäudes gebildet hatte. Leicht Verletzte und Helfer halfen denen, die nur noch schwer oder gar nicht mehr auf den Beinen stehen konnten.
 
Als Leonora, die sich ein paar andere Wölfe geschnappt hatte, um die schwer Verletzten aus dem Geländewagen zu holen, das Hauptquartier  betrat, stachen ihr die Gerüche schmerzhaft in der feinen Nase. Die Mischung aus Desinfektionsmitteln, Rauch, Blut und den Gerüchen verschiedener Rudel war fast wie ein geballter Schlag ins Gesicht. Die lange Nacht hatte zwar ihren grausigen Höhepunkt bereits überschritten, war jedoch noch lange nicht vorbei. Da die junge Wölfin durch den Fakt, dass sie nicht in der Lage war, in Flugzeugen zu schlafen, bereits über 36 Stunden wach war, aber dennoch zu den wenigen Unverletzten gehörte, wurde ihre Tatkraft gefordert.
Sie half, wo immer man sie brauchte und verlor fast sofort den Überblick über Alec und die anderen, mit denen sie gekommen war. Die Fülle an Aufgaben, die sie überschwemmte, gepaart mit ihrer Erschöpfung, die sie sich jedoch nicht ansehen ließ, sorgten dafür, dass sie für die nächsten Stunden von ihrer Sorge um ganz bestimmte Rudel Mitglieder verschont blieb. Einfach weil zu viele andere Dinge ihre uneingeschränkte Konzentration verlangten.
Die Sonne war bereits aufgegangen und noch immer bewegte sich Leonora geschäftig mit allerlei Dingen auf dem Arm hin und her, kümmerte sich notdürftig und mit mangelnden Fachwissen um Verletzungen, verteilte Decken und Kleidung gleichermaßen an Fremde und Bekannte und kochte Tee und Kaffee für alle, die danach verlangten.
Die bleierne Müdigkeit, die sich schon seit Stunden in ihr breit gemacht hatte, machte sich nun durch ihre zitternden Finger bemerkbar, mit denen sie den Tee in eine Tasse goss welche sie zu den anderen auf ein Tablett stellte. Bei dieser Arbeit erlaubte sich die Dunkelhaarige zum ersten Mal ihre Gedanken einen Moment schweifen zu lassen.
Sie hatte Meena ein paar Mal gesehen. Sie war in den Massen an fremden Wölfen scheinbar nicht aufgefallen. Trotzdem verspürte Leonora ein warmes Gefühl von Dankbarkeit für die Inderin, die, ohne über die Situation Bescheid zu wissen, sich um unzählige, ihr unbekannte Wölfe, gekümmert hatte. Sie war ihrer Mutter sehr ähnlich, schoss es der Dakabiwölfin unwillkürlich durch den Kopf. Mit zitternden Händen strich sie sich eine lockere, schwarze Strähne aus dem blassen Gesicht.
Sie holte tief Luft und hob das Tablett schwungvoll an, dass die fünf Tassen darauf zu wackeln begannen, doch sie waren nicht voll genug, als dass etwas überschwappen konnte. Leonora erlaubte es sich nun, nachdem die Situation sich beruhigt hatte, einen Blick auf Alec und die anderen zu werfen, die zum engeren Kreis des Alphas gehörten. Zögerlich machte sie sich an den Aufstieg der Treppen, die zum Stockwerk führten, in denen sie Madeleine, Henry  und Alec vermutete.
Der Weg erschien ihren müden Beinen länger als je zuvor. Sie öffnete die erste Tür zu ihrer rechten, mit einer geschäftigen Neugierde, wer sich wohl dahinter befinden würde. Ein seltsames Kribbeln überlief ihren Körper, als ihr Blick auf den leblosen Körper in Madeleines Bett fiel. Sie verspürte ein bis dato unbekanntes Gefühl von Sorge um die Wölfin, mit der sie sonst eine angespannte Beziehung pflegte.
Ihr Blick huschte weiter und blieb an Alec und Lexi hängen, die beide wach und scheinbar mitten in ein Gespräch vertieft waren. Unwillkürlich versteifte sich ihr Körper und schien sich gleichzeitig zu entspannen. Sie lebten, waren wach und es schien ihnen besser zu gehen, wenn man mal von Madeleines komatösen Zustand absah. Trotzdem war die Dunkelhaarige hin und her gerissen. In der peinlichen Stille, wusste sie nichts zu sagen.
Dinge wie "ich bin froh, dass es euch gut geht" kamen ihr nicht in den Sinn. In solchen Momenten fehlte es Leonora an Unbeschwertheit und überschäumenden Optimismus, die den Worten halfen über ihre verschlossenen Lippen zu kommen.
Stattdessen räusperte sie sich und schritt lautlos zu Madeleines Tisch um dort mit zitternder Hand eine Tasse von dem Tablett abzustellen und sich dann an Alec und Lexi zu bewegen.
"Möchtet ihr einen Tee?",fragte sie tonlos?




(Und wieder wurde ein logisch fehlerhafter Post im letzten Moment gerettet!)


Zuletzt von Vivi am Do Apr 24, 2014 10:27 pm bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Do Apr 24, 2014 10:16 pm

Seth hatte viele Herzschläge lang gezögert. Die Waffe war schon lange nicht mehr in seiner Hand, er hatte dieses verfluchte Ding irgendwann einfach fallen lassen.
Der Blonde hatte nicht mehr viel bemerkt, für einige Momente überließ er seinen puren Instinkten den Körper, die dafür sorgten, dass er sich nur wenige Augenblicke später über Lous Körper gebeugt wiederfand. Sein Verstand war in einer Sackgasse angelangt. Er wusste nicht mehr, was er tun sollte. Die Rouges schienen nun alle besiegt zu sein, doch der Kleine konnte mit seinem geschwächten Körper niemals Lou, Elena, Finn und Cassie - selbst wenn diese alle noch in der Lage gewesen wären zu stehen- rechtzeitig aus dem Club bringen.
Wer wusste wie lange das von den Flammen zerfressende Konstrukt noch halten würde, ehe das schwelende Holz über ihnen zusammenbrechen und alles unter sich begraben würde. Seth hatte auch keinen blassen Schimmer mehr, wo sich der Ausgang befand, denn alles was seine schmerzenden Augen noch wahrnahmen, waren Rauch und flackernde, verzerrte Schatten, die von dem Licht der Flammen ausgingen.
Doch auch dieses Mal hatte das Glück, Faunus sei Dank, das Nesthäkchen des Kuna Rudels noch nicht ganz verlassen und tauchte heroisch in Form von einem Dakabiwolf auf, der in, Seths Meinung nach typisch dakabi’scher Manier, düster dreinblickte und laute Befehle erteilte. Trotzdem war der junge Wolf so erleichtert, als würde alles Gewicht der Welt von ihm fallen.
Was nun folgte erschien in seiner Erinnerung nur noch blass und verschwommen.
Hilfe erschien von allen Seiten, Stimmen forderten den jungen, erschöpften Wolf auf, zu helfen. Seth stützte, rannte, sprach viele gute Worte und trug später im Hauptquartier der Dakabi Anweisungen und Nachrichten von einem Ort zum anderen. Seine Rippen schmerzten, als würden glühende Stäbe in seinen Körper gestochen, als endlich die Sonne am Horizont aufging und die mit Körpern belegten Räume in ein warmes, orange-rotes Licht tauchte.
Zum ersten Mal erschien ein Lächeln auf dem Gesicht des Blonden. Seine Jacke hatte er irgendwann in der Nacht verloren und sein verschmutztes, helles T-Shirt war von Blut und Schweiß starr vor Dreck. Trotz des stechenden Schmerzes in seiner Seite spürte er doch das Glück und die Freude, die diese Sonnenstrahlen in ihm auslösten.
Er kostete den Anblick des Tagesanbruchs aus. Das Licht verscheuchte den Schrecken, den diese Nacht hinterlassen hatte und die Wärme versprach, wenigstens für den Moment, die düsteren Erinnerungen aus seinem Bewusstsein zu verbrennen.
Der Anblick der Wölfe, die einander halfen, war etwas, das seiner sensiblen, nach Harmonie und Frieden dürstenden Seele Genugtuung verschaffte. Keine Rivalität zerstörte dieses Bild der Zusammenarbeit zwischen den Wölfen und Stolz auf seine eigene Rasse erfüllte den jungen Wolf.
Etwas gestärkter als zuvor wandte der Blonde sich ab, in der Hoffnung Lou und Cassie zu finden, die er zum letzten Mal im dichten Rauch des Clubs gesehen hatte.
Mit der Hilfe einer netten, fremden Wölfin hatte er sie schnell gefunden.
Seth wusste nicht genau, wie es geschah, doch plötzlich fand er sich in Lous Armen wieder. Seine Hände krallten sich in den Stoff des Oberteils seines verwundeten Freundes, als hätte er einen lang verschollenen Bruder endlich wieder gefunden. Der Erschöpfung, die Schmerzen, ja selbst alle anderen verletzten Mitglieder seines Rudels waren ihm in diesem Moment egal. Tränen strömten über das Gesicht des Kleinen, als dieser seine Anspannung in Lous Armen endlich vollkommen ablegen konnte. Sie waren am Leben. Sie hatten die Rouges besiegt.
Wage spürte Seth, dass er auch Rachel finden und  sich bei ihr entschuldigen musste, dass er sie einfach hatte stehen lassen. Doch im Moment war da nur die Zuneigung, die er zu dem älteren Wolf spürte, auf dessen Oberteil sich bereits ein feuchter Fleck ausgebreitet hatte.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Do Apr 24, 2014 10:45 pm

Judes letzte Worte waberten in bunten Farben durch ihren Geist, ohne dass sie deren Sinn ergründen konnte. Ihr Bewusstsein war bereits endgültig ins Nichts abgedriftet, der Kälte ihres Körpers in die angenehme Wärme der Bewusstlosigkeit entfliehend. Der Schmerz verebbte und sie genoss die traumlose Leere in der sich ihr Körper von den Strapazen der langen Nacht ausruhen konnte.
Sie bemerkte nichts von der Ankunft der Dakabi und der anderen Helfer.
Nicht, wie sie verarztet, die Kugeln aus ihrem Fleisch gezogen und die wunden mit sterilen, weißen verbänden behandelt wurden. Auch nicht, wie man sie in eins der provisorischen Betten zu den anderen Mitgliedern ihres Rudels legte. Während Andere die ganze Nacht mit Arbeiten verbrachten, hatte die junge Wölfin das Privileg, sich den Rest der Zeit, bis zur aufgehenden Sonne, ausruhen zu dürfen.
Als sie langsam erwachte, genoss sie zuerst das Gefühl von Wärme und dem fremden Stoff auf ihrer Haut. Die Schmerzen und die Steifheit ihres geschunden Körpers waren noch dumpf dank der Schmerzmittel, die sie scheinbar in Hülle und Fülle erhalten hatte, doch je weiter sie in die Welt der Wachenden gezogen wurden, desto schwächer wurde deren  Wirkung und bald spürte die zierliche Wölfin jeden Kratzer auf ihrem Körper nur zu deutlich.
Trotz der anhaltenden Erschöpfung und dem schrecklichen Durst, den sie verspürte, war ihr bissiger Geist zurückgekommen und sie stöhnte genervt auf.
„Verdammt! Ich fühle mich, als hätte mich ein verdammter Zug überfahren. Nachdem ich von irgendwelchen Profisportlern  als Volleyball benutzt wurde. Aaaarg. Ich. Hasse. Stinkende. Rouges.“, Enya zeterte mehr zu sich selbst aber ihre Stimme war laut genug, um auch umliegende Wölfe auf sich aufmerksam zu machen.
Dass ihr Körper noch zu schwach zum Aufstehen war, machte die Situation und ihre Stimmung nicht wirklich besser. Frustriert knirschte sie mit den Zähnen und schloss erneut die Augen. Sobald sie aufstehen konnte, würde sie den süßen Briten suchen gehen, der ihr das Leben gerettet hatte. Wurde zeit, dass er Enya kennenlernte, wie sie wirklich war- ohne die beeinträchtigenden Kugeln im Körper. In Vorfreude auf dieses Zusammentreffen musste sie leise kichern, was sie sofort bereute, da diese Bewegung ein schmerzhaftes Ziehen in der Magengegend nach sich zog.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Do Apr 24, 2014 11:12 pm

Lexi wich nicht zurück, als der Mann sich an der Seite ihres Bettes auf einen Stuhl setzte. Sie hatte eher das Gefühl, dass sie ihm noch näher kommen sollte, doch sie wusste nicht wie und warum.
Zwischenzeitlich dachte sie, in seinen Augen Wärme zu sehen, fühlte sich in diesen kurzen Momenten beinahe schon allein bei seinem Anblick geborgen. Doch dann schien er plötzlich wieder so neutral zu schauen, als kenne er sie nicht und als wäre sie nur eine von vielen. Doch warum kannte er dann ihren Namen und warum kam er an ihr Bett, jetzt, wo sie wach war?
Langsam richtete sie sich ein wenig auf, sodass sie wenigstens halb aufrecht sitzen konnte.
»Alec…« wiederholte sie seinen Namen. Sie sagte ihn langsam, zog ihn in die Länge und versuchte sich an etwas zu erinnern, das sie mit diesem Namen verband. Doch alles in ihrem Kopf, was ihre Gedanken ausmachen konnten, war Schwärze. Nachdenklich blickte sie ihn an, legte den Kopf leicht schief. Die Panik von vorher schien langsam zu verschwinden. Seine Anwesenheit beruhigte sie auf gewisse Art und Weise, die sie nicht nachvollziehen konnte.
Sie ignorierte seine Frage, weil sie nicht wusste, wie sie diese beantworten sollte. Die Schwärze, die ihre Gedanken umnebelte gab nicht frei, an was sie sich erinnern konnte. Ob sie sich überhaupt an etwas erinnern konnte. Immer wenn sie das Gefühl hatte, kurz davor zu sein, kurz davor, sich an etwas zu erinnern, entwischte ihr die Erinnerung wieder und verschwand hinter dem schwarzen Dunst.
»Woher kennen wir uns?« sie hinterfragte nicht, dass sie ihn auch kennen musste. In ihrem früheren Leben. Vor ihrer Verletzung, in der laut des Arztes ihr Hippocampus beschädigt wurde.
Langsam hob sie eine Hand. Sie konnte dem Drang, ihn zu spüren nicht mehr wiederstehen und jetzt, da sie wieder einigermaßen ruhig war, wollte sie seine Haut fühlen, mit ihren Fingern über seine Lippen streifen und entdecken, warum sie sich so hingezogen zu ihm fühlte.
Doch in dem Moment, als ihre Finger nur noch wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt waren, öffnete sich die Tür zu ihrem Zimmer und eine junge Frau trat ein.
Scheu wie ein aufgeschrecktes Reh zog Lexi ihre Hand zurück, umfing ihre angewinkelten Beine und wich ans hintere Ende des Bettes zurück. Sie kannte diese Frau nicht. Und sie kannte niemanden in diesem Raum. Mit einem Mal war die Panik zurück. Sie erschlug sie wie ein tonnenschwerer Hammer, der ihren Kopf zu spalten drohte. Die ängstlichen und verwirrten Augen wieder weit aufgerissen, sammelte sie so viel wie möglich von der Decke vor sich, als würde das weiche Material ihr Schutz vor allem Kommenden bieten.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Do Apr 24, 2014 11:24 pm

Auf dem Weg von dem Massaker zum Dakabipack war Jude eingeschlafen. Er konnte sich nicht erinnern, zwischen der Autofahrt und dem Weg zum Krankenbett aufgewacht zu sein, denn als er vor den ersten Sonnenstrahlen die Augen aufschlug, wusste er nicht, wo er war.
Aber ihm ging es gut. Seine Schusswunden waren laut der Krankenschwester glücklicherweise nur oberflächlich gewesen und hatten keine lebenswichtigen Organe zerstört. Er hatte eine Menge Blut verloren, doch auch das würde sich bei ihm nur noch ein paar Tage in ein wenig Schwindel bemerkbar machen, falls er sich zu schnell bewegen sollte. Die Patronen der Waffen hatte ein Arzt entfern und so konnte seine Wunden einfach und schnell wieder zusammen wachsen. Als Jude nun über die Stellen strich, konnte er nur noch hellrosane, weiche Narben spüren und sehen.
Er war schon vor Sonnenaufgang aufgewacht, zwar unglaublich müde und erschöpft, doch er gab sein Bett nur allzu gerne frei für jemanden, der es dringender benötigte. Und so lief er die restliche Zeit umher und half, wo er konnte.
Es war ein seltsames Gefühl, in dem Dakabi-Hauptquartier zu stehen und Seite an Seite mit seinen eigentlichen Erzfeinden zu arbeiten, doch mit der Zeit kam auch die Routine und schon bald bildete er sich ein, die Unterschiede nicht einmal mehr zu riechen.
Immer wieder hielt er Ausschau nach Enya, die er seit der Autofahrt nicht mehr gesehen hatte. Doch immer, wenn er zu suchend drein blickte, wurde ihm irgend eine Arbeit aufgebürdet, die dringend erledigt werden musste. Er war Laufjunge, Operationshelfer und Kaffeeauffüller. Alles gleichzeitig. Statt den Klamotten, die er am Abend getragen hatte, zierte ein frisches weißes T-shirt seinen Oberkörper und an den Beinen trug er eine einfache Jeans, die ihm ein Dakabi-Wolf geliehen hatte. Er hatte sich nicht genug bedanken können, denn nun, wo all das Durcheinander weitestgehend vorbei war, fühlte er sich doch nicht mehr allzu wohl, nackt herum zu laufen.
Er brachte gerade frische weiße Tücher in eines der Zimmer auf dem Erdgeschoss, als er den braunen Schopf entdeckte, nach dem er insgeheim Ausschau gehalten hatte. Erleichtert atmete er aus. Sie war also auch heil genug, um schon aus dem Bett zu kommen. Das musste heißen, dass es ihr auch nicht mehr allzu schlecht ging.
Erfreut hielt er die Tücher vor seiner Brust, während er in langen Schritten auf sie zulief und sie von hinten mit einem leisen »Guten Morgen!« überraschte. Seine gute Laune erschien hier wohl fehl am Platz, lagen doch so viele Schwerverletzte in den angrenzenden Zimmern, doch ein leichtes Grinsen konnte er sich doch nicht verkneifen, als er in ihre wachen, braunen Augen blickte.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Fr Apr 25, 2014 12:13 am

Sobald sie alle sicher im Auto waren und Leonora den Wagen auf den Rückweg brachte, entspannte sich Henry ein wenig. Die Stirn gegen die kühle Fensterscheibe gelehnt erlaubte er sich den Komfort, für einen Moment die Augen zu schließen, nicht beabsichtigt, den Moment bis zu ihrer Ankunft andauern zu lassen, doch die Erschöpfung verlangte ihren Tribut.
Vehement verweigerte er die Hilfe, die ihm angeboten wurde, unwillig, Hilfe in Anspruch zu nehmen, die andernorts nötiger war, während er sich noch auf seinen eigenen Beinen halten konnte, geschwächt, doch durchaus noch in der Lage eigenständig zu gehen. Notdürftig ließ er seine Wunden verarzten, saß geduldig still, nur die Mimik schmerzhaft verzogen, während ihm fachkundigere Hände die Kugel aus der Schulter entfernten, die Wunden verband.
Als er sich schließlich für den Moment der Aufmerksamkeit der Ärzte, Krankenschwestern und zahlreichen Helfern entziehen konnte, atmete er das erste Mal wieder durch. Er hatte Krankenhäuser noch nie leiden können, und im Moment hatte sich das Dakabi Hauptquartier zu einer notdürftigen, doch gigantischen Version eines Krankenhauses verwandelt.
Er war sich beinahe sicher, dass seine Eltern sich irgendwo in dem riesigen Gebäude befinden mussten, Hilfe leisteten, wo helfende Hände benötigt wurden, er wusste, es war unfair, und dass sie vermutlich krank vor sorge waren, doch der Gedanke, sich auf die Suche nach ihnen zu machen, ließ seinen vernebelten Kopf nur noch mehr schmerzen, sehnte er sich nur danach, sich in irgendeine stille Ecke zu verkriechen, zu einer Kugel zusammenzurollen und in seinen Schmerzen zu zergehen, während die lokale Betäubung in seiner Schulter langsam wieder nachließ. Gewiss waren sie eh viel zu sehr beschäftigt, sich um die zahllosen Verletzten zu kümmern. Ihm wurde übel. Die Schnittwunden in Händen und Fußsohlen, verursacht von Glasscherben waren bereits wieder verheilt, zugewachsen ebenso glatt und unproblematisch, wie sich das Glas durch die Haut geschoben hatte. Die Prellungen und Kratzer, die seinen Körper übersähten, nur noch dumpfe, wütende Farbkleckse, die nur noch unter der Haut schmerzten.
Irgendwann zwischendurch hatte man ihm notdürftige Kleidung verpasst, ihm eine Decke um die schmerzenden Schultern gelegt. Nun wanderte er kraft- und ziellos umher, bis er eine relativ ruhige Ecke gefunden hatte, sich nur für einen Moment setzen wollte.

Henry hatte keine Ahnung, wann oder wie er in eines der bereitgestellten Betten gelangt war, doch es war nicht aus eigener Kraft geschehen. Sein Kopf schmerzte höllisch und fühlte sich noch immer vernebelt an, dumpf drangen Stimmen und Geräusche, die in ein Krankenhaus gehörten, nicht ins Hauptquartier der Dakabis, an seine Ohren, sein Körper bestand aus einem einzigen Knäuel aus verknoteten Muskeln und Nervensträngen bestand, Ziehen, Drücken, Stechen, Pulsieren, Schmerzen, als er mit einem ächzenden Stöhnen die selige Bewusstlosigkeit des Schlafes hinter sich ließ. Eine Nacht, die weder ruhig noch ausreichend war, die Erschöpfung und Schmerzen zu bekämpfen, die ihn noch immer davon abhielten, die Augen zu öffnen, sich der Welt zu stellen, die von den Sonnenstrahlen des Morgens erhellt wurden, in den Augen schmerzen würden und diesen Schmerz weiter in sein Hirn senden würden, wo sie sich in das Knäuel aus Schmerz, dass sein gesamten Kopf auszufüllen schien, einfinden würde.
Die Stimmen um ihn herum nahmen Form an, gewannen an Deutlichkeit, sprachen endlich in einer Sprache, die er verstand.
Er erkannte Alec's Stimme noch bevor sein Bewusstsein völlig zu ihm zurückgekehrt war, wenn auch die Worte zu leise, sie zu verstehen, nicht an ihn gerichtet, doch er war unendlich froh, sie zu hören, als er sich endlich überwand und auch die Augen öffnete, sich behutsam aufrichtete.


(long live the reckless and the brave
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Fr Apr 25, 2014 12:54 am

Sie hatten es überlebt, zum zweiten Mal.
Wie viele Schutzengel hatte der Himmel erübrigt um die beiden Blondschöpfe durch ihr Leben zu geleiten?
Hatte ihre Mutter heimlich Glückskleeblätter unter ihren Kopfkissen getrocknet, Regenbogen eingefangen und sie unter das Frühstücksmüsli gestreut?
Das Abbild der Hölle hatte keinen von ihnen verschlungen, hatte sogar Ricky freigegeben. Die junge, verletzte Alphawölfin in die vor Angst schlotternden Arme der Zwillinge gelegt.
Nichts hätte die Welt noch retten können, wären sie auch ihr beraubt worden, nicht einmal einander wäre es ihnen möglich gewesen das schwarze Loch in ihren Herzen erneut zuzunähen und hinter Maskeraden zu verbergen.
Er hatte nicht gut genug auf sie aufgepasst, er hatte nicht auf seinen Bruder geachtet, tiefer Schmerz und verdorbene, alte Trauer lasteten in seinem Inneren, schnitten jedem Atemzug ihre Freude ab.
Aber sie hatten es geschafft, wieder einmal und dieses mal waren sie nicht die einzigen Überlebenden. Man hatte sie gerettet, sie hatten Ricky gerettet, Cade.
Da blitzte Rachels rotes Haar auf, das unruhige schnarchen von Enya rührte an seinen Ohren. Sie waren noch alle da. Ganz vorsichtig wischte sich Caleb die Tränen aus den Augenwinkeln und schlang dann wieder seine Arme um den schmalen Brustkorb, aus Angst sein Herz könnte heraus springen, weil ihm alles zu viel wurde.
Mit seinen kalten Fingern umklammerte er die Hand seines Bruders, dessen Arm über Ricky lag und sie wie die Schwinge einer Vogelmutter zu beschützen suchte. Ricky in ihrer Mitte, so wie es immer war, so wie es sein sollte, wie es sich gehörte.
Er hatte die ganze Nacht wachgelegen, zugesehen wie sie Cade verarzteten. Unruhig den Raum durchwandert, während sein Zwilling und Enya stöhnend von den Fremdkörpern befreit wurden. Es gelang ihm nicht, auch nur eine komische Bemerkung zu machen. Zu frisch war die Erinnerung an so viele Verluste. Zu groß die Angst dieses Spiel erneut anzutreten und zu wissen, das einem nichts anderes übrig bleibt als zu verlieren.
Doch Caleb hatte gewonnen, das bewies ihm der heiße Atem, den ihn Ricky in die blonden Locken blies.
Bei den Fluchen von Enya, richtete sich Caleb auf, rieb sich müde über die blutunterlaufenen Augen und blinzelte im Zwielicht zu der Braunhaarigen.
„Enya, spar dir deine miesen Metaphern für den Jahrmarkt auf, Ricky braucht ihren Schlaf.“ Fuhr er sie im Flüsterton an, seine Laune war auf dem totalen Tiefpunkt.
Übermüdet, seine Lunge erholte sich ratternd wie eine Kettensäge und die Panik ums Überleben hatte seine Muskeln erschlafft und ihm eine ordentliche Portion Kopfschmerzen verpasst.
In allem ging ihm wohl besser als den Rest ihrer Besatzung, aber Caleb zählte nicht zu der Art von Mitfühlenden Personen, außer es handelte sich um Ricky, in diesem Fall konnte er ungewöhnlich einfühlsam sein. Was sich in seiner Sorge um ihren Schlaf zeigte.
Der Lockenschopf dehnte in seinem viel zu großen Pyjama seine Muskeln als der fremde Werwolf auftauchte.
Ungläubig starrte er den fein gestriegelten Typen an, woher nahm er die Unverschämtheit so gut auszusehen.
„Was gibt’s hier zu grinsen du Lackaffe?“
Caleb drängte sich zwischen die beiden, und unterbrach ihr herzzerrreißendes Liebäugeln, das ihn nur angekotzt hätte, wenn er es bemerkt hätte.
Der Blonde machte eine ausholende Bewegung mit seinem Arm und umfasste den ganzen Raum.
„Findest du das lustig?“ schnauzte er ihn im Flüsterton an. Trat einen Schritt auf Jude zu und zupfte missbilligend an den Handtüchern. „Tauchst hier ohne Essen auf, schon mal daran gedacht, das schwerverletzte hungrig sein könnten.“ Caleb drehte sich zu Enya um, umfasste ihren Arm und zog sie wieder zu ihrem Bett. „Wenn dieser Typ den Morgen so gut findet, soll er doch mal flott was zu essen auftreiben, damit du nicht selber gehen musst.“ Murrte er und schüttelte ungläubig den Kopf. Für Dankbarkeit das man sie gerettet, sein Rudel verarztet hatte, war in Calebs aufgewühlten Wesen kein Platz.
„Guten Morgen! Wird’s bald, oder soll Enya hier drinnen verhungern?“ fuhr er den Schönling erneut, flüsternd an, als er sich umdrehte und er noch immer dastand.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Fr Apr 25, 2014 1:47 am

Erst zum zweiten Mal seit seiner Aufnahme im Dakabipack fand Chandley sich in deren Hauptquartier wider. Über die unglücklichen Umstände dafür ließ sich streiten. Und wie genau er hergekommen war wollte sein Gehirn auch nur widerstrebend rekonstruieren. Er erinnerte sich daran, dass erst Hollie und Matt ihn alleine gelassen hatten. Dass er ihnen verzweifelt hinterher gerufen hatte, aber sein Körper zu schwach gewesen war, um ihnen zu folgen. Zu schwach und zu ängstlich. Einfach erstarrt.
Dann war er zum zweiten Mal in der selben schrecklichen Nacht vom Boden angehoben wurden. An diesem Punkt verlor sich seine Erinnerung. Nur die verblichenen Gesichter von Hollie und Matt, bildeten sich flatterhaft vor seinem geschlossenen Auge nach und er war mit dem Gedanken eingeschlafen – der nette Ausdruck für die Ohnmacht, der er verfallen war -, dass sie Beide in Sicherheit waren und er es auch bald sein würde.
Jetzt war er ganz alleine in einem Einzelzimmer aufgewacht. Ein ganz gewöhnliches Gästezimmer. Eines von vielen, in die er den ein oder anderen kurzen Blick erhaschen konnte, als er sich zum ersten Mal an Hollies Seite in den weitläufigen Fluren des Hauptquartiers verlaufen hatte.
Als sein Blick träge über die nichtssagenden, cremeweißen Wände des spärlich möblierten Zimmers schweifte, wurden weitere, schwache Erinnerungen an das Ende der letzten Nacht wach. Erinnerungen, die sich vor gar nicht allzu langer Zeit abgespielt hatten. Er war in ein sporadisches Krankenzimmer gebracht worden, man hatte ihm die Wunden gesäubert und ihn von allen Seiten mit sanften Berührungen und Worten über das Tapfersein verhätschelt, weil er unter stummen Aufschreien die Zähne zusammenbeißen mussten, als das kühle Wasser seine offenen Verbrennungen berührte. Weil er großzügig von Schussverletzungen verschont geblieben war, schiente und richtete man die zersplitterten Knochen seiner Hand in einem eher komplizierten Verfahren, für das man ihm sogar eine Betäubung verabreichen musste. Weil die Verletzungen von jetzt an von alleine heilen würde, teilte man ihm keines der beaufsichtigten Krankenbetten zu, die für härtere Fälle frei geräumt werden mussten. Immer wieder hatte er nach Matt und Hollie gefragt, die Stimme heiser und verloren zwischen anhaltenden Schmerzen und der in Schüben und Anfällen immer wiederkehrenden Angst vor dem Elend und Leid, das nicht nur ihm letzte Nacht widerfahren war.
Er musste seine Großmutter anrufen, dachte er, und würde den flüchtigen Einfall wieder vergessen haben, bis er überhaupt eine Möglichkeit zum Telefonieren gefunden hatte. Vielleicht war es besser so. Er würde sie in unnötige Sorge versetzen.
Die Brandnarben verunstalten seine Beine. Waren auch jetzt noch dick und unförmig bevor sie ganz verblassen würden. Wie ein Netz aus geschwollener Haut und Schlaglöchern zog sich die frische rosane Haut über seine gesamten Beine.
Seine Hand war unbeweglich und steif unter dem schwitzigen Gips, aber auch sie würde heilen.
Tatsächlich hatte er endlich die Kraft, das Bett zu verlassen und schlüpfte ungeschickt in ein Bündel Klamotten, das ihm jemand klammheimlich beigelegt hatte. Die Hose rutschte ungemütlich, wenn er sich zu vorheilig bewegte, aber das hatte er nicht vor. Und er musste feststellen, dass ihm das schwarze Shirt auch eine Nummer zu groß war. Aber darüber würde er sich als aller letztes beklagen.
Sobald er die Tür nach draußen in den Flur öffnete musste er sich dem geballten Trubel stellen und nachdem sich neugierige Blicke darüber informiert hatten, dass es ihm zumindest gut genug ging, um hier und da Verpflegung oder neue Verbände durch die Flure zu tragen, wurden ihm eben diese kleinen Jobs zugeteilt. Plötzlich war er mitten drin und insgeheim froh, eine Beschäftigung zu haben, in der er sich gar nicht mal so dumm anstelle. Frühstück zubereiten und Anweisungen befolgen? Das konnte er.
Mit einem gefüllten Tablett machte er sich ein weiteres Mal auf den Weg. Der Geruch von frischen Spiegeleiern und goldbraun gebranntem Toast stieg ihm in die Nase und sein Griff um das Tablett war wackelig, brachte das Geschirr für drei zum leisen Klirren, während er den eiligen Ärzten und Krankenschwestern auswich. Ein Klecks Marmelade und ein größerer Klecks Butter gehörten ebenso wie ausreichend Scheiben Käse und Wurst zu der Frühstücksausstattung hinzu und er war ganz heimlich stolz auf die Anrichtung, auch wenn er noch nicht wusste, für wen die Köstlichkeiten bestimmt waren.
Unbeholfen öffnete er die nächstbeste Tür mit dem Ellenbogen und war froh, auf Anhieb ein Zimmer mit tatsächlichem Inhalt gefunden zu haben. Und Obwohl das junge Mädchen mit dem Rücken zu ihm gewandt war, erkannte er die rötlichen Haare sofort und seufzte zufrieden, weil er sie endlich gefunden hatte und ihr mit dem Frühstück gleichzeitig eine Freude bereiten konnte.
„Hollie…“ murmelte er leise, aber das genügte ihm noch längst nicht. Viel zu schwungvoll stellte er das Tablett auf einem Schrank ab und eilte dann auf seine Cousine zu, drückte sie fest an sich. „Hollie, ich bin so froh“ murmelte er ein weitres Mal in ihr Haar und war überrascht, dass der Geruch einer Familie so vertraut sein konnte, auch wenn man sich jahrelang nicht gesehen hatte.
Dabei stimmte es gar nicht. Er war überhaupt nicht froh. Nur erleichtert. Und das auch nur ein kleines bisschen. Die Überwältigung ließ diese Gefühle im Vordergrund stehen. Eigentlich war er noch immer schwer getroffen, von all dem, was er hatte ansehen müssen. Von dem Gedanken, dass es seiner Cousine vielleicht ähnlich ging und, dass sich keiner von ihnen jemals vollständig davon regenerieren würde. Er drückte ihr einen zaghaften Kuss auf die Stirn, bevor er sich von ihr löste.
„Ich hab Frühstück mitgebracht“ eröffnete er ihr, als wäre das sein einziges Ziel gewesen. Hollie ihr Frühstück zu bringen. Er lachte verlegen und war selbst überrascht, wie gut es ging. Und wie gut es tat. „Für drei Personen…wenn wir Matt finden…“ er beendete seinen Satz nicht.
Matt. Er hatte ihm das Leben gerettet und Chandley war nie dazu gekommen, ihm zu danken. Ein Spiegelei und zwei Scheiben Toast würden dafür nicht ausreichen und jetzt war er Ältere nichtmal hier. Er biss sich auf die Unterlippe. „Ihm geht es doch wieder gut, oder?“ fragte er trotzdem nach und hatte unbestimmte Angst auf die Antwort.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Fr Apr 25, 2014 10:15 pm

Hieß es in Filmen nicht, wenn es dramatisch wurde und einer dem Tod nahe war, dass das gesamte Leben vor einem oder dem inneren Auge vorbeizog? Log die Filmindustrie auch in diesem Punkt? Cassandra hatte auch noch niemanden fragen können der ihr dies bestätigt hätte. Aber wieso sah dann die schwarzhaarige Alphawölfin keine unfassbar schnelle Abfolge von Bildern? Nicht ihre Kindheit, nicht die Wutausbrüche und die daraus resultierende, ungewollte Verwandlung welche sie zu kontrollieren lernen musste? Nicht der Moment als ihre Eltern verschwanden und ihr von den Rouges mit ihren eiskalten Klauen entrissen wurden. Nicht der Moment in dem sie selbst Anführerin eines Rudels - einer Familie - wurde... Also war dieser ganze Quatsch erfunden. Oder lag Cassandra gar nicht im Sterben? Wie sonst könnte man jedoch ihren momentanen Zustand nennen? Alles was sie noch wusste war, dass sie furchtbare, stechende und beinahe nicht auszuhaltende Schmerzen verspürte und man ihr Elena entrissen hatte. Danach? Leere, schwarzes, kaltes Nichts. Was sie selbst seltsam fand war die Tatsache, dass sie über diese ganzen Dinge philosophieren konnte. Und sich selbst unzählige Male schreien hörte - ob vor Schmerz oder Wut wusste sie nicht. Dann waren da noch seltsame, kalte und metallische Geräusche gewesen. Und ein... Wirrwarr aus Stimmen. Doch das alles drang zu ihr als befände sie sich in einem anderen Raum - es klang fern und als ginge sie das alles nichts an. Also gab sie sich der Schwärze wieder hin, schwebte in der Leere so vor sich hin und verschmolz mit der Dunkelheit.

Und als hätte man sie mit einem Schwall Eiswasser übergossen kam die Alphawölfin wieder zu sich - schweißgebadet. So ausgelaugt wie in diesem Moment hatte sie sich nie gefühlt. Ihr Haar klebte ihr an den meisten Stellen am Hals, am Kopf oder war im Kopfkissen vergraben. Ihr ganzer Körler zitterte leicht und sie konnte fühlen dass sie leicht in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt war. Als sie die Bettdecke etwas anhob besah sie sich einer Reihe weißer Verbände welche sowohl um ihre Hüfte wie auch ihr Bein, ihre Hand und einige andere Körperstellen gewickelt waren. Auch das Herumdrehen war ihr nicht möglich - eine Infusionsnadel führte aus ihrem Arm in einen Beutel mit roter Flüssigkeit. Hatte sie so viel Blut verloren? Wer wusste das schon, immerhin dachte Cassandra bis vor ein paar Augenblicken, dass sie tot gewesen sei. So wurde man also Eines besseren belehrt... Wenigstens klebte das eigene Blut nicht mehr an ihr und auch der Ruß bedeckte nicht mehr ihre Lungen und ihre Haut - Schweiß lief ihr auch nur noch selten welcher ins Auge. Nun, als sie fertig damit war sich ihrer eigenen körperlichen Verfassung zu versichern sah sie sich um - und war wirklich erschüttert. Um sie herum, und der Raum war wirklich nicht klein, standen noch mehr weiße Betten in denen Wölfe lagen - mit mehr oder minder schlimmeren Verletzungen. Einige waren mit gebrochenen oder verstauchten Knochen, Prellungen oder einigen Schnittwunden davon gekommen während Andere kaum mehr zu erkennen waren. Ein, zwei Wölfen fehlte sogar Fell - oder in der momentanen Form Haare.
Und sogar jetzt hatte Cassandra das starke Bedürfnis aufzustehen und sich nach jedem einzelnen Familienmitglied zu erkundigen - sich zu vergewissern, dass keiner von ihnen seinen letzten Atemzug getan hatte. Versuchsweise hob sie erst ihren linken, dann ihren rechten Arm. Beide zitterten, als wäre diese simple Aufgabe eine schweißtreibende Arbeit, doch sie folgten dem Streben der Schwarzhaarigen. Nur die Beine waren schwerer zu überzeugen - doch wer wäre Cassandra wenn sie nicht ihre eigenen Gliedmaßen dazu bekam ihr zu gehorchen? So geschunden sie auch waren. Allein der Ständer an welchem der Infusionsbeutel hing verhinderte, dass Cassandra gleich wieder zusammen sackte. Nun, nachdem sie erfolgreich stand, war das Erste das ihre Augen suchten Lou...
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1So Apr 27, 2014 12:56 am

Vor ein paar Wochen bist du wie aus dem Nichts aufgetaucht und hast mein verdammtes Leben ruiniert. Daher kennen wir uns.
Die Wahrheit. Das wäre die nackte Wahrheit gewesen. Aber das nützte ihm nichts. Sie würde es nicht verstehen.
Und trotzdem habe ich dir das Leben gerettet. Hätte er hinzufügen können. Das hätte die Härte der Aussage abgeschwächt.
Aber wenn ich die Wahl gehabt hätte, hätte ich es nicht getan. Egal, für welche Antwort er sich letztendlich entscheiden würde, den Grund für diese Widersprüchlichkeit würde er ihr um jeden Preis verschweigen.
„Du bist Teil meines Packs“ war alles, was er am Ende sagte. Ein nüchtern ausgesprochener Fakt, der eigentlich keiner war. Aber seine Stimme blieb so trocken, der starre Ausdruck selbsterklärend, dass alle Zweifel sich erübrigten. Rausschmeißen konnte – und würde! – er sie später immer noch.
Aber nicht jetzt. Es gab einen Grund dafür, wieso er alle Wölfe hatte versorgen lassen. Wieso er niemand zurückgelassen hätte, dessen Herz noch schlug. Egal, wie schwach. Denn wenn er sich eines aus Alexanders Feldzug hatte zusammenreimen können, dann, dass es kein Zufall gewesen war. Zu durchgeplant war der Angriff gewesen…zu gezielt. Planung war vorhersehbar. Was bedeutete, dass Alec es hätte kommen sehen müssen. Aber das hatte er nicht. Und jetzt waren sie tot. Diejenigen, die er hätte beschützen müssen.
Nichts dergleichen spielte sich tatsächlich in seiner Mimik ab. Nachdenklich ruhte sein Blick auf Lexi, verflüchtigten sich nur manchmal herüber zu Henry oder Madeleine. Er wäre egoistisch genug gewesen, sein Leben für sie zu geben. Aber es war ihm vergönnt geblieben, doch noch als Held zu sterben.
Es war erstaunlich leicht, sich in Lexis großen, blauen Augen zu verlieren, wenn man es denn zuließ. Dass Alec sich diese Schwäche überhaupt erlaubte, lag vielleicht an der Tatsache, dass sie zum ersten Mal so lange am Stück die Klappe hielt, was unglaublich entspannend war. Ihre Gesichtszüge waren so weich und unberührt. Fast kindlich sah sie aus, vor allem mit der schreckhaften Angst, die ihr noch immer ins Gesicht geschrieben stand. Alec leckte sich ganz unbewusst die Lippen und runzelte die Stirn.
Dass ein Herzschlag stetig an Schnelligkeit zunahm und zuweilen einen ganzen Schlag aussetzte waren eindeutig Nachfolgen der Verletzung des Hinterkopfes und des Schlafmangels. Obwohl Alec doch klug genug war, es besser zu wissen. Aber zu stolz, um es zuzugeben. Auf keinen Fall lag es daran, dass Lexi ihre Hand so quälend zaghaft nach ihm ausstreckte. Dafür hätte er seine eigene Hand ins Feuer gelegt. Wenn möglich, die verletzte. Er stand ja sowieso kurz davor, sie zu verlieren.
Sein Verstand wollte seinen Körper dazu überreden, ihrer Berührung auszuweichen, sich schnellstmöglich zurückzulehnen, aber unsichtbare Fäden hingen an seinem Körper und zogen ihn näher zu der Blonden.
Dann wurde die Tür geöffnet und Jemand kappte die Fäden. Steif wie eine Puppe fiel Alec zurück gegen die Lehne und begrüßte Leonora mit einem müden Nicken. Sie sah aus, als hätte sie sich selbst zum Dienstmädchen degradiert und vielleicht wäre es angemessen gewesen, sich bei ihr zu bedanken. Nicht für den  Tee, sondern für alles. Er schüttelte stattdessen den Kopf. Tee reichte nicht aus. Er hätte jetzt einen Kaffee gebraucht. Die einzige Sucht, die er sich erlaubte. „Aber du kannst Lexi eine Tasse eingießen“ Das war ein Befehl. Er überprüfte seine Antwort nichtmal mit seiner eigentlichen Gefährtin.
Im nächsten Moment sah er die Regung aus den Augenwinkeln und in der törichten Hoffnung, es könne sich um ein Lebenszeichen von Madeleine handeln, zogen sich seine Augenbrauen hoffnungsvoll zusammen, um dann mindestens genauso froh darüber zu sein, Henry in aufrechter Position vorzufinden.
„Dabei hatte ich die Stille gerade genossen“ begrüßte er das Erwachen seines besten Freundes und versuchte alleine an dessen äußeren Zustand zu erkennen, inwiefern er sich bereits von der letzten Nacht erholt hatte (hehehe, wenn man den letzten Teil des Satzes aus dem Zusammenhang reißt… If you know what I m)
„Henry bekommt auch einen“ ordnete er Leonora zusätzlich an und, was seine Lippen dabei veranstalteten, war vielleicht kein Lächeln, aber zumindest der zarte Ansatz eines solchen.  

(Ich will dich nicht verliern’
Und ich will dich nicht zurück
Hau ab, komm wieder her
Es ist zu leicht, es fällt so schwer~)
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Mo Apr 28, 2014 12:26 am

Sie waren am Ende ihrer Kräfte angekommen. Nicht in den kühnsten Träumen hätte Lou es jemals geschafft, Cassandra eigenmächtig aus der Hölle zu schaffen. Die Kraftlosigkeit seiner Alphawälfin riss ihn selbst immer weiter in die Tiefe. Dem hartnäckigen Optimismus wich gefährlicher Mutlosigkeit. Die Anwesenheit Seths plötzlich frustrierend. Wenn er nicht gekommen wäre, um sie zu retten, dann hätte er sich nicht selbst in Gefahr begeben. Dann würde er nicht hier mit ihnen feststecken. Und der Rogue hätte seinen Job kurz und schmerzlos beendet.
Keiner dieser Gedanken formte sich klar genug in Lous Kopf, um Sinn zu ergeben. In Wahrheit konnte er nur hoffen, dass Seth sich längst wieder in Sicherheit begeben hatte. Es war unwahrscheinlich, aber Lou nahm den Blonden gar nicht mehr war. Wie in Trance ertappte er sich plötzlich dabei, wie er Cassandra schützend in den Armen hielt. So fest, so nah, dass sie nach und nach zu einer einzigen Einheit verschmolzen. Eine Einheit, dessen Schicksal bereits besiegelt war. Ganz automatisch passte sich sein Atem dem ihren an. Er spürte, wie unregelmäßig sein Herz schlug, immer langsamer werdend. Träge und stumm pochte es vor sich hin. Versiegender Kampfgeist vor dem großen Ende.
Stattdessen rauschte das Blut in seinen Ohren. Übertönte beinahe die fremde Stimme des Dakabi Wolfes. Erst, als sie sich direkt an ihn wendete, ihn fragte, ob er aufstehen konnte, ob er den Weg alleine schaffen würde, zeichnete Lous Verstand ein sehr grobes und sehr schwaches Bild davon, was vor sich gehen musste.
Wie er letztendlich ins Auto gekommen war, hätte er trotzdem nicht sagen können. Auch nicht, zu welchem Zeitpunkt man ihn von Cassandra und Seth getrennt hatte. Aber was für eine Rolle spielte das jetzt noch? Irgendwo dazwischen verlor sich sein letzter Gedanke wie die leichte Feder im Wind, bevor die Müdigkeit ihr Opfer forderte.

Lou erwachte nicht eigenmächtig. Er war nicht bei Bewusstsein gewesen, als man ihm die vielen Wunden reinigte, die Fremdkörper sorgfältig entfernte, ihn in frische Kleidung steckte und letztendlich einem weichen Bett den Rest der Versorgung überließ.
Die tief aufgerissenen Kratzwunden wuchsen langsam wieder zu, während der Rothaarige im Traum auf den Dächern Londons stand. Bei dem Regen, der ihm dabei Haare und Kleidung durchnässte, handelte es sich in Wahrheit um Schweiß, weil die schnelle Heilung seinen Körper unnatürlich beanspruchte. Viel zu selten benötigte er sie tatsächlich.
Vier oder fünf Mal war er in seinem früheren Leben angeschossen worden. Nichts Dramatisches. Aber wie auf Kommando traf ihn die Kugel im Traum. In Zeitlupe konnte er sich nicht dagegen wehren, wie sein Körper nach hinten kippte. Anstelle des Schmerzes spürte er nur den schweren Druck auf seiner Brust und in dem Moment, in dem ihm genau das bewusst wurde, schlug er die Augen auf.
Der Druck war verblieben, war aber mit keinerlei unangenehmem Gefühl verbunden. Seine Arme ertasteten den Körper des jüngeren Wolfes und noch ehe er einen Blick auf das hellblonde Haar erhaschen konnte, wusste er, dass Seth irgendwie zu ihm gefunden hatte.
Die Fähigkeit, auch nach einer Nacht wie dieser, mit einem Lächeln aufzuwachen, war Lou zumindest nicht verloren gegangen. In einer brüderlichen Geste schlang er die Arme um den Kleinen, um ihn fester an sich zu drücken. Er hatte keine Erinnerung daran, wie schwer verletzt Seth gewesen war, aber es war ihm offenbar gut genug gegangen, um ihm und Cassandra das Leben zu retten. Aber die körperlichen Verletzungen waren wohl kaum schlimmer als die seelischen Qualen. Und Seth war doch noch so jung…
Bevor er Teil eines Packs geworden war, war er eine solche Zuneigung von Anderen nicht gewohnt gewesen, hatte sie überhaupt nicht gekannt. Berührungsängste kannte er trotzdem nicht und während Seths Umarmung so herzlich erwidert wurde, war Lou selbst sprachlos. Ein ach so seltener Zustand.
„Haben diese Dakabis auch zufällig einen Zimmerservice eingerichtet?“ fragte er deshalb, augenscheinlich zusammenhanglos, bevor er fortfuhr. „Ich habe einen Mordshunger“ Und wir zur Bestätigung knurrte sein Magen, was ihm ein kehliges Lachen entlockte.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Do Mai 01, 2014 9:02 pm

Seth kicherte und schaute Lou aus seinen großen, blauen Augen an. Seine zerbrochene, schwarze Brille hatte à la Harry Potter ein Stück weißes Klebeband um den Nasenbügel gewickelt bekommen, da der Kleine Ersatzbrille besaß. Er konnte zwar auch ohne noch relativ gut sehen, aber Seth hatte sich inzwischen so sehr an seine Sehhilfe gewöhnt, dass es ein Teil von ihm geworden war und ohne fühlte er sich nackt und verwundbar. Der kleine, feine Riss auf dem rechten Glas schien ihn nicht weiter zu stören.
Allein die Erinnerung an die Nacht, die damit zusammenhing, hatte der junge Werwolf für den Moment verdrängt; sein sensibler Geist war noch nicht bereit, sich mit dem Geschehenden auseinander zu setzen. Doch würde er es irgendwann müssen.
Für den Moment reichte Seth der Anblick Lous und auch Cassie, die gerade zu sich gekommen zu sein schien, konnte einer kleinen, stürmischen Umarmung nicht entfliehen. Dann salutierte der Blonde mit der falschen Hand und rief: “Essen kommt so fort!“ Er kratzte sich nachdenklich am Kopf und fügte nun etwas zögerlicher hinzu: “Wenn noch was da ist… als ich an der Küche vorbei gelaufen bin, hat sich gerade eine ganze Horde von Wölfen über den Kühlschrank her gemacht.“
Der Kleine zuckte mit den Schultern und lief trotz der negativen Vorhersage fröhlich aus dem Zimmer hinaus. Man konnte sein Glück immer versuchen. Vielleicht hatte die hungrige Horde etwas übrig gelassen.
Seine Müdigkeit war bei dem Anblick seiner wohlbehaltenen Rudelmitglieder augenblicklich verflogen und der leichte, pochende Schmerz seiner Rippen so gut wie vergessen.
 
Die Küche fand der Blonde sofort und ohne Probleme. Selbst ohne seinen guten Orientierungssinn wäre ihm das auch nicht schwer gefallen, da er, als Alec seinem Pack noch erlaubt hatte, in seinem Hauptquartier zu leben, öfters das Frühstück für die anderen Wölfe vorbereitet hatte. Das letzte Mal hatte er das nach der verhängnisvollen Nacht der gemeinsamen Jagd getan.
Unwillkürlich überlief ein Schauder den zierlichen Körper des Werwolfs und er schüttelte den Kopf um die negative Erinnerung zu verdrängen.
Ob Alec seine Meinung wohl überdenken würde, nachdem die Rudel so perfekt miteinander kooperiert hatten um die gemeinsame Bedrohung nieder zu schlagen?
Seths Gedanken wurde unterbrochen, als er die Küche erreicht hatte. Nur hin und wieder war ihm noch jemand auf dem Flur begegnet. Die Geschäftigkeit der Wölfe und Sanitäter war im Morgengrauen langsam zum erliegen gekommen. Nicht verwunderlich, denn auch die Helfer waren allesamt von der harten, nerventreibenden Arbeit erschöpft.
Zum Glück des Kleinen war die Küche nun leer. Aber dafür sah es dort aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.
Überall lagen Brotkrümel herum, als hätte sich eine wilde Meute mit den Backwaren in der Küche geprügelt.
Auf dem ganzen Tisch lagen leere Wurst- und Käsepackungen; irgendjemand hatte mit einem Spiegelei wohl daneben gezielt und die zerbrochene Schale samt Inhalt nur notdürftig entfernt. Dreckiges Besteck und Teller lagen achtlos in der Spüle oder stapelten sich auf der Mikrowelle, deren Tür offen und der Innenraum hell erleuchtet war.
Jemand hatte eine fast leere Milchpackung umgeworfen und der restliche Inhalt hatte einen kleinen, weißen See unter einem der Küchenstühle verursacht. Seth konnte sich ein beeindruckendes Pfeifen beim Anblick des Chaos nicht verkneifen.
 
In den nächsten Minuten schaffte er es, sich zwischen dem Dreck am Boden hin und her zu schlängeln und noch ein paar Scheiben Toast mit Butter und Marmelade aufzutreiben.
Da keine normalen Teller mehr sauber waren und Seth nicht die Muse verspürte abzuwaschen, packte er die spärliche Mahlzeit auf ein paar Untersetzter.
Auf dem Weg aus der Küche schnappte er sich noch einen Apfel und zwei Mandarinen aus dem umgekippten Obstkorb auf dem Tisch und beeilte sich zurück zu Lou und Cassie zu kommen.
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BeitragThema: Re: Part I ~ Ancient Legends   Part I ~ Ancient Legends - Seite 20 Icon_minitime1Do Mai 01, 2014 9:10 pm

Leonora zögerte nicht. Sie fragte nicht und gab keinen Kommentar von sich.
Selbst wenn sie zu dem Typ Mensch gehören würde, der versucht hätte, die düstere Stimmung mit einem frechen Kommentar aufzulockern, wäre ihr das nicht gelungen.
Die Strapazen der Nacht spiegelten sich in den Gesichtern der Wölfe wieder.  Sie sahen müde, verwirrt, verletzt und düster aus.
Lautlos schlängelte sich die Dunkelhaarige zu Lexi und Alec durch. Als sie Alecs angewiderten Blick auf den Tee wahrnahm, bemerkte sie beiläufig: „Ich habe leider keinen Kaffee gefunden, sonst hätte ich ihn mitgebracht.“, sie stellte, entgegen seines Befehls, zwei Tassen neben Lexi und goss den Tee in beide Gefäße ein.
Erst jetzt bemerkte sie die Verwirrung und Panik die von der Gefährtin des Alphas ausging. Obwohl die Dunkelhaarige nicht in Wolfsgestalt war, konnte sie die Angst der anderen Frau fast riechen. Fragen zog Leonora eine Augenbraue hoch, wagte es jedoch nicht nach dem Problem zu fragen.
Die Probleme zwischen ihrem Alpha und dessen Geliebter gingen sie nichts an.
 Sie hockte sich stattdessen vor der jungen Frau hin und reichte ihr aufmunternd die Tasse.
„Hier, das wird dir gut tun, Lexi“, sagte sie betont sanft, doch ihr Stimme klang nicht vollkommen überzeugt.
Leonora spürte, dass sie keine große Reaktion zu erwarten hatte. Stattdessen überließ sie Alec und Lexi erneut sich selbst und wandte sich dem Vierten in dem Raum zu, der auch gerade wieder zu Bewusstsein gekommen zu sein schien.
Henry sah nicht viel besser als die Anderen aus, doch Leonora wollte die Chance nutzen, dass Alec abgelenkt war und sie ein wenig Ruhe zum Reden hatte.
Als erstes goss sie dem Werwolf eine Tasse Tee ein, ohne ihn zu fragen und stellte dann das Tablett auf den Boden. Vorsichtig setzte sie sich auf den Rand des Bettes, so weit weg, wie möglich, um nicht aus Versehen aufdringlich zu wirken, aber immer noch nah genug für ein leises Gespräch zu sein. Zögerlich schaute die Dunkelhaarige auf ihre langen, schlanken Hände, unsicher, ob sie ihren Gegenüber kurz nach seinem Erwachen schon belästigen durfte.
Trotzdem, auf die Gefahr hin, ein paar unschöne Erinnerungen wach zu rufen, stellte die Werwölfin ihm die eine Frage, die ihr schon seit Stunden auf der Seele brannte und sie vom Schlaf nötigen abhielt.
„Was ist da passiert???“, ihre Stimme war bedeckt und ruhig, aber ihre dunklen, undurchdringlichen Augen zuckten unsicher zwischen Henry und der Zimmertür hin und her.
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